Unterwerfungsgesten Teil 1
1
Der Elternabend
Raum 301. Ihre Schritten hallten durch die engen, kalten Gänge der Schule. Irene schauderte ob der Kälte und Dunkelheit, die sie schnell zu überwinden suchte. Sie konnte sich nicht recht vorstellen, dass ihre Stieftochter sich in diesem strengen, einschüchternden Gemäuer praktisch jeden Tag aufhielt. Raum 304.
Irene war es unangenehm, dass sie sich verspätet hatte. Ein wichtiger aber anstrengender Mandant ihrer Kanzlei hatte wegen eines anstehenden Gerichtstermin zunehmend absurdere Fragen gestellt und es nicht geschafft, sich zu verabschieden. Schließlich hatte der sündhaft teure Sportwagen, den sie sich auf Anraten ihrer Stieftochter zugelegt hatte, gestreikt. Worin lag der Sinn eines Sportwagens, wenn er ständig in der Werkstatt stand? Julia hatte sie dazu gedrängt, nicht ohne Hintergedanken, denn nächstes Jahr würde sie ihren Führerschein machen. Sie hatte sich um den Finger wickeln lassen, wie so häufig.
Anklagend donnerten ihre hastigen Schritte durch die Gänge. Raum 310. Pünktlichkeit war eine Tugend, die Irene sehr hoch einschätzte und sie hatte in ihrer Kanzlei wenig Verständnis, wenn ihre Mitarbeiter es an solchen Grundtugenden mangeln ließen. Raum 313.
Raum 315. Sie war da. Unter dem Türspalt krochen Lichtstrahlen hervor, eine weibliche Stimme war zu vernehmen. Irene legte die hand auf die Türklinke, hielt aber inne. Die Stimme aus dem Raum sprach über die diesjährige Klassenfahrt.
„In der Vergangenheit hat es immer wieder Fälle gegeben, in denen Schüler oder Schülerinnen sich nicht an die vereinbarten Regeln gehalten hatten. Ich werde ein solches Verhalten sich tolerieren. Die Schule behält sich vor, jedes Fehlverhalten angemessen zu sanktionieren.“
Irene nahm die Hand von der Klinke. Nervös zupfte sie ihren Rock zurecht, strich über ihren Blazer und richtete ihre Haare.
Das würde ein großartiger Auftritt. Die Lehrerin pochte auf die Einhaltung von Regeln und einen Moment später würde Irene zeigen, dass sie nicht in der Lage war, eine der grundlegendsten Regeln einzuhalten.
Irene zupfte erneut an ihrem Rock und ertappte sich sogar dabei, dass sie ihr Make-up im Schminkspiegel überprüfte. Ihr Herz schlug in ihrer Brust. Irene wunderte sich, dass sie so aufgeregt war, schließlich hatte sie gute Gründe, zu spät zu erscheinen und schließlich konnte so etwas schon einmal passieren. Sie erinnerte sich an ihre Schulzeit, an strenge Lehrer und vor allem Lehrerinnen, an Demütigungen.
Ihre Stieftochter hatte ihre neue Klassenlehrerin als streng beschrieben und die kalte, bestimmte Stimme, die Irene aus dem Raum vernahm, strahlte eine natürliche Autorität aus.
Irene zupfte ein letztes Mal an ihrem Rock, atmete tief durch, klopfte zaghaft an die Tür und drückte mit einem leisen Seufzer die Klinke hinunter, die mehr Widerstand bot, als Irene erwartet hatte. Die Stimme verstummte mitten im Satz.
Grelles Licht strömte Irene entgegen, als sie die Tür öffnete. Ein normaler Klassenraum eröffnete sich ihr. Tische, Bänke, eine Tafel, kahle Wände und ein Dutzend Augenpaare, das sich zu ihr umdrehte und sie anblickte.
Sie trat einen Schritt in das Licht und blickte zögerlich in die Augen der Lehrerin, die kalt und bläulich funkelten.
„Entschuldigen Sie die Verspätung“ stammelte Irene etwas hilflos und trat noch einen Schritt vor. Sie stand nun vollkommen im Neonlicht der Lampe, das unangenehm grell auf sie schien.
„Bitte, kommen Sie herein“, antwortete die Lehrerin spröde und zeigte auf einen leeren Platz.
Irene murmelte ein „Danke“ und hastete schnell zu der angewiesenen Bank in der letzten Reihe. Sie klemmte sich hinter diese. Die Anwältin kam sich vor wie ein Schulmädchen, das etwas falsch gemacht hatte.
Eigentlich hätte Irene gar nicht dort sein müssen. Julia war nicht ihre leibliche Tochter. Ihr Mann hatte sie aus einer sehr kurzen ersten Ehe. Mit vierzehn erst war sie von ihrer leiblichen Tochter zu ihr und ihrem Mann gezogen und entgegen aller Klischees waren Irene und Julia recht gut miteinander zurecht gekommen, sodass die beiden ein Verhältnis pflegten, das irgendwo zwischen Tochter und Freundin rangierte. In letzter Zeit war das Verhältnis zwar ein wenig angespannt gewesen, aber insgesamt fühlte Irene, die keine eigenen Kinder hatte, sich verantwortlich für das Mädchen, deren leibliche Mutter sich nicht sehr um sie kümmerte.
Die Lehrerin wartete, bis Irene sich gesetzt hatte, bevor sie endlich fortfuhr. Die anderen Eltern zeigten sich leicht ungeduldig.
Irene spürte ihr Herz bis in ihre Kehle schlagen. Langsam beruhigte sie sich wieder und in dem Maße, in der sie ihre Contenance wiedergewann, begann sie sich auch zu ärgern über ihr Verhalten. Sie war ein wenig zu spät gekommen, aber war das ein Grund, sich so in die Defensive drängen zu lassen? Musste sie sich diese herablassende Art der Lehrerin gefallen lassen? Sie war schließlich eine erfolgreiche Frau, die auf den eigenen Beinen stand und die trotz ihrer beruflichen Verpflichtung noch die Zeit fand, sich um die Schule ihrer Stieftochter zu kümmern. Längst nicht alle Eltern waren erschienen. Was bildete sich die Frau ein, ihr, einer erfolgreichen Anwältin im Bereich des Marken- und Urheberrechts, so überheblich zu begegnen? Irene verdiente mindestens fünfmal mehr als diese einfache Lehrerin, die zudem auch noch ein paar Jahre jünger war. Irene schätzte sie auf Ende 20, Anfang 30.
Langsam beruhigte sich und konzentrierte sie sich auf die Worte der Lehrerin, die nunmehr die Unterrichtsinhalte der einzelnen Fächer referierte.
Die Lehrerin trug eine weiße, seidene Bluse, die für Irenes Geschmack einen Knopf zu hoch zugeknöpft war und somit etwas steif wirkte, auf der anderen Seite aber ihre Figur recht gelungen zur Geltung brachte, da das kalte Licht der Neonröhren sich in den Reflexionen erwärmte sanfte Schatten warf, die ihre Brüste unaufdringlich betonten. Darunter, Irene musste etwas unter das Pult lugen um es zu erkennen, trug sie einen engen, knielangen schwarzen Rock und dunkle Nylons unter geschmackvollen schwarzen Pumps. Insgesamt ein klassisches Outfit.
Sie hatte ihre blonden, langen Haare zu einem recht streng aussehenden Dutt zusammengebunden, der ihr ganzes Äußeres noch strenger erscheinen ließ. Schmuck schien die Lehrerin nicht zu tragen.
Hinter der ganzen Strenge versteckte sich eine äußerst attraktive junge Frau, dachte Irene bewundernd.
Die Jungen würden ihr trotz ihres strengen Auftretens zu Füßen liegen, dachte sie lächelnd.
Die Strenge jedoch war es, die sie beeindruckte. Ein Blick auf die Eltern zeigte, dass sie der jungen Frau ihre volle Aufmerksamkeit schenkten. Kaum ein Lächeln huschte über ihre Lippen, ihre Ausführungen waren sehr präzise, ihr Ausdruck sehr präzise. Eine Eigenschaft, die sie als Anwältin sehr zu schätzen wusste.
Jenseits der Präzision war ihre Ausstrahlung durch Kühle, vielleicht sogar Kälte geprägt. In der Art, wie sie Irene behandelt hatte, schwang ein großes Maß an Herablassung mit. Für eine Lehrerin vielleicht nicht unbedingt ein Pluspunkt. Die Beschreibungen und ersten Einschätzungen Julias auf der anderen Seite waren recht positiv ausgefallen, ihr schien die Sachlichkeit zu gefallen.
Doch hinter diesen offensichtlichen Charakterzügen versteckte sich noch etwas anderes, das Irene irritierte, ein wenig sogar verstörte. Sie trug in sich unterschwellig etwas bedrohliches. Eine innere Macht ging von ihr aus, die die Anwältin durchaus beeindruckte.
Ihre äußere Strenge wurde durch eine Stärke unterstrichen, die deutlich machte, dass sie keine leeren Drohungen machte. Vielleicht war es das, was Julia an ihr schätzte, dass die Lehrerin klar machte, was zu gelten hatte und dass sie in der Lage war, Verstößen entgegenzutreten.
Schließlich hatte die Lehrerin ihre Ausführungen beendet und fragte nun ins Plenum, ob noch Fragen bestünden. Die Eltern blickten sich gegenseitig stumm an und so verabschiedete sich die Lehrerin von ihnen und hob die Versammlung auf.
Irene wollte bereits aufstand, als die Frau hinter dem Pult sie ansprach.
„Frau Sanders, können Sie bitte zu mir kommen? Ich habe noch einige Informationen, die Sie versäumt haben.“
Da war wieder diese Arroganz! etwas unwillig aber gleichzeitig auch angezogen von ihr, stand ich auf und trat an das Pult heran, wie ein Schulmädchen. Entgegen jeder Etikette, blieb sie hinter ihrem Pult sitzen. Irene dachte daran, dass dies vermutlich die Retour darstellte für ihr verspätetes Erscheinen.
Die junge Frau machte einige Notizen und ließ die Anwältin vor sich warten. Diese überlegte sich, ob sie sich entschuldigen sollte, entschied sich schließlich aber trotzig dagegen. Stattdessen betrachtete sie die junge Lehrerin, die aus der Nähe noch attraktiver und durch die blauen Augen noch etwas unnahbarer wirkte.
Schließlich hob die Lehrerin die Augen und sah Irene direkt an, der unwillkürlich ein Schauder über den Rücken lief ob des durchdringenden Blickes.
„Ich habe hier noch einige Papiere für Sie.“
Sie drückte Irene einige Fotokopien in die Hand.
„Des weiteren haben Sie einige wichtige Ausführungen zum Verlauf des Schuljahres verpasst, die sie sich nun anderweitig besorgen sollten.“
Irene nickte wortlos. Es entstand eine kurze Stille. Scheinbar erwartete die Lehrerin etwas. Da Irene nicht reagierte, sah sie sich schließlich mit einem unerwarteten und etwas spöttischem Lächeln konfrontiert, das sie jedoch nicht deuten konnte.
Schließlich brach die jüngere Frau das Schweigen:
„Nun gut, das wäre es wohl für heute.“
Als sie aufstand, raschelte die seidige Bluse kurz und das Licht fiel für einen winzigen Augenblick so auf die straffen Brüste, dass diese perfekt ausgeleuchtet wurden. Ein Anblick an den Irene sich einigermaßen verwirrt noch einige Tage später erinnern werden würde. Ihre Gedanken verstörten sie einigermaßen.
„Ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen“, fuhr die Lehrerin fort, der Irenes Blick nicht verborgen geblieben war, reichte dieser die Hand, drückte sie kurz und fest, blickte der älteren Frau dabei durchdringend in die Augen und entließ sie dann.
Reichlich verwirrt verließ Irene den Klassenraum und schritt durch den kalten, dunklen Gang. Den Klang ihrer Schritte nahm sie nicht wahr.
2
Der Tag danach
Irene hatte eigentlich allen Grund, genervt zu sein. Auf der Arbeit lief einiges schief, zudem hatte sie einen ärgerlichen Brief vom Anwalt ihres Mannes erhalten, mit dem sie in Scheidung lebte.
Es gab Streitigkeiten wegen des Hauses.
Die ganze Scheidung beruhte auf Streitigkeiten wegen Geldes.
Der ganze Grund für die Scheidung lag im Geld.
Ihr Mann hatte es nicht verkraftet, dass sie immer erfolgreicher geworden war, immer mehr Geld nachhause brachte, immer eigenständiger wurde. Er hingegen verharrte in seinem Behördenjob, stieg nicht auf, verdiente nicht mehr Geld. Zwar behauptete er, dass es ihm nichts ausmachte, dass sie das Haus praktisch allein bezahlen konnte, dass sie sich einen teuren Firmenwagen zulegen konnte und sein Wagen fortan nur noch als Zweitwagen agierte, aber trotz all seiner gespielten Toleranz nagte es an ihm, bis er sich eine jüngere und weniger erfolgreiche Freundin zulegte und die Scheidung einreichte. Ursprünglich wollte er sich großherzig zeigen und keinen Unterhalt einfordern und nichts vom Haus haben, doch dann häuften sich die kleinen Schikanen. Als Anwältin kannte sie die Prozedur und ärgerte sich darüber weniger, als er beabsichtigt hatte. Sie betrachtete ihren Fall wie alle anderen Fälle. Mehr zu schaffen machte ihr die psychische Seite.
Beruflich zumindest lief alles. Seit einiger Zeit florierte die Kanzlei und ihre Mitarbeiter kamen mit der Arbeit nicht mehr hinterher. Eine Expansion war unumgänglich, Stellenausschreibungen, Einstellungsgespräche, Papierkram. Aber das beschäftigte Irene weniger.
Sie war immer noch mit der Begegnung des letzten Abends beschäftigt. Darin lag auch der Grund, warum sie nicht gut geschlafen hatte. Die Nacht über hatte sie sich in ihrem Bett gewälzt, unfähig, Schlaf zu finden. Erst am Morgen hatte sie in einen unruhigen Schlaf gefunden, der von einem Traum dominiert war, an den sie sich nicht mehr erinnern konnte. Einzig ein undeutliches Gefühl der Erregung war geblieben. Doch dieses undeutliche Gefühl war stärker als der Schlafmangel und so war ihre Laune nicht so schlecht, wie sie es eigentlich erwartet hätte.
Sie hatte jedoch nicht die Zeit und Muße, sich darüber Gedanken zu machen. Das Telefon hatte unerlässlich geklingelt, endlich zur Mittagszeit war Ruhe eingekehrt.
Irene sah auf die Uhr. Halb zwei. Sie nahm das Telefon in die Hand und rief ohne nachzudenken zuhause an.
Ihre Stieftochter hob ab.
„Hallo, Julia Sanders“.
„Hallo Schatz, ich bin’s. Sag mal, hat dein Vater angerufen?“
„Mein Vater ist noch dein Ehemann! Und nein, er hat nicht angerufen, warum auch?“
Irene überhörte die gerechtfertigte Frage, in der Tat, warum sollte ihr Ex-Mann anrufen?
Was sie ärgerte, war der Tonfall ihrer Stieftochter, den sie ihr eigentlich nicht durchgehen lassen sollte, aber heute war es ihr egal.
Ein kurzes Schweigen trat ein, dann stellte Irene die Frage, wegen der sie eigentlich angerufen hatte.
„Hat deine Klassenlehrerin irgendwas über den Elternabend gesagt?“
„Nein, was sollte sie gesagt haben?“
„Na ja, irgendwas, ich bin zu spät gekommen, hat sie zu dir irgendwas gesagt?“
Irene konnte das respektlose Stirnrunzeln quasi durch den Telefonhörer sehen.
„Nein, was soll das?“
Irene entschied, das Gespräch zu beenden, denn ihre Stieftochter nahm sich recht viele Freiheiten heraus.
Nachdem sie aufgelegt hatte, kam sie sich dumm vor. Sie hatte Julia nur angerufen, um herauszufinden ob die Lehrerin etwas über sie gesagt hätte.
Warum nur ging ihr diese Frau nicht aus dem Kopf?
Sie sah gut aus, aber ihr Benehmen war eigentlich inakzeptabel gewesen. Normalerweise hätte die erfolgreiche Anwältin sich das nicht gefallen lassen.
Irene lehnte sich in ihrem Chefessel zurück. Wie in einem Deja vu kam ihr der Gedanke, dass der Traum der letzten Nacht sich um sie gedreht hatte.
Ein seltsamer Gedanke. Sie hatte schon seit Jahren keine derartigen Träume mehr gehabt und zermarterte sich nun das Hirn, um sich an Einzelheiten zu erinnern. Natürlich funktionierte es nicht.
Irene wunderte sich über ihre Gefühle. Sie hatte bisher nie solche Gedanken gehabt, Gedanken, in denen andere Frauen eine Rolle spielten, lesbische Gedanken. Sie drückte sich darum, es beim Namen zu nennen.
Nun gut, eigentlich war das nicht aufrichtig. Um ganz ehrlich zu sein, war sogar ihr erster richtiger Kuss von einer Frau oder besser einem Mädchen gewesen, und es hatte ihr sehr gefallen.
Sie dachte etwas amüsiert an die Klassenfahrt in der 8. Klasse nach. Rothenburg ob der Tauber.
Zu der Zeit war sie mit Sabine sehr eng befreundet. Die beiden hatten einfach viel gemeinsam und lachten und spaßten viel.
Die Klassenfahrt fand zusammen mit der 9b statt und in der 9b waren einige verdammt süße Jungen.
Sabine und Irene hatten sich beide einen ausgewählt, den sie sich angeln wollten. In ihrer eigenen Klasse waren die Jungs einfach noch zu unreif, noch an Comics und Actionfilme interessiert und hatten noch keinen Sinn für das andere Geschlecht oder sie trauten sich nicht, es kundzutun. In der 9b allerdings gab es einige Jungen, die bereits Freundinnen hatten und einige hatten wohl auch schon mit Mädchen geschlafen. Zumindest lauteten die Gerüchte so.
Soweit dachten die beiden Freundinnen aber nicht, sie träumten ganz harmlos von einem romantischen Kuss in einer Ecke des alten Marktplatzes und von Händchenhalten im Mondenschein, wie Mädchen das halt tun.
Und so lagen die Mädchen zusammen auf dem Bett in Sabines Zimmer, hörten Schallplatten und schwärmten von Peter und Martin.
Auf der Klassenfahrt dann kam es aber ganz anders.
Peter und Martin entpuppten sich als genauso albern und kindisch wie ihre eigenen Klassenkameraden. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie so voller Arroganz waren, dass es unerträglich wurde.
Am zweiten Abend fand in der Jugendherberge eine Jugenddisko statt, an der alle Schüler teilnahmen. Erwartungsgemäß hatten die Jungen trotz absoluten Verbots eine Menge harten Alkohols mitgebracht, den sie schnell und maßlos hinunterkippten. Auch die Mädchen betranken sich, hielten sich aber zurück. Mit dem steigenden Alkohollevel verschlechterte sich ihr Benehmen zusehends und die Hoffnungen der Mädchen auf romantische Begegnungen verschwanden gleichsam Die Jungen grölten und prahlten, .
Sabine und Irene sahen ihre Felle dahinschwimmen. Schließlich fasste sich Sabine dennoch ein Herz und sprach ihren Peter an, der sie in seinem Rausch aber barsch zurückwies. Sabine reagierte trotzig und nahm Irene, die gar nicht wusste, wie ihr geschah, in den Arm und meinte lautstark, dass sie ohnehin nichts von ihm oder von Jungen überhaupt wissen wolle und drückte Irene noch fester an sich. Sabine strich ihr sanft und verspielt vor den Augen der Junge mit dem Zeigefinger über das Gesicht, hielt schließlich Irenes Kinn sanft zwischen ihren Fingern und zog sie ganz nah an sich heran.
Irene erinnerte sich noch genau an den süßlichen Atem Sabines, der leicht nach dem Amaretto roch, den sie getrunken hatten, sie nahm ebenso das etwas zu schwere Parfum Sabines wahr, das nach Vanille roch. Irene sah sich gefangen von den roten Lippen ihrer Freundin und öffnete erwartungsvoll leicht und ohne nachzudenken ihren Mund. Die Jungen um sie waren vergessen.
Und dann zerstörte Peter alles, als er lallte, dass er mit so einer fetten Kuh wie Sabine ohnehin nichts zu tun haben wollte. Irene spürte in den Armen ihrer Freundin, welch harter Schlag dieser Satz darstellte. Sabine kam sich selbst zu dick vor.
Irene rettete die Situation.
„Komm, das haben wir nicht nötig“, sagte sie und zog ihre Freundin, die im Begriff war, zu weinen, von den Jungen weg, denn diese unreifen Idioten sollten nicht den Triumph ernten für das, was sie ihr angetan hatten.
Irene und Sabine verschwanden von der Party in den Mädchenschlafsaal, wo Sabine sich ausheulte. Nachdem Irene ihr eine zeitlang zugehört hatte, sie ihr Leid geklagt hatte und Irene ihr immer wieder versichert hatte, dass sie nicht zu dick sei, hatte Irene sie schließlich in die Arme genommen und ihren Kopf an ihre Schulter gedrückt, um Sabine sanft zum Schweigen zu bringen.
Und plötzlich roch sie wieder das betörende Parfum. Sie versank ihren Kopf in Sabines Haaren und ertrank förmlich in deren Duft.
Sie begann Sabine sanft zu streicheln, erst über ihrem Pulli, doch ihre Hände rutschten immer weiter die Schulter herauf, bis sie schließlich zärtlich über den nackten Hals ihrer Freundin glitten, der so wunderbar warm und weich war.
Flüsternd begann Irene ihrer Freundin zu sagen, wie attraktiv diese sei, wie betörend und unwiderstehlich und mit Bedauern musste sie feststellen , dass ihr die richtigen Worte fehlten , um das zu sagen, was sie mitteilen wollte, denn ihr war nicht klar, was sie sagen wollte.
Schließlich löste sich Irene von Sabine und sah ihr in die plötzlich unglaublich blauen Augen, wischte ihr sanft die Tränen von der rechten Wange und nach einem kurzen Zögern beugte sie sich vor und küsste ihr zart die Tränen von der anderen Wange.
Und da drängte sich Sabine auch schon vor und küsste sie auf den Mund. Zuerst war Irene etwas schockiert, dann aber öffnete auch sie ihren Mund und ließ die süßliche, feuchte Zunge zwischen ihre Lippen, wo sie sich verschlangen.
Sie sanken zurück auf das Bett und küssten und streichelten sich und Irene hatte noch nie so etwas schönes gefühlt und so hoffte sie, dass dies nie zuende gehen würde.
Dann kamen die anderen Mädchen in den Schlafsaal und schnell und schuldbewusst ließen die beiden Freundinnen voneinander, richteten ihre Haare und sprangen auf, bevor die anderen Mädchen sie erwischten.
Mit diesem Gefühl der Schuld behandelten die beiden Freundinnen sich auch am nächsten. Sie verloren kein Wort über das Ereignis am vorangegangenen Abend, sie gingen sich den Rest der Klassenfahrt aus dem Weg und sprachen nie von dem Abend. Irene hatte panische Angst, lesbisch zu sein und Sabine schien es ähnlich zu gehen.
Ihrer Freundschaft tat dies insgesamt keinen Abbruch, aber nichts dergleichen passierte jemals wieder und sie verloren beide kein Wort darüber.
Wenig später hatte Irene ihren ersten Freund und sie sah, dass ihre Angst lesbisch zu sein, unbegründet gewesen war.
Lächelnd dachte Irene an dieses Erlebnis zurück, das sie einfach als Jugendsünde abtun konnte und das in keiner Beziehung zu der Lehrerin stand. Sie hatte sich damals unschuldig und kindisch benommen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen kramte sie nach ihrem Terminkalender, in den sie die Nummer der Lehrerin geschrieben hatte und wählte kurz entschlossen ihre Nummer. Auch jetzt benahm sie sich kindisch.
Die Situation musste bereinigt werden. Sie würde Frau Wantia einfach anrufen, sie zum Kaffee einladen, sich der Etikette entsprechend für die Verspätung entschuldigen, die Informationen einholen, von der die Lehrerin gesprochen hatte und schließlich ein wenig Smalltalk halten. Damit hätte sie den Bann gebrochen und nach einer zweiten Begegnung könnte sie all die seltsamen Ereignisse des vergangenen Abends wegwischen.
Vermutlich bildete sie sich die Hälfte dessen, was sie am vorangegangenen Abend erlebt hatte, ohnehin nur ein. Sie hatte einfach zu viel gearbeitet in der letzten Zeit.
„Wantia“.
„Guten Tag Frau Wantia, hier spricht Frau Sanders, ich bin die Stiefmutter von Julia. Wir haben uns gestern auf dem Elternabend kennen gelernt.“
„Was kann ich für sie tun?“ kam die Antwort knapp aber nicht unhöflich.
„Ich hätte noch einige Fragen zu dem kommenden Schuljahr meiner Stieftochter, sie sagten, dass Julia in diesem Jahr das Abitur ablegt, und da habe ich einige Fragen zur genauen Durchführung. Zudem gibt es eine Sache mit Julia, über die ich gerne mit ihnen sprechen möchte, aber mit wäre es lieber, wenn wir dies unter vier Augen tun könnten.“
Der Kniff war ihr spontan eingefallen, die junge Lehrerin würde ein Treffen nicht ausschlagen können, wenn das Schicksal eines Schützlings auf dem Spiel stand. Irene war stolz auf sich. Sie spielte ihre ganze Professionalität aus.
„Natürlich können wir uns treffen, könnten Sie mir einen Tipp geben, worum es geht?“
Irene musste nicht lange nachdenken.
„Ich habe den Verdacht, dass Julia unter Legasthenie leiden könnten. Ihre Leistungen in Deutsch könnten besser sein. Vermutlich ist es das nicht, aber ich möchte sicher gehen.“
Das war natürlich Quatsch. Julia war einfach nur etwas faul, man hatte irgendwann sogar mal einen Test gemacht, der negativ ausgefallen war, aber das wusste die neue Lehrerin ja nicht.
„Schlagen Sie einen Termin vor.“
Irene blickte in ihren Kalender.
„Wie wäre es mit kommendem Mittwoch um 16 Uhr?“
„Da habe ich leider eine Konferenz. Donnerstag 16 Uhr könnte ich.“
Irene blickte auf ihren Kalender.
Donnerstag 15 bis 18 Uhr Schmidt und Co. Strategiegespräch zur Hauptverhandlung.
Schmidt und Co waren wichtige Kunden und hatten einen wichtigen Prozess vor sich. Auf der anderen Seite, dachte Irene sich, haben die auch wiederholt Termine kurzfristig abgesagt. Schmidt und Co würden bestimmt auch freitags können. Deren Wichtigtuerei ging ihr ohnehin auf die Nerven und eine Kanzlei ihrer Reputation musste sich nicht alles gefallen lassen.
„Das passt mir gut. Donnerstag 16 Uhr. Telemann Str. 13. Wissen Sie, wo das ist?“
„Ich werde es finden.“
Irene fiel erneut die Präzision und Kürze auf, mit der Frau Wantia formulierte.
„Wunderbar, dann sehen wir uns am Donnerstag. Ich freue mich.“
„ Bis Donnerstag. Auf Wiederhören.“
„Auf Wiederhören.“
Irene legte erleichtert auf. Sie verdrängte eine leichte Anspannung und kam zu dem Ergebnis, dass das Gespräch sehr viel angenehmer verlaufen war, als sie gedacht hatte, und dass keine der zuvor verspürten Animositäten spürbar gewesen waren.
Das war einfacher gewesen als gedacht.
Die Anwältin lehnte sich in ihrem Sessel zurück und war rundherum mit sich zufrieden. Dann machte sie sich wieder an die Arbeit.
3
Unvorhersehbare
Konsequenzen
Sie war früher nachhause gegangen, Schmidt und Co hatte sich nach anfänglicher Verärgerung wieder beruhigt, der Kaffee war aufgesetzt, der Tisch gedeckt, Makeup war aufgelegt, irgendwas hatte sie aber noch vergessen. Irene überprüfte die goldenen Ohrclips, den Sitz der Bluse, der Haare. Der Kaffee brühte, der Tisch war gedeckt. Irgendwas hatte sie vergessen. Die Milch. Irene holte die Milch aus dem Kühlschrank, stellte ihn auf den gedeckten Tisch, schob eine Kuchengabel zurecht, die leicht schief lag und überprüfte dann noch einmal ihre Haare. Irgendwas hatte sie vergessen.
Die Tür klingelte. Irene sprang auf wie ein Teenager und eilte zur Tür. Dann bremste sie sich doch noch, atmete tief durch, um ihre Contenance wiederzugewinnen. Die letzten Tage hatte sie diesem Treffen entgegengefiebert. Die Gedanken während ihres Telefonats mit der jungen Frau hatte sie längst verworfen. Sie hatte Stimmungsschwankungen an sich entdeckt, die sie so lange schon nicht mehr gehabt hatte. Mittlerweile war ihr klar geworden, dass sie diese interessante Frau näher ergründen musste. Hintergedanken hegte sie keine, was sie wollte, war ihr nicht bewusst, hätte man sie gefragt, sie hätte darauf verwiesen, dass ihre Scheidungsangelegenheiten ihr doch mehr zu schaffen machten, als sie sich zugestehen wollte und dass sie sich ein wenig einsam vorkam, denn in der letzten Zeit hatte sie außer ihrer Arbeit wenig Freizeit gehabt und das pubertierende Mädchen war auch gerade in einem schwierigen Alter, so dass sie von dieser Seite wenig Unterstützung erwarten konnte.
Mit anderen Worten, sie wollte einfach nur eine neue Bekanntschaft machen, redete sie sich ein. Darum hatte sie sich auch besondere Mühe gegeben, alles perfekt zu arrangieren. Ein letztes Mal überprüfte sie den Sitz ihrer Ohrclips, des Haares, der Bluse, dann öffnete sie die Tür.
Das grelle Tageslicht strömte in die Wohnung und blendete Irene kurz. Als sich ihre Augen wieder beruhigt hatten, stand die junge Lehrerin im Türrahmen im wirkte im Kontrast zum Sonnenlicht wie ein Eisblock. Die Haare schienen noch straffer zusammengebunden zu sein, die Augen funkelten noch blauer. Sie trug ein sehr strenges graues Kostüm. Man hätte glauben können, dass sie gerade aus einer geschäftlichen Sitzung gekommen sei, in der ein mittelständiges Unternehmen seinen Besitzer gewechselt hatte. Die Lehrerin war zweifelsohne formeller gekleidet als Irene, die zwar ein nettes Kleid trug, aber keines, das sie zur Arbeit anziehen würde. Sie wollte vielmehr elegant aber dennoch leger wirken.
„Kommen Sie doch herein!“ sagte Irene freudig, gab der Lehrerin die Hand und zog sie fast in das Haus.
„Es freut mich, Sie zu sehen!“ fuhr sie fort.
„Vielen Dank für die Einladung“, antwortete die Lehrerin knapp und trat ein.
Irene war etwas verlegen.
„Das ist also mein Haus. Es gehört natürlich auch meinem Mann irgendwie, aber wir leben in Scheidung und er hat schon angekündigt, es nicht haben zu wollen. So lebe ich hier mit Julia alleine. Ein großes Haus für zwei Personen, das können Sie mir glauben. Ich habe zwar eine Haushaltshilfe, aber die kommt auch nur zweimal die Woche.“
Aus Nervosität plapperte Irene vor sich hin und führte die junge Frau, die sich ausdruckslos umsah in die Küche, um den Kaffee zu holen.
„So, setzen wir uns doch ins Wohnzimmer, ich hole nur noch Kaffee und Kuchen.
Irene nahm den Kuchen aus dem Kühlschrank und den Kaffee aus der Maschine.
„Frisch gebrüht! Ich war noch im Feinkostgeschäft, um die gute Mischung zu bekommen.“ Sie versuchte zu lächeln.
„Ich hoffe, sie trinken Kaffee, sonst könnte ich Ihnen auch einen Tee machen.“
„Nein Danke, Ich trinke schon Kaffee. Ich benutze allerdings eine Espressomaschine, die filtert die Bitterstoffe effizienter heraus und brüht einen bekömmlicheren Kaffee. “
„Oh, das wusste ich nicht. Ich hoffe, dieser wird Ihnen dennoch schmecken, es ist eine vorzügliche Mischung.“
„Natürlich. Es wird schon gehen.“
Irene war erstaunt über die Antwort der jungen Frau, lies sich aber nichts anmerken.
Mit Kaffee in der einen und dem Kuchen in der anderen Hand balancierte sie etwas ungeschickt ins Wohnzimmer.
Frau Wantia folgte ihr.
Für einen Moment dachte Irene daran, dass die junge Frau ihr ja auch etwas abnehmen könnte, anstatt sie hier so herumwerkeln zu lassen mit beiden Händen, aber schließlich war sie ja die Gastgeberin, da gehörte es sich nicht, dass der Gast Sachen tragen musste.
Umständlich stellte sie Kaffee und Kuchen auf dem Tisch ab und bot ihrem Gast einen Platz an. Nachdem sich diese gesetzt hatte, goss ihr Irene Kaffee ein und tat ihr bestes, die Lehrerin zu bewirten. Es war ihr peinlich, dass der Kaffee nicht ihren Ansprüchen entsprach und sie versuchte dieses Manko durch besondere Gastlichkeit zu kompensieren.
Schließlich tranken die beiden Kaffee und Irene war bemüht, das Eis zu brechen, in dem sie die Lehrerin in ein wenig Smalltalk verwickelte. So erfuhr sie, dass Frau Wantia gerade die Schule gewechselt hatte und an Julias Schule nunmehr eine Festanstellung hatte, dass sie somit in der Stadt sesshaft würde. Sie berichtete, dass sie sich soweit eingelebt hätte und mit der Schule zufrieden sei.
All das musste Irene recht mühsam herausfinden, denn die Antworten der Lehrerin blieben knapp und etwas kalt. Irene begann zu schwitzen, zumal sie das Gefühl hatte, dass sie Frau Wantia langweilte und fast kam es ihr vor, als würde die Lehrerin daran gefallen finden, das Gespräch so zäh zu gestalten und Irene in ihrer unangenehmen Lage zu belassen.
Irene meinte von Zeit zu Zeit einen ganz zarten Hauch eines spöttischen Lächelns auf den Lippen der jungen Frau zu erkennen, wenn Irene mal wieder krampfhaft nach einer weiteren Frage suchte.
Es kam Irene zwar unsinnig vor, aber auf eine seltsame Art fand sie Gefallen daran, diesen Hauch von Spott auszulösen, bedeutete das doch, dass sie der Frau zumindest irgendeine Art von Vergnügen bereitete, selbst wenn dieses Vergnügen auf ihre Kosten ging. Es war immerhin besser als zu langweilen.
Die Anwältin suchte zunehmend krampfhaft nach Gesprächsstoff. es konnte doch nicht sein, dass sie, eine erfolgreiche Frau, es nicht schaffte, ein Gesprächsthema anzuschneiden, welches die jüngere interessierte oder zum Auftauen brachte.
So nutzte sie die Pause, in der sie an ihrem Kaffee nippte und betrachtete sich die junge Frau, die etwas zurückgelehnt in ihrem Sessel saß.
Sie war wirklich attraktiv, dachte die Anwältin, und trotz ihrer Spröde hat sie etwas sehr interessantes und … erotisches. Sie stockte bei dem Wort erotisch, denn so dachte man nicht über die Lehrerin seiner Stieftochter, allenfalls Männer taten so etwas.
Während sie die andere Frau betrachtete, trafen sich für einen Moment ihre Blicke und obwohl Irene vor hatte, ihrem Blick standzuhalten, musste sie nach nur einem Augenblick die Augen senken. Sie konnte diesen durchdringenden blauen Augen nichts entgegensetzen.
Als sie wieder aufsah, entdeckte sie wieder und nun ganz deutlich das spöttische Lächeln ihres Gegenübers.
Es bestand kein Zweifel, dass sie Gefallen daran fand, der Anwältin zu zeigen, wer in diesem kleinen Spielchen gewonnen hatte.
Irene wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte und so wechselte sie das Thema.
„Ihr Kostüm steht ihnen richtig gut. Kenne ich den Designer?“
„Es ist aus einer kleinen Boutique, kein großer Designer steht dahinter, ich verdiene zwar nicht schlecht, aber nicht gut genug, um mir Kleidung von Designern leisten zu können.“
Irene war schon wieder ins Fettnäpfchen getreten. Was machte sie nur falsch?
„Ich bin nicht der Ansicht, dass Geschmack viel mit Geld zu tun hat. Man kann sich auch mit wenig Geld anständig kleiden. Nehmen Sie ihr Kleid. Das mag von Dior order Yves Saint Laurent oder sonst wem sein, aber es passt nicht zu Ihnen, wenn ich das sagen darf!“
Irene konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sie war so perplex, dass sie nicht wusste, wie sie diese Kritik zurückweisen sollte. Aber es ging noch weiter.
„Sie werden meine Offenheit entschuldigen, aber dieses Muster kaschiert ihre Figur. Warum verstecken Sie sich so hinter diesem Paisley Muster. Sie sind doch eine gut aussehende Frau, warum kleiden Sie sich wie 50? Warum tragen Sie das Kleid so hochgeschlossen? Öffnen Sie den obersten Knopf, zeigen sie etwas von ihrem Dekollete, das müssen Sie doch nicht verstecken.“
Irene griff unwillkürlich an den obersten Knopf des Kleides, verharrte dann aber.
„Ja, öffnen Sie die Knopf!“
Es klang fast wie ein Befehl, dem Irene widerwillig folgte.
„Lassen Sie sich ansehen! Sehr schön, so ist es besser. Und jetzt machen Sie noch einen Knopf auf.“
„Noch einen?“
„Machen Sie schon, sie werden sehen.“
Irene zögerte erneut. Ein weiterer Knopf würde die Ansätze ihrer Brüste offen legen, vielleicht sogar die Spitzen ihres BHs zum Vorschein bringen. Das ging nun wirklich zu weit.
„Das kann ich nicht machen“, widersprach sie unsicher.
„Natürlich können Sie, Sie wollen nur nicht! Warum leben Sie so konservativ und verstecken sich derart? Das haben Sie nun wirklich nicht nötig. Sie sollten etwas figurbetontere Kleidung tragen und weniger Schnickschnack. Eine nüchterne Eleganz steht Ihnen und nicht diese Kleider im Tapetenmuster der 70er Jahre.“
Irene merkte, wie sie errötete. Diese Kritik war nicht nur inhaltlich falsch, vor allem war der Ton vollkommen unangebracht.
„Sehen Sie sich nur einmal in ihrem Wohnzimmer um.“
„Was ist damit?“ Irene spürte nun ein wenig Wut hochkommen, denn auf ihr Wohnzimmer mit den Antiken Möbeln und den Gemälden war sie besonders stolz.
„Es ist das Wohnzimmer eines Altersheimes. Viel zu dunkel, diese ganzen alten Reproduktionen aus der Barockzeit an der Wand. In dreißig Jahren passt das vielleicht zu Ihnen, aber doch nicht jetzt.
Irene platzte der Kragen.
„Jetzt hören Sie mal zu.“
Doch sie kam nicht weit.
„Nein, Sie hören mir jetzt zu.“
Die junge Lehrerin war nun sichtlich genervt und legte an Schärfe zu.
„Sie verschwenden meine Zeit. Sie wollen etwas von mir, stehlen aber meine Zeit mit ihrem belanglosen Gewäsch. Warum sagen Sie nicht deutlich, was Sie von mir wollen, dann sparen wir ihre und meine Zeit. Und kommen Sie mir nicht mit einem weiteren Vorwand. Ich habe Einsicht genommen in Julias Schulakte. Sie wurde im 5. Schuljahr einem Test unterzogen, bei dem sich herausstellte, dass sie nicht an Legasthenie leidet und auf dem Formular habe ich Ihre Unterschrift gesehen. Sie wussten das alles also ganz genau. Warum diese Vorwände?“
Irene war ratlos und wusste nicht, was sie erwidern sollte. Eine solche Unverschämtheit hatte sie lange nicht erlebt und mangels eigener Worte schwieg sie. Doch die Lehrerin lies nicht locker.
„Nun? Warum haben Sie mich eingeladen?“
Schweigen.
„Reden Sie schon!“
Schweigen. Irene kam sich wie ein Schulmädchen vor, das beim Rauchen im Mädchenklo erwischt worden war und nun ihrer Lehrerin Rede und Antwort stehen musste, obwohl es nichts zu sagen gab, als die Schuld einzugestehen. All ihre Kraft, die sie mühsam gegen die jüngere Frau aufgerafft hatte, war verflogen.
„Ich … ich .. ich weiß es nicht.“
„Sie wissen es nicht! Dann machen Sie sich mal Gedanken darüber und wenn Sie mich das nächste Mal einladen, dann sollten Sie wissen, was Sie wollen!“
„Na … türlich.“
„Ich gehe jetzt. Bemühen Sie sich nicht, ich finde allein raus. Guten Tag.“
Mit diesen Worten stand Frau Wantia auf und verlies das Haus, und Irene blieb perplex und allein im Wohnzimmer stehen, fühlte sich überrannt und sprachlos.
Sie nahm nur undeutlich wahr, dass die Tür ins Schloss fiel als Zeichen dafür, dass die Lehrerin das Haus verlassen hatte.
Irene wurde erst wieder aus ihrer Starre gerissen, als sie eine Bewegung wahrnahm. In der Küchentür stand reglos Julia.
„Was machst du hier?“
Sie riss sich zusammen.
„Du hast einen Anschiss von meiner Lehrerin bekommen. Cool!“
„Wie lange hast du gelauscht?“
Julia lächelte nur und verschwand, ohne auf die Frage zu antworten.
„Julia, antworte mir!“
4
Die Qual der Stille
Wenn Sie mich das nächste Mal einladen, dann sollten Sie wissen, was Sie wollen!
Als Juristin ist man darin geschult, genau zu hören und zu lesen und manchmal auch Haare zu spalten.
Wenn Sie mich das nächste Mal einladen kann temporal verstanden werden: zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie mich wieder einladen; es kann aber auch ein verkappter Konjunktiv sein: sollten Sie mich jemals wieder anrufen. Der Bedeutungsunterschied war immens. Der zweite Satz implizierte, dass die Lehrerin nie wieder von Irene hören wollte. Der erste Satz hingegen bedeutete, dass sie sogar erwartete wieder angerufen zu werden, dass sie aber zu diesem Zeitpunkt wissen sollte, was sie wollte.
Die genaue Analyse solcher Formulierungen hatte schon so manchen Prozess entschieden. Hier war es wichtig zu wissen, was die Lehrerin gemeint hatte und auch Irene musste sich darüber im Klaren sein, welchen Sinn sie selbst bevorzugte.
Solcherlei Gedanken beschäftigten sie Tage später noch.
Wie viel hatte sie von dem Gespräch mitbekommen?
Was hatte Frau Wantia mit der Frage gemeint: Warum haben Sie mich eingeladen? Da steckte mehr hinter als die Verärgerung über die Zeitverschwendung. Es schien eine echte Frage zu sein, eine Frage, die sich Irene stellen und selbst beantworten sollte.
Warum hatte Irene die Lehrerin eigentlich eingeladen?
Diese Frage war die schwerste, denn sie lag offen auf der Hand, aber das, was da so offen lag, das machte ihr Angst.
Sie war fasziniert von der Macht, die diese junge Frau ausströmte, sie war angezogen von der Kompromisslosigkeit, von der Überlegenheit und der Kontrolle, die die Frau ausübte. Aber all das konnte Irene nicht verstehen. Warum sollte ein Mensch Interesse haben, in der Nähe eines anderen zu sein, der ihn beleidigte? Warum sollte man sich zu so einem Menschen hingezogen fühlen?
Sicherlich gab es Frauen, die solche Männer suchten. Männer, die stark waren und die Kontrolle hatten. Es gab auch Frauen, die geradezu eine perverse Lust darin empfanden, sich beleidigen, vielleicht sogar misshandeln zu lassen.
Aber Irene hatte dergleichen noch nie verspürt und ihr Mann hatte keinerlei solcher Eigenschaften jemals gezeigt. Ihr Mann hatte Wert darauf gelegt, dass alles immer demokratisch ausdiskutiert wurde und wenn es mal Konflikte gab, so war er immer so kompromissbereit gewesen, dass diese schnell aus der Welt geschafft waren.
Irene war ratlos, aber Ratlosigkeit, war ohnehin das vorherrschende Gefühl seit einigen Tagen.
Immerhin hatte sei mittlerweile einen Entschluss gefasst. Sie griff zum Telefonhörer.
„Ich möchte Sie gerne wiedersehen.“
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille.
„Ich kann Ihnen nicht sagen, was es ist, aber Sie faszinieren mich und ich würde Sie gerne wiedersehen. Ohne einen Vorwand. Sie wollen wissen warum, ich kann es Ihnen nicht sagen. Alles, was ich Ihnen sagen kann ist, dass Sie einen tiefen Einfluss auf mich hinterlassen haben, dass ich ständig an Sie denken muss. Ich habe Ihre Vorschläge zu meiner Bekleidung beherzigt und bin seit einigen Tagen damit beschäftigt, mein Haus umzugestalten. Ich kann Ihnen nur sagen, dass Sie recht haben und dass ich Sie wiedersehen möchte.
Am anderen Ende der Leitung herrschte immer noch Stille.
Irene fragte sich, was Sie noch sagen sollte. Sie hörte leichte Atemgeräusche am anderen Ende der Leitung.
„Ich bitte Sie“, fügte Sie noch hinzu.
„Ich werde es mir überlegen und mich bei Ihnen melden.“
„Vielen Dank.“
„Ich werde Sie über meinen Entschluss wissen lassen, rufen Sie mich nicht an.“
„Ich werde warten.“
„Gut.“
In der Leitung klickte es, Frau Wantia hatte aufgelegt.
Irene war ratlos.
In den letzten Tagen hatte sie immer wieder an das Treffen in ihrem Haus gedacht. Die Art und Weise, wie sie behandelt worden war und dass sie dies jenseits aller Beleidigungen, die sie ertragen musste, sehr anregte.
Die nächsten Tage stellten sich als eine Tortur dar. Jeden Tag, jede Stunde, manchmal jeden Augenblick harrte sie des ersehnten Anrufes. Es wurde unerträglich.
Sie wünschte siech, dass Frau Wantia sich ihrer annahm, dass sie sich mit ihr beschäftigte, dass sie gemeinsames unternahmen, dass Frau Wantia sie so erregend abwertend behandelte, dass …
Irene war sich immer noch nicht sicher, was das weitere Ziel war, was sie wollte, wo es hinführen sollte, aber ihr war eines gewiss geworden: Trotz aller Vorbehalte, verband sie sexuelle Phantasien mit der Lehrerin.
Sie brauchte Gewissheit. Die Schwebe, in der sie sich jedoch befand, war unerträglich. Nach dem Anruf hatte sie gedacht, dass der erlösende Anruf vielleicht noch am gleichen Abend kommen würde.
Wie lange brauchte man wohl, um zu einer Entscheidung zu kommen?
Als der Anruf am Abend nicht kam – Irene zögerte das Zubettgehen hinaus, um ihn ja nicht zu verpassen, fragte sich immer wieder, ob man um 10 Uhr, um 11 Uhr, mitternachts noch solch einen Anruf erwarten könne.
Selbstredend schlief sie schlecht in dieser Nacht.
Am nächsten Morgen erwartete sie mit absoluter Sicherheit den Anruf – zum Frühstück, denn die Lehrerin war ja berufstätig, wie sie.
Als der Anruf nicht kam, fuhr sie in die Kanzlei und dachte, dass sie wohl in den nächsten Stunden nicht zu hoffen brauchte, da die Lehrerin zu unterrichten hatte. So begab sie sich ohne große Lust an die Arbeit, sah die Post durch, beschäftigte sich halbherzig mit einigen Akten und fühlte sich generell unzufrieden und gerädert, denn geschlafen hatte sie nicht viel.
Plötzlich schreckte sie auf.
Was wäre mit der Pause? Die Lehrerin könnte sich in der Pause melden. Sie könnte vom Lehrerzimmer aus anrufen – nun gut, das war eher unwahrscheinlich, vielleicht aus einem leeren Klassenraum, vielleicht von sonst woher.
Fieberhaft versuchte Irene zu überlegen, wann ihre Stieftochter Pausen hatte, wann ein Anruf kommen könnte. Sie verfluchte ihre mangelnde Aufmerksamkeit, dass sie sich die Pausenzeiten nicht gemerkt hatte und versuchte nun, diese selbständig zu rekapitulieren. Wenn der Unterricht um 8 Uhr morgens begann, dann wäre die erste Pause um 9:30 Uhr. 10 oder 15 Minuten? Sie erinnerte sich dunkel, dass die Pausen nicht gleich lang waren, dass eine länger war. Welche Pause wäre sinnvoller weise wohl länger? Die erste oder die zweite?
So kam sie nicht weiter. Sie gab es auf.
Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte.
Ihr Puls schoss vor Erwartung in die Höhe und ihre Hand flog zum Hörer.
Hastig nahm sie ab.
Ihre Rechtsanwaltsgehilfin teilte ihr irgendeine wichtige Information bezüglich eines Falles mit. Sie klang aufgeregt, die Information schien die Rechtslage in einem Fall vollkommen zu verändern. Irene nahm dies missmutig zur Kenntnis. Es war ihr in diesem Moment vollkommen egal. Sie blaffte ihre Angestellte ohne Grund an und knallte den Hörer auf. Nur weit im Hintergrund kam ihr der Gedanke, dass die Gehilfin ja nun nichts falsch gemacht hatte und eine solche Behandlung nicht verdiente, aber der Gedanke ging schnell vorüber.
Wichtiger war die Frage, ob und wie und wo die Lehrerin sie überhaupt erreichen konnte.
Irene überlegte. Sie hatte am Elternabend einige Formulare ausgefüllt. Darunter waren auch Notfalladressen, für den Fall, dass Julia während der Schulzeit etwas passieren sollte. Darunter war sowohl die Telefonnummer der Kanzlei als auch ihre Handynummer. Die Lehrerin hatte also alle Nummern, unter denen sie erreichbar war.
Sie vergewisserte sich, dass das Handy auch wirklich Empfang hatte, denn sie erinnerte sich dunkel daran, dass vor einigen Jahren einmal ein Mandant darüber geklagt hatte, dass er in ihrem Büro keinen Empfang bekam. Aber das war vor einigen Jahren gewesen und mittlerweile hatten sie ja wohl das Mobilfunknetz soweit ausgebaut, dass sich keine Funklöcher mehr in besiedelten Gebieten fanden. Auf der anderen Seite konnte man nie wissen. Es war frustrierend.
Sie stellte ihr Telefon so auf, dass sie zu jeder Zeit sehen konnte, ob sie Empfang hatte und ertappte sich dabei, dass sie ständig überprüfte, ob sich das vielleicht änderte.
Ich fange langsam an, wahnsinnig zu werden, dachte sie. Als nächstes überprüfe ich noch, ob das Handy nicht kaputt ist. Das kann ja nicht wahr sein. Ich muss das stoppen!
Drei Stunden später rief sie von ihrer Kanzlei ihr Mobiltelefon an, um zu überprüfen, ob es nicht kaputt sei.
So zog sich der Tag extrem lang hin und ihre Laune verschlechterte sich stetig.
Vermutlich würde der Anruf zuhause und nicht in der Kanzlei erfolgen, dachte die Anwältin und verabschiedete sich von der Hoffnung, sobald Antwort zu erhalten.
Dennoch schlug ihr Herz schneller, wann immer das Telefon klingelte und dennoch griff sie immer hastig zum Hörer.
Doch kein Anruf war der ersehnte.
So machte sich Irene schließlich ungehalten auf den Weg nachhause, satt von der Warterei und obwohl sie nicht noch einkaufen fuhr, wie sie das eigentlich beabsichtigt hatte, redete sie sich ein, dass der Grund dafür nicht in dem erwarteten Anruf lag.
Der Anrufbeantworter zeigte keine Nachricht, aber natürlich hätte ein Anrufer, der versuchte, sie auf diesem Apparat zu erreichen, auch auflegen können, bevor der Mechanismus das Band hätte anlaufen lassen.
Sie versuchte sich immer wieder einzureden, dass Frau Wantia es wieder probieren würde, wenn sie Irene nicht sofort an den Apparat bekäme. Ein richtiger Trost jedoch war dies nicht.
Sie ging in ihr Schlafzimmer und legte sich aufs Bett um ein wenig von dem Schlaf nachzuholen, den sie letzte Nacht versäumt hatte. Natürlich stellte sie sicher, dass das Telefon auf ihrem Nachttisch auf volle Lautstärke gestellt war und natürlich legte sie auch ihr Handy daneben.
Sie schlief wider Erwarten fest und versäumte nichts.
Als sie zwei Stunden später wieder erwachte, ging es ihr merklich besser und auch das Verlangen nach dem Anruf hatte merklich nachgelassen. Nunmehr entspannter setzte sie sich ins Wohnzimmer, entspannte bei klassischer Musik und blätterte die Magazine zur Wohngestaltung durch, die sie besorgt hatte.
Es gelang ihr recht gut, sich ab zulenken, bis sie Julia hörte, die in der Küche hantierte.
Und schon war der Teufel wieder geweckt und nagte an ihr.
Was, wenn Julia eine Nachricht hatte?
Es war unwahrscheinlich aber möglich und warum sollte sie nicht ihrer Stieftochter irgendwelche Informationen übermitteln, ohne dass Julia verstand, was diese zu bedeuten hatten.
Irene ging in die Küche.
„Wie war die Schule, Schatz?“
„Wie immer.“
„Hast du viele Hausaufgaben?“
„Schon gemacht.“
„Habt ihr irgendwelche Klausuren geschrieben?“
„Das Schuljahr hat gerade erst begonnen, Klausuren dauern noch.“
„Sonst ist nichts passiert?“
„Was soll sonst passiert sein?“
Irene zögerte kurz.
„Hat deine Klassenlehrerin irgendwas gesagt?“
Julia blickte sie seltsam an und lächelte dann hinterhältig.
„Warum fragst du ständig nach meiner Lehrerin?“
„Ich frage nur.“
„Nein, du fragst nicht nur. Irgendwas ist da und ich finde es nicht komisch. Ich will nicht, dass sich rumspricht, dass meine Stiefmutter und meine Lehrerin befreundet sind oder so.“
„Was redest du da?“
Julia nahm sich einen Apfel, sah ihn sich prüfend an und sagte dann im Hinausgehen:
„Aber nach dem, was sich letztes Mal hier abgespielt hat, werdet ihr ja ohnehin keine Freundinnen.“
Dann war sie verschwunden und Irene, die nicht sofort wusste, wie sie darauf reagieren sollte, ließ sie ziehen. Eigentlich sollte sie ihr dergleichen nicht durchgehen lassen und in der letzten Zeit war es schlimmer geworden, aber derzeit hatte Irene keinen Nerv, sich auch noch mit ihrer respektlosen Stieftochter auseinander zu setzen.
Es ärgerte sie zudem, dass sie nicht wusste, wie viel diese von der Szene mitbekommen hatte.
Auch am nächsten Tag erfolgte kein Anruf und besonders ärgerte Irene neben den Qualen des Wartens, dass sie sich erneut mit Julia auseinandersetzen musste oder zumindest irgendwie herausfinden musste, ob diese nicht irgendwelche Mitteilungen hatte.
Julia, die zwar keine Ahnung hatte, warum Irene sich so seltsam benahm, genoss diese Augenblicke der Aufmerksamkeit.
Die Tage vergingen und mittlerweile verzweifelte Irene an der Grausamkeit der Lehrerin, die sie so lange zappeln lies.
Konnte die Frau sich denn nicht denken, was sie anrichtete? Wie konnte man so grausam sein? Wie konnte man einem Menschen nur solche Hoffnung machen und ihn dann so erbärmlich hängen lassen? Es schockierte Irene, wie gedankenlos die junge Frau war, wie wenig sie sich scheinbar Gedanken machte, was sie angerichtet hatte. Als Lehrerin musste man doch wissen, welche Wirkung man auf Menschen hat und welche Dinge man kundtun durfte und welche nicht. Langsam entwickelte Irene einen Zorn, der unbeschreiblich stark wurde und den sie nicht mehr in Worte fassen konnte.
Schließlich kam der Anruf abends als Sie schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte.
„Sie wollen mich wiedersehen.“
„Ja, auf jeden Fall.“
„Nun, gut, ich komme morgen um 17 Uhr vorbei und wir sehen, wie es weitergeht. Passt Ihnen das?“
Irene musste vermutlich wieder einen Termin absagen.
„Natürlich.“
„Gut. Wir sehen uns dann.“
Bevor Irene noch etwas sagen konnte, hatte die Frau aufgelegt.
In jener Nacht schlief Irene nur sehr unruhig. Ein fiebriger Traum suchte sie heim. Ein Traum, der voller Bedeutung war, aber auch ein Traum, den sie nach dem Aufwachen als äußerst schmerzhaft empfand, weil sie ihn nicht zurückholen konnte, weil sie nicht wusste, was sie genau geträumt hatte. Sie wusste nur, dass sie in ihrem Leben noch nichts schöneres geträumt hatte, und dieses Wissen schmerzte ungemein.
5
Gravitation
Der Kaffee aus der Espressomaschine schmeckte wirklich besser, die gemusterten Kleider waren zwar noch nicht in der Altkleidersammlung, aber hingen im letzten Winkel ihres Kleiderschrankes. Sie hatte auch schon die Farbmuster mit der neuen Farbe für das Wohnzimmer ausgewählt, vielleicht würde ihr Gast sich dazu ja äußern. Eine neue Einrichtung für das Haus war wirklich an der Zeit. Ein neues Image war in der Tat angebracht, denn schließlich lebte Irene in Scheidung und musste sich auch in anderen Beziehungen Veränderungen stellen.
Als es an der Tür läutete, pochte erneut Irenes Herz. Doch mittlerweile hatte sie sich etwas gefasst. Der positive Anruf hatte sie etwas bestärkt in ihrer Zuversicht und so sah sie dem Treffen relativ zuversichtlich entgegen, zumal sie versucht hatte, der geäußerten Kritik gerecht zu werden und es nun besser zu machen. Zudem hatte sie den Entschluss gefasst, dass jeder weitere Kontakt mit der Lehrerin nur dann erfolgreich verlaufen könnte, wenn sie ihrem Willen folgte. So war sie gewillt, der jüngeren Frau keinen Widerstand zu bieten, wie sie es beim letzten Treffen getan hatte, als sie sich geweigert hatte, den zweiten Knopf ihrer Bluse zu öffnen.
Ihre Stimmung wankte in letzter Zeit wie ein Blatt im Wind. Bewusst war ihr dies schon, es war ihr aber auch ein Stückweit gleich.
Die öffnete voller Herzklopfen die Tür. Die jüngere Frau sah berauschend wie immer aus.
„Es freut mich sehr, Sie zu sehen. Kommen Sie bitte herein.“
„Die Freude ist auf meiner Seite“, erwiderte die junge Lehrerin in einem sachlichen Tonfall.
Irene war erleichtert, dass sie
Die junge Frau trat ein und wartete, bis die Gastgeberin sie in das Haus lies.
Irene führte die Frau zuversichtlich in die Küche zu der brandneuen und sündhaft teuren Espressomaschine.
„Ich hoffe, dieser Kaffee mundet Ihnen mehr.“
„Das denke ich schon.“
Irene war überrascht und hocherfreut, etwas positives von der jungen Lehrerin zu hören, das musste das erste Mal gewesen sein.
Freudig lächelte Irene, aber der Blick ihres Gastes blieb kühl, wenn er auch, wie Irene zu sehen glaubte, etwas weniger hart war.
Etwas später erhielt Irene ein weiteres Kompliment.
„Ich sehe, dass Sie meinen Vorschlägen, was Ihre Garderobe betrifft, nachgekommen sind. Das Kostüm steht Ihnen recht gut. Die Bluse gefällt mir besonders.“
„Vielen Dank. Sie hatten ganz recht mit Ihrer Kritik.“
„Aber wissen Sie, eine Kleinigkeit noch. Erinnern Sie sich daran, dass ich Ihnen vorschlug, etwas mehr Dekolletee zu zeigen?“
Irene zögerte einen Moment. Sie hatte bereits von sich aus die Bluse recht tief geknöpft. Ein weiterer Knopf würde mit Sicherheit den Blick auf ihren Büstenhalter freigeben.
„Meinen Sie wirklich?“ antwortete sie, öffnete aber zugleich den Knopf, um keinen Anschein von Wiederstand zu liefern.
Nachdem der Knopf geöffnet war, drückten ihre Brüste sofort sanft den Stoff der Bluse auseinander und ein tiefer Blick auf Irenes Dekolletee eröffnete sich, zudem wurde die Innenseite ihrer Brüste offengelegt, die nunmehr nur noch durch den geschmackvollen champagnerfarbenen BH verdeckt wurden.
Irene war es etwas peinlich, sich in dieser Art zu entblößen vor ihrer Gastgeberin. Das mochte angemessen sein für ein zwanzigjähriges Mädchen, aber sicherlich nicht für eine Person in ihrer Position.
Unverholen blickte die junge Frau auf die Büste und lächelte zaghaft.
Irene lief ein Schauder über den Rücken bei diesem Blick der Zustimmung und sie konnte ein Erröten nicht verhindern.
„Sehr schön“, bemerkte die Lehrerin nur.
Sie setzten sich wie gehabt ins Wohnzimmer, tranken Kaffee und Irene hatte sogar Glück mit ihrem ersten Gesprächsthema. Sie stellte ihre Überlegungen zur Neugestaltung des Wohnzimmers vor und bekam darauf sogar ein nüchternes aber dennoch konstruktives Feedback der jungen Frau, die ein Gespür für Farben und Gestaltung zu haben schien, zumindest kamen Irene die Vorschläge sehr interessant, wenn auch manchmal etwas kostspielig vor, zumindest für die Verhältnisse einer Lehrerin. Von der Aussage des letzten Treffens, dass Stil keine Frage des Geldes sei, war heute nichts mehr zu vernehmen.
„Wenn Sie wollen, sehen wir uns einige Einrichtungsgegenstände an, die in dieses Zimmer passen. Ich glaube, ich könnte mit einigen Ideen aushelfen.“
„Das würde ich sehr gerne tun“, antwortete Irene begierig, die damit schon das nächste Treffen vor Augen hatte und beglückt darüber, dass dieses Treffen so harmonisch ablief, dass sie den Wünschen der jungen Frau scheinbar entsprechen konnte.
Doch dann geschah etwas, das Irene aus der Bahn warf.
„Verzeihen Sie, aber hätten Sie einen Lappen, auf dem Weg hierher bin ich in einen Kaugummi getreten und nun ist mein Schuh beschmutzt. Es sieht recht hässlich aus.“
Frau Wantia hatte die Beine übergeschlagen und zeigte auf ein kleines Stück Kaugummi das an der Spitze der Pumps klebte.
„Natürlich.“
Dankbar der jungen Lehrerin behilflich sein zu können, stand Irene auf, ging in die Küche und holte einen alten Lappen.
Als sie zurückkam, hielt sie Irene das Stück Stoff hin.
„Bitte schön.“
Unverwandt blickte die Lehrerin zuerst Irene an und dann den Lappen.
Was erwartete sie?
Das ging nun doch zu weit!
Sie konnte doch nicht ernsthaft wollen, dass Irene ihr die Schuhe säuberte. Das war eine Geste der Unterwerfung. Bettler putzen Königen die Schuhe. Irene konnte doch nicht diesen Kaugummi, den irgendein Gör im Mund gehabt und ausgespuckt hatte, diesen Kaugummi konnte doch Irene Wantia nicht vom Schuh wischen. Sie war älter, verdiente mehr, war sicherlich angesehener als eine einfache Lehrerin. Sie konnte doch nicht hier auf die Knie gehen und ihr den Dreck von den Schuhen wischen.
Entsetzt sah sie in die Augen der jüngeren Frau, die nunmehr zum ersten Mal, wie es Irene schien, ihr freundlich und aufmunternd zulächelte, ohne jedoch etwas zu sagen.
Irene war kurz davor, aufzustehen und ihren Gast des Hauses zu verweisen. Eine solche Geste ging ihr entschieden zu weit. Sie hatte ihre Kleidung den Wünschen angepasst und war auch in anderen Belangen den Anregungen der jüngeren Frau gefolgt. All das gerne, aber vor allem, weil es richtige Vorschläge waren, aber das konnte nicht richtig sein. Durch eine solche Geste würde sie sich unter der jungen Frau etablieren, sie würde sich unwiderruflich in eine Position versetzen, wie sie allenfalls eine ihrer Schülerinnen einnahm. Ja nicht einmal das. Heutzutage würde keine Schülerin mehr ihrer Lehrerin die Schuhe putzen.
Sie blickte erneut auf die junge Frau, die vor ihr saß. Sie erkannte ihre Schönheit, sie erkannte ihre Stärke, sie erkannte ihre Aura. Sie sah die streng zurückgebundenen Haare, sie sah die strengen Gesichtszüge, sie sah die unglaublich blauen Augen, sie sah die geschwungenen Lippen, sie sah die aufrechte und disziplinierte Körperhaltung.
Sie sah sich aufrichten und der jungen Frau sagend, dass dies zu weit ginge. Sie sah sie des Hauses verweisend. Sie sah sich dieses Spiel beenden.
Dann sah sie einen gelösten Knoten und die goldenen langen Haare über die Schultern wallen. Sie sah die Augen so nahe, dass sie die wunderschönen blauen Pigmente der Iris in den Farben des Meeres und des Himmels sehen konnte. Sie sah die Gesichtszüge sich erweichen wie die zarten Pinselzüge eines Renaissancemalers. Sie sah den wohlgeschwungenen roten Mund sich zart öffnen, dahinter elfenbeinweiße Zähne offenbarend. Und all dies sah sie von dem aufrechten und disziplinierten Körper ausgehend, der über ihr thronte und dem sie sich hingab.
Sie sank auf die Knie, teils aus Schwindel, teils aus freien Stücken. Die Bilder, die ihr für den Bruchteil eines Augenblicks ins Bewusstsein geschossen waren, waren die ihres Traums.
Als sie sich wieder gefangen hatten, nahm sie den Schuh der jungen Frau, der noch an ihrem Fuß steckte vorsichtig, legte die Linke an den Absatz und griff mit der Rechten leicht die Fußspitze.
Sanft begann sie mit dem Lappen über den Vorderschuh zu wischen, den Staub des Tages zu beseitigen. Dabei war sie peinlichst darauf bedacht, nicht den Fuß der jungen Frau zu berühren. Dies schien ihr nicht angebracht. Sie fühlte durch das hochwertige Leder jedoch die Zehen, die sie sanft drückte, um ihre Konturen zu erfühlen. Schließlich begann sie mit leichtem Druck über den klebrigen Kaugummi zu wischen, der sich widerspenstig zeigte und nur langsam abging.
Irene ließ nicht nach in ihren Bemühungen und konzentrierte voll auf die Beseitigung des Makels.
Ihr wurde gewahr, dass sie so vor der Lehrerin kniend mit halb offener Bluse einen tiefen Einblick auf ihren Oberkörper gewährte und ihr kam nicht der Gedanke, etwas dagegen zu unternehmen. Sie zeigte sich sogar hocherfreut darüber, dass die jüngere Frau gefallen an ihrem Körper fand, ihn durchaus interessiert und angetan betrachtete.
Mit Stolz konzentrierte sie sich wieder auf ihre Arbeit. Mit ihrem Speichel befeuchtete sie den Lappen und begann nun, diesen um den Kaugummi herum zu verteilen. Der Speichel erweichte das Leder und als Irene dem gewahr wurde, lies sie den Lappen zu Boden gleiten und rieb nun sanft mit ihren Fingern über das zarter werdende Leder.
Das Gefühl unter ihren Fingernägeln erregte sie.
Langsam verschwand der Fleck zum Missfallen der Schuhputzerin, die diesen Augenblick festhalten wollte.
Schließlich nahm Irene den Fingernagel ihres rechten Zeigefingers, lies ihn vorsichtig wie ein Rasiermesser über den Schuh und den Rest des Gummis gleiten. Sie war unglaublich vorsichtig, dass sie das Leder nicht verletzte. Langsam konnte auch der letzte Rest nicht widerstehen und verschwand vom Fuß der Lehrerin, die immer noch reglos in ihrem Sessel verharrte und das Schauspiel genoss.
Als Irene nichts mehr sehen konnte, befeuchtete sie ein letztes Mal den Schuh. Dieses Mal befeuchtete sie den Zeigefinger, der gerade noch über den Kaugummi gefahren war und an dem der Staub der Straße klebte, fuhr unmerklich mit der Zungenspitze über ihn, um den salzigen Geschmack aufzusaugen und polierte nun zum letzten Mal über den Schuh.
„Ich glaube, er ist nun sauber“, berichtete Irene etwas enttäuscht aber auch zufrieden.
Als sie ihre Arbeit beendet hatte, blickte sie erwartungsvoll in die Augen der jüngeren Lehrerin, dabei strich sie mit der linken Hand für einen Moment über den Absatz des Schuhs hinweg und berührte das nackte Bein der jungen Frau.
Wie ein Stromschlag durchzuckte es Irene bei dieser ersten Berührung der Jüngeren, der Irene zwar schon die Hand gegeben hatte, die sie aber noch nie irgendwo anders berührt hatte.
Als Frau Wantia diese Berührung spürte entzog sie ihr den Fuß.
„Vielen Dank. Das haben Sie sehr gut gemacht.“
„Ich danke Ihnen.“
„Ich denke, dass dies der Grund ist, weshalb Sie mich sehen wollten. Sie wussten es auch, aber Sie haben es sich nicht eingestanden. Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen und wenn Sie dieses Arrangement weiterführen möchten, so bin ich bereit, es zu versuchen und wir werden sehen, wo es hinführt.“
„Das würde ich sehr gerne.“
„Nun denn, dann ist es beschlossen. Erwarten Sie meinen Anruf.“
Die junge Frau stand auf. Als auch Irene aufstehen wollte, hielt Frau Wantia sie zurück.
„Bleiben Sie so, bis ich das Haus verlassen habe. Diese Haltung steht Ihnen.“
Die junge Frau sah auf die sich nunmehr noch weiter unter ihr befindliche Anwältin.
„Natürlich.“
Irene wurde der Unterschied zwischen den beiden nun noch stärker bewusst.
Die junge Frau trat einen Schritt zur Seite, berührte knapp und mit einer Geste, die man als zärtlich bezeichnen konnte, den Kopf der Anwältin und verließ sodann das Zimmer.
Im Türrahmen blieb sie kurz stehen, drehte sich noch einmal um und sagte:
„Sie wissen hoffentlich, dass es für Sie durchaus schwierig werden wird. Sie spielen mit einem Feuer, das heißer und gefährlicher ist, als Sie es sich jetzt vorstellen können. Ich würde Ihnen zur Vorsicht raten, aber da Sie keine Vorstellung haben, auf was Sie sich einlassen, würden Sie die Warnung nicht ernst nehmen.“
Irene dachte über die Worte nach und nickte. Obwohl sie die Drohung nicht verstand, spürte sie einen eiskalten Hauch in der Stimme der Frau, den sie zuvor noch nicht wahrgenommen hatte.
Die junge Lehrerin bewegte sich aus der Tür, hielt aber erneut inne.
„Ich verspreche Ihnen aber, dass ich Sie das nächste Mal nicht so lange zappeln lasse.“
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ das Haus.
Irene verblieb noch eine unbestimmte Zeit in ihrer Haltung vor dem Sessel, in dem vor kurzem noch die Frau gesessen hatte, die sie so verehrte und dachte über den Nachmittag nach.
Schließlich hörte sie Julia, die durch die Hintertür das Haus betrat. Für einen Moment erschauderte Irene. Wenn sie diese Szene gesehen hätte, es wäre schrecklich gewesen. Niemand durfte davon erfahren.
Irene stand schnell auf und zog sich in ihr Schlafzimmer zurück.
6
Einkaufsbummel
Ein außenstehender Beobachter hätte sie für zwei ganz normale Freundinnen gehalten, die zusammen einkauften. Die Anwältin und die Lehrerin streiften zusammen durch Möbelgeschäfte, besahen sich Einrichtungen, kritisierten diese, scherzten sogar teilweise über die abstrusen Ideen mancher Designer oder die Preisvorstellungen der Verkäufer.
Irene war in einer ausgelassenen Stimmung. Sie genoss die Anwesenheit Frau Wantias, sie genoss den sommerlichen Tag. Sie wusste nicht, wann sie einen solchen Einkaufsbummel zuletzt gemacht hatte. Es musste mit Julia gewesen sein vor einigen Jahren, als diese noch jünger war und sich wie ein liebevolles Mädchen und nicht wie ein hormonell gestörter Psycho-Teenager benommen hatte.
Freundinnen im eigentlichen Sinne hatte sie seit Jahren nicht mehr. Die Karriere halt, und ihren Freundinnen war der Erfolg der Anwältin mehr oder weniger unheimlich geworden.
Bei einem Cappuccino sammelten die Frauen die Ergebnisse ihrer Erkundungen, die zu Irenes neuem Wohnzimmer führen sollten. Irene hielt sich bei der Entscheidung, welche Farbtöne, welche Möbel oder welche Accessoires geeignet seien zurück. Weniger, weil sie den Widerspruch nicht wagte, sondern vielmehr, weil sie an diesem Nachmittag erst so richtig erkannt hatte, was sie in den letzten Jahren versäumt hatte. Sie sah sich nicht in der Lage, Urteile über moderne Inneneinrichtung zu fällen.
Es war die klassische Geschichte von der Karriere, der so vieles geopfert wurde. Ihre Freizeit, ihre Hobbys, ihr Privatleben, ihre Ehe gar. Als Ergebnis galt sie als eine der angesehensten Anwältinnen in der Stadt und ihr gehörte die angesehenste Kanzlei der Stadt. Sie hatte einen Stab an Angestellten und Anwälten unter sich, man konnte sagen, dass sie es geschafft hatte.
Aber in den letzen Jahren hatte sie neben der Karriere nichts anderes geduldet. Sie hatte praktisch nichts vom Leben mitbekommen, 95% der Informationen, die sie in der Zeit gesammelt hatte, stammten aus der Zeitung und den Nachrichten. Mit eigenen Augen hatte sie praktisch nichts gesehen in den letzten fünf Jahren.
Mittlerweile sah sie die Scheidung als Erlösung an. Ihre Ehe hatte sich festgefahren, es war der immergleiche Trott. Auch wenn die Scheidung ärgerlich war, auch wenn sie mit Stress verbunden war, sie bot doch Möglichkeiten für einen Neubeginn.
Sie brauchte nur den nötigen Tritt in den Allerwertesten. Und ihr gegenüber saß diejenige, die ihr diese Tritte zu versetzen verhieß. Irene war der jungen Frau äußerst dankbar für ihr Erscheinen.
Irene war überrascht, dass die Lehrerin auch eine wärmere Seite besaß, dass sie zu Scherzen in der Lage war, aus sich heraus gehen konnte. Irene hatte sie nicht so eingeschätzt und auch nicht so kennen gelernt. Keinerlei Arroganz wurde heute verströmt und fast bedauerte Irene ein wenig, dass sie quasi auf gleicher Ebene kommunizierten, hatte sie doch aus anderen Gründen diese Faszination für die jüngere Frau entwickelt.
So war Irenes Stimmung äußerst gut und geradezu ausgelassen.
Die Frauen blätterten in einem Katalog für Sitzmöbel, den sie mitgenommen hatten. Einige der Stücke sahen aber auch wirklich zu unpraktisch aus.
„Sehen Sie sich das hier an!“
Irene zeigte auf ein selten hässliches Sofa, gehalten in einem kreischenden Grün und genau so geschwungen, dass es ein Höchstmaß an mangelndem Komfort versprach.
„Wie geschmacksverirrt muss man sein, um sich so ein Monster in die Wohnung zu stellen?“
„Da muss ich Ihnen recht geben“, erwiederte Frau Wantia lächelnd.
„Man muss schon wirklich einen abartigen Geschmack haben, sich ein derartiges Möbel in seine vier Wände zu holen.“
Irene lachte laut auf.
„Vielleicht lasse ich Sie dieses Stück kaufen und es jeden Tag eine Stunde ansehen!“
Die Lehrerin lächelte kühl, während Irene einen solchen Gefallen an dem Gedanken fand, dass sie die Hand vor den Mund halten musste, um ihr Lachen zu verstecken.
„Köstlich! Man muss schon sehr abartig sein, um sich an so etwas zu erfreuen.“
Irene bemerkte nicht, wie sich die Augen der Lehrerin zunehmend verengten.
„Diese Farbe! Was meinen Sie, wie viele tropische Frösche dafür sterben mussten?“
Das Lächeln der Lehrerin war erkaltet.
„Und sehen sie hier!“
Irene griff mit ihrer Hand impulsiv den Unterarm der jüngeren Frau.
„Und sehen Sie sich dieses Chromgestänge an. Wie auf einer Folterbank!“
Die Anwältin hätte spätestens jetzt den Frost spüren müssen, den die junge Frau ausströmte. Sie blickte kalt auf die Hand der älteren Frau, die immer noch auf ihrem eigenen Arm lag in einer Geste der Vertrautheit.
„Wir sollten uns auf den Weg machen.“
Bei diesem Themenwechsel wurde nun auch Irene gewahr, dass sich die Stimmung ihres Gegenübers merklich gesenkt hatte. Irene erblickte ihre Arm, nahm diesen verlegen weg und stammelte etwas verlegen.
„Ich bitte um Verzeihung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.“
Die Lehrerin nickte fast unmerklich.
„Wir sollten bezahlen und uns auf den Weg machen. Ich möchte Sie noch in eine Boutique führen. Ich würde Ihnen gerne einige Kleidungsstücke vorschlagen.“
„Ja, sicher.“
Irene war klar, dass diese Vorschläge eher Anordnungen darstellen würden. Und sie war dankbar dafür, dass ihr die Entscheidung abgenommen werden würde.
Während die beiden auf die Kellnerin warteten entstand ein unangenehmes Schweigen.
Irene hatte sich gehen lassen. Sie hätte die jüngere Frau nicht berühren sollen. Das war nicht in Ordnung gewesen. Irene hatte ihren Grenzen überschritten. In Zukunft würde sie sich besser unter Kontrolle halten müssen. Etwas bange blickte sie auf ihr Gegenüber, das sie nicht ansah und hoffte, dass sie diese nicht zu sehr verärgert hatte.
Sie war beeindruckt darüber, wie schnell und konsequent die Lehrerin die Situation wieder an sich gerissen hatte.
Schließlich kam die Bedienung und wie selbstverständlich bezahlte Irene beide Cappuccinos in der Hoffnung, so Wiedergutmachung leisten zu können.
„Die Boutique ist einige Straßen entfernt, aber wir können durchaus zu Fuß gehen.“
„Natürlich.“
Irene wollte schon aufstehen, als die Lehrerin sie zurück hielt.
„Geben Sie mir ihr Schuhe.“
„Was?“
„Sie haben mich verstanden.“
Irene war erstaunt. Was hatte die junge Frau vor? Wollte sie ihr die Schuhe wegnehmen? Sie konnte Irene doch den Weg nicht barfuß zurücklegen lassen. Auf der anderen Seite war es warm, es würde schon gehen, wenn auch die Passanten schauen würden. Aber sie würden sich einfach denken, dass ihr die Schuhe zu eng waren. Irene konnte sich daran erinnern, schon einmal barfuß durch die Innenstadt Florenz gegangen zu sein.
Gehorsam schlüpfte sie aus ihren Schuhen.
„Stellen Sie sie auf den Tisch.“
Irene gehorchte.
„Sehen Sie dort hinten das Kiesbett? Seien Sie so nett und bringen mir eine handvoll Kieselsteine.“
Ernüchtert stand Irene auf und tat wie ihr befohlen war.
Als sie zurückkam und sich wieder setzte, sah sie in den Augen ihre Gegenübers das spöttische Lächeln, das ihr schon zuvor aufgefallen war.
„Da wollen wir doch mal sehen.“
Mit spitzen Fingern durchsuchte die Lehrerin die Handfläche der Anwältin.
„Dieser hier hat eine schöne Form, ein wenig eckig, finden sie nicht?“
Sie pickte den Stein, der groß wie eine Haselnuss war, heraus und ließ ihn in den linken Schuh fallen. Irene saß sprachlos daneben.
„Und dieser hier hat eine sehr schöne Farbe.“
Der zweite Stein war groß wie eine kleine Murmel. Er kullerte in den anderen Schuh und blieb wegen des hohen Absatzes im vorderen Teil liegen. Sie würden sich unablässig in Irenes Fußballen bohren.
„Sie bewaren diese Steinchen doch für mich auf, oder nicht?“
„Natürlich.“
Irene war sprachlos.
„Und bitte verlieren Sie sie nicht. Ich möchte sie gleich noch einmal sehen.“
„Selbstverständlich.“
Der Spott in der Stimme der Lehrerin schnitt Irene ins Fleisch. Wie konnte die Frau nur plötzlich so brutal sein? Dies war wohl die Gefährlichkeit, von der sie gesprochen hatte.
„Wir sollten gehen.“
Sie deutete auf die Schuhe. Irene nahm sie vorsichtig vom Tisch und schlüpfte hinein. Die Fremdkörper begannen sofort ihr teufliches Werk.
„Ich schlage vor, dass ich vorgehe, sagen wir drei Meter und Sie folgen mir. Vielleicht nutzen Sie die Zeit, um ein wenig über Hierarchien nachzudenken und Ihre Position und meine zu eruieren. Was halten Sie davon?“
„Das mache ich gerne.“
Irene war einsilbig geworden bei dem Gedanken eines Spazierganges unter diesen Voraussetzungen. Auf keinen Fall wollte sie ihre Gefährtin weiterhin beleidigen.
„Fein! Gehen wir.“
Die Lehrerin stand auf und verließ schnellen Schrittes das Cafe.
Irene stand vorsichtig auf. Sofort bissen die Steine in ihre Ballen. Es würde eine Qual werden.
Langsam stakste sie aus dem Cafe heraus und folgte der Lehrerin, die einen schnellen Schritt vorlegte.
Ihre Bewegungen waren hölzern und sahen äußerst ungeschickt aus, ihr Gesicht angespannt und schmerzverzehrt. Passanten hätten glauben können, dass sie dringend auf der Suche nach einer Toilette war, so zumindest kam es Irene vor, die verzweifelt versuchte, der jungen Frau auf drei Meter Entfernung zu folgen und den Abstand nicht größer werden zu lassen.
Der Gang der Lehrerin hingegen war geprägt durch pure Anmut. Zunächst fiel der Pferdeschwanz auf, zu dem sie die golden glänzenden Haare gebunden hatte. Er schwang fröhlich, fast wie ein Gruß hin und her. Ein höhnischer Gruß, der sich über Irenes missliche Lage mokierte. Hinter diesem versteckte sich ein schmaler, langer Hals. Aus der Entfernung konnte Irene gerade noch die besonders weichen Härchen am Haaransatz erkenne, die besonders zart und fast durchsichtig glänzten.
Irene war beeindruckt von der Ausstrahlung der jungen Frau, die zwar in ihrem Leben noch nicht so viel geleistet hatte, ihr aber haushoch überlegen war. Nicht nur ihr Äußeres, das aus der Menge herausstach, vor allem der Charakter beeindruckte sie. Eigentlich war es Wahnsinn, wenn sie sich vorstellte, wie Irene sich in der Schule hatte demütigen lassen müssen, wie sie sich hatte beschimpfen lassen müssen. Auf der anderen Seite hatte sie selten etwas erotischeres erlebt wie die Säuberung der Schuhe. Was war an dem Putzen fremder Schuhe schon sinnlich? Nichts. Welcher Art Mensch bedurfte es, daraus eine derart erotische Szene zu machen? Dergleichen hatte sie mit ihrem Mann nie erlebt. Sie hatten auch guten Sex gehabt, sicherlich, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie jemals etwas ähnliches erlebt hatten.
Mit jedem Schritt bohrten sich die Steine in ihre empfindlichen Füße. Irene versuchte mehr oder weniger erfolglos, den Druck wegzunehmen, in dem sie auf den Absätzen auftrat oder über den Spann zu gehen versuchte. Beides war wenig erfolgreich und sah zudem äußerst albern aus. Doch Irene stand nicht der Sinn danach, sich zu schämen. Dafür jagten sie zu viele andere Gedanken.
Sie lief hinter dieser Frau her. Wie eine Untergebene, ein Dienstmädchen im 19. Jahrhundert. Sie hatte dieser Frau das Recht gegeben, ihr Steine in die Schuhe zu tun, sie hatte ihr das Recht zu geben, sie zu missachten, zu misshandeln. Und warum? Weil sie die andere nur berührt hatte. Wie kam sie dazu, dergleichen zuzulassen?
Wie kam sie dazu, Lust bei dem Gedanken zu finden, sich derart erniedrigen zu lassen?
Irene hatte nie viel mit der Frauenbewegung am Hut gehabt, statt zu jammern, hatte sie lieber angepackt, aber im Moment entsprach sie den übelsten Klischees der erfolgreichen Frau, die in ihrer Position falsch war und sich nach Kontrolle sehnte. Dabei war das falsch, denn um nichts in der Welt würde sie ihr berufliches Leben eintauschen.
Die Schmerzen wurden unerträglich. Irene fragte sich, wie lange sie diese noch würde aushalten können. Bildete sie sich ein, dass ihr Schuh feucht wurde? Feucht vor Schweiß oder feucht vor Blut?
Irene betrachtete die Lehrerin wieder.
Sie hielt ihre Schultern aufrecht und unter ihrem schnellen Gang zeichneten sich von Zeit zu Zeit die Schulterblätter ab. Die Wirbelsäule war sanft gerundet und bildete die Spiegelachse zur sich verjüngenden Taille, bevor sie in einer weichen S-Kurve in die wohlproportionierten Hüften überging.
Wie kam man auf der anderen Seite dazu, Freude an der Demütigung anderer Menschen zu empfinden? War es nicht krank, im 21. Jahrhundert andere sich die Schuhe putzen zu lassen? Und dann auch noch eine Lehrerin. Wie benahm sie sich wohl in der Schule? Sie konnte ja schließlich nicht mit dem Rohrstock auf die Schüler einprügeln. Würde sie das wollen? Oder machte die Lehrerin ebenso einen Unterschied zwischen beruflichem und privatem Leben? War sie vielleicht verantwortungsbewusst und warm zu Kindern, wie sich das gehörte und lebte ihre kalte Seite mit Irene aus. Reagierte sie sich vielleicht nur ab für den Stress, den die Kinder ihr bereiteten? Bekam Irene also gerade nur das zu spüren, was die Lehrerin eigentlich Julia antun wollte? Der Gedanke amüsierte Irene und brachte sie zu einem schmerzverzerrten Grinsen.
Wie weit war diese vermaledeite Boutique noch entfernt? Einige Straßen hatte es geheißen, aber einige Straßen waren sie bereits gelaufen. Lange würde sie es nicht mehr aushalten.
Die Hüften der Lehrerin schwangen in einer natürlichen und einladenden kontinuierlichen Bewegung im Rhythmus der Schritte. Unter dem Rock zeichneten sich die straffen Pobacken ab, die auf sportliche Betätigung schließen ließen. Unter dem knielangen Rock kamen schließlich die schlanken und straffen Waden ab. Die Lehrerin war durchaus recht attraktiv und ihr Auftreten kommunizierte auch, dass sie sich dessen bewusst war, ohne aber einer Eitelkeit Ausdruck zu verleihen.
War die Lehrerin lesbisch oder war dieses seltsame Arrangement auch für sie neu? Fragen über Fragen türmten sich auf. Fragen, die sie nicht in der Position zu stellen war.
Bald würde sie aufgeben müssen. Sie überlegte, ob sie die Lehrerin ansprechen sollte, ob sie um Linderung bitten sollte. Vielleicht würde sie ja Verständnis haben. Sie musste Verständnis haben für die Situation und die Schmerzen. Vielleicht war sie sich ja gar nicht bewusst, welche Schmerzen Irene auszuhalten hatte. Irene verwarf den Gedanken. Sie würde es noch ein wenig aushalten können. Sie wollte den Wünschen entsprechen, sie wollte, dass die jüngere Frau zufrieden war mit ihr. Stolz auf sie war.
Was wollte sie eigentlich von der Frau? Eine Affäre? Eine Beziehung? Auf jeden Fall wollte sie ihr nah sein, viel näher noch als sie es jetzt war. Und der Begriff lesbisch schockierte sie auch nicht mehr. Schon lange nicht mehr.
Als sie zusammen am Tisch gesessen hatten, da hatte Irene sich nichts sehnlicher gewünscht, als ihren geschwungenen Mund zu küssen, in ihren Lippen zu versinken. Und in ihrer Phantasie hätte sie das sogar in aller Öffentlichkeit getan. Das wäre es wert gewesen.
Aber die Frage war schließlich, was die andere wollte. Welche Pläne hatte sie? Was durfte Irene erhoffen? Sie wusste noch nicht mal mehr, ob die Lehrerin nicht vielleicht liiert war. Einen Ehering trug sie nicht, aber das bedeutete heutzutage ja nicht viel.
Als Irene schon glaubte, ihre Füße seien nichts als blutige Stümpfe, blieb Frau Wantia stehen und wies auf die Boutique. Es war ein kleiner Laden, der recht modern aussah. Im Schaufenster lagen Kleidungsstücke, die eher jüngeren Frauen zugeordnet werden konnten.
Irene wäre nicht auf den Gedanken gekommen, ein solches Geschäft zu betreten.
Die Boutique war leer, einzig eine junge Verkäuferin, die recht gelangweilt schien, stand hinter der Kasse und schenkte den beiden Frauen keine Aufmerksamkeit. Sie schien höchstens Anfang zwanzig zu sein und an Manieren schien es ihr auch zu hapern, hob sie doch kaum den Kopf zu einem Gruß. Ein Kaugummi komplettierte das negative Urteil vollständig. Die normale Kundschaft dieses Geschäfts würde daran sicherlich keinen Anstoß nehmen und so kümmerte sich auch Irene nicht sehr darum.
Sehnsüchtig blickte sie stattdessen auf einen Sessel in einer Ecke, doch entweder verstand die Lehrerin den Wunsch nicht oder sie ignorierte ihn und so blieb Irene stehen und erfreute sich der kleinen Erleichterung, zumindest nicht hinterherhetzen zu müssen.
Unterdessen sah sich die Lehrerin in dem Laden um. Irene wunderte sich über deren Geschmack ein wenig, war aber zu sehr mit ihren Füßen beschäftigt, um sich großartige Gedanken zu machen.
Schließlich kam sie mit eineigen Kleidungsstücken zurück.
„Hier habe ich etwas schönes gefunden! Aber erst sollten wir uns um ihre Füße kümmern.“
Irene war erleichtert.
„Setzen Sie sich in den Sessel und nehmen Sie die Steine doch bitte aus den Schuhen.“
Irene humpelte zu dem Sessel – ein letztes Mal, wie sie hoffte, und ließ sich hineingleiten. Sie hätte vor Erlösung stöhnen können, als sie endlich ihrer Peiniger ledig werden konnte.
„Ich kann mir vorstellen, dass das ein wenig unangenehm war, nicht wahr?“
Irene wäre bei diesem Kommentar am liebsten aufgesprungen und hätte ihr laut die Meinung gesagt. Stattdessen nickte sie nur und zog vorsichtig die Schuhe von ihren wunden Füßen.
„Massieren Sie sie vorsichtig, damit sich die Haut entspannen kann“, wurde ihr geraten und so tat sie es auch. Mit der Zeit wurde der Schmerz dumpfer und leiser. Irene war zumindest froh, dass der Verdacht mit dem Blut falsch gewesen war.
„Aber was machen wir jetzt mit den Steinen. Ich finde die so schön, die sollten wir aufheben.“
Irene schwante böses, wusste aber nicht, was sie zu erwarten hatte. Der Tonfall der Lehrerin nahm etwas verspieltes an, so wie Katzen, die mit gefangenen Mäusen spielen, bevor sie sie verspeisen. Der Tonfall nahm etwas fast kindisches an, wie ein kleines Mädchen, das große Freude empfand – und dann dem Schmetterling, den es gefangen hatte, die Flügel ausriss. Irene hatte diesen Tonfall für schon vorher einmal ganz kurz zur Kenntnis genommen.
„Aber wohin damit?“
Die junge Frau nahm ihr die Steine aus der Hand.
Irene wusste zwar nicht, was die junge Frau meinte, aber die Frage war zweifellos nur von rhetorischer Natur, denn die Antwort stand schon fest.
„Ich weiß, nehmen Sie sie in den Mund, da sind sie gut aufgehoben.
In den Mund? Der Gedanke widerte sie an. Was da für Krankheitserreger dran sein konnten und der Schweißgeruch ihrer Füße, der sich bestimmt an den Steinen abgelagert hatte, war auch nicht zu vergessen.
Doch bevor Irene Protest einlegen konnte, war die Lehrerin schon einen Schritt näher getreten.
Mit der linken Hand packte sie Irene am Genick, mit der rechten, in der sich auch die Steine befanden, griff sie mit Daumen und Zeigefinder wie mit einer Schraubzwinge Irenes Unterkiefer.
„Kommen Sie schon, aufmachen! Sagen sie Ahh!“
Irene spürte die Hände an ihrem Nacken und an ihrem Unterkiefer mit großer Kraft zudrücken. Ohne großen Widerstand zu leisten, öffnete sie den Mund und nahm die beiden Steine auf, die wider Erwarten nicht nach Schweiß schmeckten, sondern allenfalls etwas salzig. Dennoch war der Gedanke, diese Steine, die sie in ihren Schuhen mit sich herumgeführt hatte, nun im Mund zu haben, widerlich und sie wollte gar nicht wissen, was diese alles schon in dem Kiesbett hatten erleben müssen. Irene dachte an etwas anderes, bevor sie würgen musste.
„Na also, ich bin sicher, dass das angenehmer ist, als sie in ihren Schuhen zu haben, finden Sie nicht?“
Irene musste der Frau widerwillig recht geben.
„Sie sind ein gutes Mädchen, ich bin stolz auf Sie.“
Neben einem gewissen Maß an Spott schwang ein winziges Maß an Zuneigung mit, das Irene genau wahrnahm. Ihr reichte es. Sie war mit wenig zufrieden.
„Nun gut, schauen Sie mal, was ich hier für Sie habe!“
Die junge Frau hielt einen sehr engen und vor allem knappen schwarzen Rock hoch und zudem eine weit geschnittene Bluse, die nicht vollkommen blickdicht war.
Irene war entsetzt. So konnte sie sich doch nicht sehen lassen. Sie würde wie ein Flittchen aussehen.
„Ich hoffe, die passen, oder glauben Sie, dass ich den Rock besser in einer Nummer größer holen soll?“
„Ich glaube, es wird schon gehen.“
Irene nahm die Kleidungsstücke an sich und betrat die Umkleidekabine, während Frau Wantia sich weiter im Geschäft umsah.
Mit diesen Sachen konnte sie sich in der Öffentlichkeit doch nicht sehen lassen, das war ausgeschlossen.
Sie öffnete den Reißverschluss und lies ihren Rock die Hüften hinuntergleiten. Dann zog sie den Blouson aus und öffnete ihre Bluse.
Sie schüttelte nur den Kopf, als sie den Rock sah, der so knapp war, dass er gerade über die Hüften reichte und mehr entblößte, als er verdeckte. Wenn Julia mit einem solchen Rock in die Disko gehen wollte, sie würde es ihr verbieten.
Plötzlich wurde der Vorhang der Kabine aufgerissen.
„Sind sie schon fertig?“
Die Lehrerin stand in der Kabine und blickte auf die halbnackte Irene, die erst erschrak, um dann unwillkürliche die Arme vor die Brust und den Unterleib zu halten, um sich notdürftig zu bedecken.
Gott, das war ja wie als Kind, als sie mit ihrer Mutter Kleider einkaufen gegangen war! Die hatte auch immer den Vorhang weggerissen und ihre Privatsphäre gestört.
Irene errötete.
„Wer wird denn so schüchtern sein? Lassen Sie sich schon ansehen.“
Sie richtete sich langsam auf.
Eigentlich hatte die junge Frau recht. Langsam, etwas zu langsam, nahm sie die Arme beiseite und gewährte der jüngeren einen Blick auf ihren Körper. Sie war im Großen und Ganzen recht zufrieden mit ihrem Körper.
„Na das ist doch schon besser.“
Warm fühlten sich die Blicke an, die über ihren Körper glitten. Irene sah, wie sie taxiert wurde. Ihre Beine, ihre Hüften, den Bauch mit seiner sanften Rundung. Die großen Brüste, die aus dem Büstenhalter herausschauten aber immer noch straff waren. Das Dekollete.
Der Gedanke, so gemustert zu werden, befeuerte sie.
„Sie tragen Nylonstrumpfhosen?“
„Ja, was ist damit?“
„Ich finde Strumpfhosen schrecklich. Sehen Sie sich mal an, das sieht doch alles höchst unvorteilhaft aus.“
Irene blickte an sich herab und in der Tat konnte man nicht davon sprechen, dass sie um den Schritt herum sehr begehrenswert aussah. Auf der anderen Seite aber hatte sie auch nicht damit gerecht, dass sie sich so entblößen müsste.
„Ziehen Sie sie aus. Und tragen Sie in Zukunft Strümpfe.“
„Natürlich.“
Ungeschickt zwängte sie sich unter den kritischen Augen der Lehrerin aus den Nylons.
„Drehen Sie sich mal um.“
Irene gehorchte.
„Noch etwas weiter.“
…
„Beugen Sie sich vor.“
…
„Nehmen Sie mal die Arme hoch.“
…
„Brust raus.“
…
„Mir scheint, Ihnen gefällt es, hier für mich zu posieren.“
Irene senkte verlegen den Kopf.
„Kommen Sie mal aus der Kabine raus, ich möchte Sie ganz sehen!“
Irene blickte erschrocken auf.
Die Angestellte würde sie sehen können, wie sie hier posierte. Vielleicht würde sie sogar vor den Augen der jungen Verkäuferin gedemütigt und zur Schau gestellt werden.
„Sie brauchen mitunter recht lange, um Bitten nachzukommen.“
Das war ja wohl nur schwerlich eine Bitte, dachte Irene, doch sie vernahm durchaus den drohenden Unterton der Frau. So fasste sie ihr ganzes Herz zusammen und trat aus der Kabine heraus. Unwillkürlich hatte sie das Bedürfnis, ihre Arme wieder schützend vor sich zu legen. Sie ließ es aber.
„So ist es besser.“
Ein unsicherer Blick auf die Verkäuferin versicherte Irene, dass sie angegafft wurde, wenn auch noch recht teilnahmslos.
„Treiben Sie Sport?“
„Nein, da habe ich leider kein Zeit zu.“
„Ich kenne ein Fitnesszentrum für Frauen, das für Sie einen Plan ausarbeiten könnte. Sie sollten ein wenig an sich arbeiten. Einen Moment.“
Sie drehte sich zu der Verkäuferin um.
„Könnten Sie mal kommen, wir bräuchten ihre Hilfe.“
„Klar.“
Irene sank das Herz, als die junge Frau äußerst lässig und teilnahmslos zu ihnen kam.
„Meine Freundin hier möchte in ein Fitnesszentrum, etwas an sich tun. Was würden Sie vorschlagen, woran sollte Sie arbeiten?“
„Was?“
„Naja, an welchen Körperregionen müsste sie was tun? Als Verkäuferin in einer Boutique wissen Sie doch bestimmt, worauf man heutzutage wert legt.“
„Ja sicher das, anfürsich kenn ich mich da aus.“
„Also, wo sollte sie abspecken? Tun Sie sich keinen Zwang an, heraus mit der Sprache!“
Die Verkäuferin zögerte, immerhin schien sie noch einen Funken Anstand zu haben, doch da ihrer Expertise nun schon so geschmeichelt worden war, zeigte sie sich auch begierig, diese unter Beweis zu stellen.
„Da muss ich mal kucken.“
„Machen Sie das. Sehen Sie sie sich genau an.“
Das Blut schoss Irene in den Kopf. Von Frau Wantia ließ sie sich ja noch anschauen, immerhin kannten sie sich schon ein wenig. Ja sie gab sogar zu, dass sie Genugtuung dabei verspürt hatte und es genossen hatte, ihre Blicke auf ihrer Haut zu spüren. Vielleicht sogar begehrt zu werden, Lust hervorzurufen. Die kleine Show, die sie hatte aufführen müssen, hatte ihr ausgesprochen gut gefallen. Sehnsüchtig wünschte sie sich, dass die Lehrerin sie so begehrte wie umgekehrt.
Doch nun nahm das alles eine höchst unschöne Wendung. Eine exhibitionistische Ader hatte sie sicher nicht und sich vor dieser unerzogenen jungen Verkäuferin, dieser Göre so begaffen zu lassen, das war schwer hinzunehmen.
„Naja, eigentlich sieht die ja noch ganz fitt aus.“
Die? Die sieht ja noch ganz fitt aus? Wie kam dieses Kind dazu, so über sie zu reden, sie zu einem Schlachtvieh zu degradieren.
„Da meine ich auch, aber ein bisschen was müsste sie an sich tun.“
„Ja sicher das.“
„Was meinen Sie? Die Oberschenkel?“
„Naja, das sind zwar noch keine Schinken, aber da könnte man schon was dran tun.“
Irene wäre am liebsten gestorben.
„Sie haben recht.“
„Kann die sich mal umdrehen?“
Die Lehrerin bedeutete ihr mit einem Finger, dass sie sich drehen sollte. Irene gehorchte und spürte die unsauberen Blicke der Verkäuferin über sich gleiten.
„Am Hintern müsste auch was weg.“
„Das stimmt!“
Die Lehrerin fand gefallen an dem Spiel.
„Wie ist das am Bauch, meinen Sie, dass das Fettröllchen sind?“
„Kann die sich mal vorbeugen?“
Wieder der Finger.
„Nee, ich würde sagen, das geht noch.“
„Wunderbar! Wissen Sie, was mir gefällt? Die Brüste.“
„Das stimmt. Die sind rund und scheinen auch noch gut zu stehen. Sind die echt?“
Wie konnte man nur so schamlos fragen?
„Nun?“ forderte die Lehrerin Irene zu einer Antwort auf.
„Ja, die sind echt.“
Die Antwort war nicht mal mehr ein Flüstern, sondern nur noch ein Hauch.
Die Lehrerin wandte sich wieder an die Verkäuferin.
„Danke sehr, Sie haben uns sehr geholfen.“
„Kein Thema.“
Die Frau machte keine Anstalten zu gehen, ihr schien die Szene zu gefallen.
„Wir kommen jetzt alleine zurecht. Vielen Dank.“
„Ja, klar.“
Langsam drehte sie sich um und ging zurück hinter ihren Kassentisch.
Die Lehrerin lächelte aufmunternd.
„Das haben Sie gut gemacht. Nun ziehen Sie bitte die Kleider an.“
Irene kam sich wie eine Nutte vor. Der Rock war so kurz, dass man ihren Slip sehen konnte, wenn sie sich bückte. Der Büstenhalter zeichnete sich ganz deutlich durch die weite Bluse ab. Der Blick in den Spiegel entsetzte sie. Sie erkannte sich fast selbst nicht. Nutten liefen so herum, aber nicht die Anwältin.
Die Lehrerin erkannte den Gesichtsausdruck und sprach schließlich:
„Also gut, warum habe ich Sie diese Kleider anprobieren lassen?“
„Ich … ich weiß nicht.“
„Sie wissen es, spielen Sie nicht die Unschuld vom Lande. Es ist eine Maßregelung für etwas, das Sie getan haben. Was also haben Sie falsch gemacht?“
„Ich … ich habe Sie am Arm berührt.“
„Sie haben mich am Arm berührt und ich mag es nicht, ungefragt von Ihnen in dieser Weise betatscht zu werden. Daher diese Kleidung. Haben Sie verstanden?“
Irene musste einen gehörigen Batzen ihres Stolzes herunterschlucken, einen Grund, sich zu entschuldigen, hatte sie beim besten Willen nicht. Aber genau das reizte sie auf der anderen Seite. Sie wurde gezwungen, sich für etwas zu entschuldigen, obwohl sie nichts getan hatte. Es war pure Willkür, der sie ausgesetzt war. Der Gedanke erregte sie, wie er sie gleichzeitig abstieß.
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.
Sie senkte den Kopf und sprach zögernd.
„Es tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen. Ich werde Sie nie wieder anfassen ohne Ihre Erlaubnis.“
„Ich akzeptiere Ihre Entschuldigung. Nun zu Ihrer Strafe. Da Sie sich einsichtig zeigen, dürfen Sie die wählen. Entweder Sie tragen diese Kleider, oder sie werden die Steine wieder in die Schuhe tun. Es ist Ihre Entscheidung!“
Wie weit sollte die Demütigung noch gehen? Jetzt musste sie sich schon ihre Strafe selbst aussuchen? Was kam als nächstes?
Irene wog ab und schmeckte die Steine in ihrem Mund.
Die Schmerzen der Steine waren unerträglich gewesen. Sie war so froh gewesen, als diese sie nicht mehr peinigten, dass es unvorstellbar war, sich diese Schmerzen wieder zufügen zu müssen. Auf der anderen Seite konnte sie beim besten Willen nicht in diesem Outfit durch die Straßen gehen. Wie sah darin wie eine Bordsteinschwalbe aus. Wenn sie gesehen würde von einem Mandanten oder jemand anders, der sie kannte.
Fast unhörbar murmelte sie: „Ich nehme die Steine.“
„Schade, ich hätte Sie gerne in diesem Kostüm gehen sehen. Aber es ist Ihre Entscheidung. Gleichwohl werden Sie die Kleider kaufen und wenn dergleichen noch einmal vorkommen sollte, werde ich Sie darin durch die Stadt jagen. Haben Sie mich verstanden?“
„Ja.“
„Sehen Sie mich gefälligst an, wenn ich mit Ihnen rede und sprechen Sie lauter.“
Der Satz kam so laut, dass auch die Angestellte ihn hörte und interessiert zu ihnen hinüberblickte.
Irene fühlte sich elend. Sie versank förmlich im Boden vor Scham. Hier vor dieser jungen Göre so gemaßregelt zu werden, das war unerträglich. Gleichzeitig jedoch spürte sie eine wohlige Wärme, die sich in ihrem Unterleib ausbreitete und ihr Zentrum in ihrem Schoß hatte.
„Ja, ich habe verstanden.“
„Machen Sie den Mund auf.“
Frau Wantia hielt ihr die Hand vor den Mund und Irene spuckte die Steine, an die sich ihr Mund gerade gewöhnt hatte, in ihre Hand.
„Die sind ja von ihrem Speichel ganz verschmiert!“
Irene blickte wieder schuldbewusst auf den Boden.
„Ich bitte um Verzeihung!“
Die Lehrerin seufzte und legte ihre flache Hand mit den Steinen darin auf den nackten Oberarm der Anwältin und rieb sie grob trocken.
Irene schämte sich für ihren Speichel.
„Und jetzt ziehen Sie sich wieder an!“
Irene ging in die Kabine. Als sie den Vorhang zuziehen wollte, wurde Sie erneut barsch zurechtgewiesen.
„Der Vorhang bleibt auf.“
So musste sie sich unter den Augen der jungen Lehrerin anziehen, die sie genau beobachtete.
Bevor sie gingen fielen die beiden Steine mit einer Leichtigkeit in die Schuhe und hüpften dort so spielerisch, dass Irene hätte weinen können.
Als die Anwältin sich von der Lehrerin verabschiedete, musste diese ihr die Steine übergeben.
Irenes Füße schmerzten noch Tage später, doch als sie am Abend in ihrem Bett lag, da fuhr sie mit dem Finger immer wieder über die wunden Stellen und brachte sich sogar zu einem Höhepunkt mit dem Gedanken an den vergangenen Nachmittag.
Sie dachte lange über die Worte nach, die die Lehrerin ihr in der Kabine mitgeteilt hatte, wusste aber nicht, was sie davon halten sollte. Jenseits aller Lust schwang eine dumpfe Angst in ihr, die sie ständig warnte und nicht zu verdrängen in der Lage war.
7
Prüfung
„Hosen.“
„Hosen?“
„Genau Hosen.“
„Was ist mit Hosen?“
„Die sollten Sie nicht tragen. Hosen stehen Ihnen nicht. Von jetzt an tragen Sie keine Hosen mehr.“
„Nie mehr?“
„Wenn Sie das so sagen, sie haben ganz recht. Nie mehr, es sei denn ich bitte Sie darum. Röcke stehen Ihnen viel besser. Zeigen Sie Ihre Beine. Ich möchte Ihre Beine sehen.“
„Gut, wie Sie meinen.“
„Wie ich meine … Wissen Sie was? Wir sollten diese förmliche Anrede ändern. Nun, wo wir uns besser kennen, finde ich es angebracht, Sie beim Vornamen zu nennen. Irene, richtig?“
„Das ist richtig. Wie ist Ihr Name?“
„Meinen Namen kennen Sie doch. Frau Wantia. Wir wollen doch nicht zu leger werden.“
Die Lehrerin lächelte.
Irene war ratlos. Sie befand sich mit Frau Wantia in einem der feinsten Restaurants der Stadt. Die Lehrerin hatte sie kurzfristig am gleichen Morgen angerufen und in das Restaurant bestellt. Irene hatte einen Mandanten schnell abfertigen müssen, um die Verabredung einhalten zu können und nun das.
Am Morgen war sie vollkommen aufgeregt gewesen und hocherfreut über den Anruf. Frau Wantia hatte Sie in der gewohnt kühlen und knappen Art gebeten, doch bitte keine Strumpfhosen, sondern halterlose Strümpfe zu tragen und einen weiten Rock.
„Ach und ein schönes knappes Höschen!“ hatte sie noch gesagt.
Sie hatte diesem Wunsch natürlich entsprochen und den ganzen Tag über hatte sie sich mit dem Gedanken herumgeschleppt, warum ein solcher Wunsch an sie herangetragen wurde. Sie ertappte sich bei einigen lüsternen Phantasien, die sie von der Arbeit ablenkten und während der morgendlichen Besprechung unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschen ließen.
Sie konnte den Feierabend gar nicht schnell genug herbeisehnen und harrte der Dinge, die da kommen konnten mit großer Erwartung.
Als sie im Restaurant ankam, stand bereits eine Flasche recht teuren Champagners auf dem Tisch und die junge Frau schenkte sich gerade ein zweites Glas ein.
Sie gab sich recht offen und gut gelaunt. Eine Stimmung, die Irene gar nicht erwartet hätte und die sie gar nicht zuordnen konnte. Nach dem letzten Treffen hatte sie das nun ganz bestimmt nicht erwartet. Die Stimmungsschwankungen der Frau waren schlimmer als ihre eigenen. Was sollte sie davon halten? Sie benahm sich wie ein Teenager, ähnlich sorglos, ähnlich verantwortungslos, ähnlich … gefährlich?
Irene machte sich Sorgen, auf was sie sich eingelassen hatte. Nun saß sie an mit ihr an diesem Tisch und bekam einfach so Verhaltensänderungen aufgedrückt, die recht einschneidend waren.
Keine Hosen mehr? Das war schon eine einschneidende Änderung. Natürlich trug sie Hosen, welche Frau lief heutzutage noch ausschließlich in Röcken umher? Aber gut, sie würde sich damit arrangieren können.
Und nun die geänderte Anrede. Eine jüngere Frau, die sich in dieser Situation auch noch wie ein Mädchen benahm, bestimmte, dass die ältere Anwältin von der jüngeren Lehrerin geduzt wurde, selbst aber auf das Sie bestand?
All das fand auch noch hier in der Öffentlichkeit statt. In diesem Restaurant war sie ein bekannter Gast, der häufig und gern gesehen war. Sie sorgte sich bereits um ihre Reputation, was denn wohl die Kellner denken mochten. Offensichtlich hatte ihr Gegenüber bereits einen Schwips.
Sorge bereitete ihr auch die Frage, was sie denn noch zu erwarten hätte, mit welchen Sticheleien sie noch traktiert werden würde. Sie hoffte, dass der jungen Frau nicht noch andere Dinge einfallen würden. Als sie erneut zum Champagner griff, kam Irene sogar für eine Sekunde der Gedanke, ob sie die Lehrerin nicht betrunken machen könnte, um sie zum Schweigen zu bringen. Ihr schauderte davor, welche permanenten Einschränkungen ihrer Lebensqualität sie eventuell an diesem Abend noch hinnehmen werden müsste, weil ihrer Lehrerin spontan irgendwelche Einfälle kämen, mit denen sie ihre Macht demonstrieren wollte.
Gerade war die Karte gekommen und Frau Wantia überflog diese schnell und bevor der Kellner sich wieder abgewannt hatte, bestellte sie schon.
„Mir ist heute nach Steak. Ich glaube, wir nehmen das Filet Mignon. Medium. Was hältst du davon?“
Doch bevor Irene antworten konnte, wendete sie sich wieder an den Kellner.
„Zweimal bitte.“
Der Kellner nickte und verschwand.
„Das ist dir doch recht, oder nicht?“ fragte die Lehrerin scheinheilig.
„Natürlich.“
„Das will ich auch meinen. Dir ist nämlich alles recht, was ich bestimme, nicht wahr?“
„Ja.“
Das Ja blieb ihr fast im Halse stecken.
„Ja, das will ich auch meinen, denn ich bestimme, wo es lang geht.“
Sie sah Irene prüfend an, die nichts erwiderte.
Sie trank in einem Zug den Champagner aus und schüttete sich und dann auch Irene nach.
„Herr Ober, bitte noch eine Flasche!“
Irene dachte mit Schaudern an den guten Champagner, der hier einfach so die Kehle dieser jungen Frau hinunterschoss, die diesen bestimmt noch nicht einmal mehr zu würdigen wusste.
Die Rechnung natürlich würde auf Irene gehen.
Die Lehrerin forderte Irene auf, ihren Arbeitstag zu beschreiben, was Irene zunächst widerwillig, später etwas freimütiger auch tat. Die Lehrerin hörte dabei aufmerksam zu, unterbrach jedoch von Zeit zu Zeit, um die ein oder andere Verständnisfrage zu stellen.
Schließlich kam das Essen, das beide nunmehr schweigsam verzehrten.
Als beide das Mahl beendet hatten, lehnte sich die junge Frau zurück, nahm noch einen Schluck und griff nach der Serviette. Sie sah sich diese kurz an und bemerkte dann:
„Hach, was ist denn das, da ist ein Fleck drauf, Die kann ich nicht benutzen. Siehst du!“
Sie hielt Irene die Serviette hin, aber es war kein Fleck zu erkennen.
„Dann muss ich wohl etwas anderes nehmen.“
In der Stimme schwang plötzlich etwas bedrohliches.
„Gib mir dein Höschen.“
„Was?“
„Du hast mich verstanden.“
„Gib mir dein Höschen, damit ich mir damit den Mund abwischen kann.“
Irene überlegte kurz.
„Es ist doch hoffentlich frisch. Du hast es doch heute Morgen frisch angezogen, oder ist es noch dreckiger als die Serviette?“
„Nein.“
„Na dann los.“
„Also gut.“
Irene machte anstallten aufzustehen.
„Nein, nein!“
Die Lehrerin beugte sich vor und hielt sie am Arm fest.
„Das kannst du hier machen.“
„Was?“
„Hier. Zieh sie hier aus.“
„Tut mir leid, das kann ich nicht machen.“
Das Maß war voll. Irene konnte das nicht tun. Sie konnte hier in dieser Gaststätte, in dem man sie kannte, nicht einfach so ihren Slip ausziehen. Was, wenn man sie sehen würde. Sie würde nie wieder hierhin kommen können und dar war unmöglich, hatte sie in diesem Restaurant doch häufig Geschäftsessen.
„Das geht zu weit“, wiederholte sie.
„Ach Quatsch, das geht schon. Du kannst ihn entweder ausziehen, du hast doch hoffentlich Strümpfe an, wie ich es dir empfohlen habe.“
Irene nickte knapp.
„Oder aber du schneidest die Bünde durch und musst ihn nicht über die Beine streifen. Das ist doch nicht so schwer. Ich habe uns extra Steaks bestellt, damit du ein scharfes Messer bekommst. Stell dir vor, ich hätte Suppe bestellt, das wäre eine Heidenarbeit geworden mit einem Löffel, stell dir das mal vor!“
Irene war sprachlos.
„Und ich habe mich extra so hingesetzt, dass du das Lokal überblicken kannst, du kannst also selbst sehen, wann jemand in unsere Richtung sieht und wann nicht. Stell dir vor, du würdest auf meinem Platz sitzen. Der ganze Laden könnte dich anglotzen und du würdest es nicht mitbekommen!“
Irene drehte sich der Magen um. Das ganze war also geplant gewesen. Von Anfang an. Sie zögerte kurz und wollte erneut und endgültig ablehnen, als sich die junge Frau plötzlich vorbeugte, ihre Hand griff und auf den Tisch presste, ihre Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in die Hand der älteren Frau.
Ihre Augen waren zu Schlitzen zusammengezogen, die Stimme klirrte vor Kälte.
„Jetzt hör mir mal zu. Ich sage es nicht noch einmal. Ich verschwende hier nicht länger meine Zeit mit dir. Du tust, was ich sage, oder ich stehe auf und du siehst mich nie wieder. Du hast die Wahl. Entscheide dich jetzt.“
Irene hatte eine solche Kälte noch nie in einem Menschen gesehen. Sie hatte noch nie zuvor solch eine Entschlossenheit gespürt, diese Brutalität war ihr vollkommen fremd.
Sie war herausgefordert, unglaublich viel zu riskieren, nur um diese Frau zufrieden zu stellen. Es ging noch nicht einmal mehr darum, sie glücklich zu machen. Diese Aufgabe war nichts als reine Schikane.
Irene war klar, dass dies erneut eine Lektion war, die ihr erteilt wurde und gleichzeitig ein Test darstellte, ob sie es Wert sei, mit der Lehrerin zu verkehren. Alles war eingefädelt gewesen. Die Kleiderordnung, der Sitzplatz, das alkoholisierte Verhalten. Die junge Lehrerin wollte ein für allemal klar machen, dass sie alle Zügel in der Hand hielt.
Sie entzog sich windend dem Griff ihres Gegenübers.
Irene war berauscht von der Kaltblütigkeit, die de junge Frau nur für sie an den Tag legte. .
Sie griff das Messer und setzte sich auf.
Nur ein älteres Ehepaar saß in der Nähe. Die anderen Gäste waren alle weiter entfernt und ein Kellner war auch nicht in Sicht. Die Situation war günstig.
Ihr Herz schlug bis zum Hals,, eine derartige Mutprobe hatte sie seit sie ein Mädchen war, nicht mehr bestehen müssen.
Es gab nur eine Möglichkeit. Sie öffnete vorsichtig den Reißverschluss ihres Rockes., zupfte langsam die Bluse heraus.
Wenn sie jetzt aufstehen müsste, wenn jemand Bekanntes vorbei käme, sie würde aussehen wie eine Schlampe. Ein Schauder kroch über ihren Rücken, als sie sich vorstellte, wie sie aufsehen musste und ihr Rock sich langsam wie eine kleine aber hochgiftige Schlange ihre Schenkel hinunterglitt. Kühl, unaufhaltsam, entschlossen, kurz an ihren Knien langsamer werdend, nur um mit größerer Entschlossenheit an ihren Unterschenkeln hinunterzufallen. Sie würde vor aller Welt mit entblößten Beinen dastehen, hilflos.
Ihr Herz schlug bei dem Gedanken noch einen Schlag härter, ihr Hass gegenüber ihrer Peinigerin wurde noch eine Stufe größer. Ihre Erregung wuchs ins unermessliche.
Sie pulte mit den Fingern an ihren Hüften und zuckte leicht zusammen, als sie unter ihrer Bluse das ansonsten verdeckte Fleisch ihrer Hüften spürte. Sie musste sich einigermaßen verrenken, um an den Bund ihres seidenen Slips zu gelangen. Schließlich hatte sie diese etwas nach oben gezogen, sodass sie mit dem Messer herankommen konnte.
Ein Blick in das Restaurant ließ sie in ihrer Bewegung verharren. Ein Kellner bewegte sich langsam auf sie zu. Sie wartete, bis er herankam und sich dem älteren Ehepaar zuwendete. Der Kellner sah, dass Irene ihn ansah und lächelte freundlich und professionell und Irene versuchte zurück zu lächeln, spürte Schweißperlen, die sich auf ihrer Stirn bildeten und hoffte innigst, dass er nicht an ihren Tisch kam. Die beiden Frauen waren eigentlich mit dem Essen fertig. Es war zu erwarten, dass der Kellner die abräumen wollte. Doch dann würde Irene auch das Messer abgeben müssen. Hastig lehnte sie sich vor und stocherte zwischen den spärlichen Resten auf ihrem Teller, um ihm zu signalisieren, dass sie noch aß.
Der Kellner ging vorbei und wendete sich dem Ehepaar zu.
Irene fiel ein Stein vom Herzen.
„Ach weißt du was, ich trinke noch einen Cognac und einen Espresso. Möchtest du auch einen?“
In diesem Moment hasste Irene ihr Gegenüber, die sich sehr zu amüsieren schien.
„Herr Ober!“
Der Kellner kam an den Tisch.
Sie presste ihren Körper an die Tischkante, damit der Mann ihre inakzeptable Kleidung nicht sehen konnte.
„Ja, bitte, was kann ich noch für sie tun?“
„Ich hätte gerne einen Espresso und einen Cognac. Möchtest du auch etwas?“
Sie sah Irene erwartungsvoll an.
„Nein danke“, presste diese hervor.
„Darf ich abdecken?“
„Nein, bitte noch nicht, ich esse noch“, warf Irene ein, die bemerkt hatte, dass der Mann sie zu ignorieren schien und sich immerzu an die Jüngere wandte.
„Sehr wohl.“
Endlich verschwand der Kellner.
„Den bist du los geworden, aber er kommt gleich wieder mit den Getränken, also beeil dich!“
Mit einem Blick versicherte Irene sich, dass sie sich wieder an ihre Arbeit machen konnte. Sie lehnte sich zurück und zupfte erneut den Bund ihres Slips hervor und schnitt mit dem scharfen Steakmesser in die Schlaufe. Doch Trotz der Schärfe des Messers gab sich der Stoff widerspenstig und so musste Irene mit aller Kraft drücken.
Mit einem Ruck riss der Stoff. Entfuhr Irene fuhr ein Stöhnen, sie schlug mit der Hand gegen die Tischplatte. Der Krach, den sie dabei verursachte, erschrak sie. Von dem Nebentisch wurden Blicke auf sie geworfen.
„Alles in Ordnung“ lächelte sie unsicher hinüber. Das ältere Paar wendete sich schließlich wieder seinem Gespräch zu. Irene wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah in das süffisant grinsende Gesicht der jungen Frau, die sich an Irenes prekärer Situation ergötzte.
„Und jetzt noch den anderen. Nach mach schon, der Kellner kommt bestimmt gleich wieder.“
Irene blickte ihre Peinigerin flehend an, erhielt aber kein Mitleid.
Der Bund auf der anderen Seite ließ sich einfacher herausschneiden.
„Na siehst du, du hast schon Übung. Das nächste Mal wird das bestimmt viel schneller gehen! Jetzt musst du es nur noch herausziehen.“
Irene griff eines der abgeschnittenen Enden und versuchte es vorsichtig hervorzuziehen, doch das gestaltete sich schwieriger, als sie gedacht hatte, saß sie doch noch auf dem Slip. Sie drückte ihren Rücken an die Lehnen ihrer Stuhles und hob ihre Hüfte hoch, dann zog sie langsam.
Sie war gezwungen schreckliche Verrenkungen zu machen, und der Slip kam nur langsam zum Vorschein.
Erneut wurde ihr ein Blick vom Nebentisch entgegengeworfen, den sie hilflos lächelnd abzuwenden versuchte. Schließlich gelang es ihr doch, mit einem Ruck ein großes Stück ihres Slips hervorzuzerren.
Da erschien der Kellner wieder, Irene hatte sich so auf ihre Aufgabe konzentriert, dass sie ihn ganz vergessen hatte.
„Ist alles in Ordnung?“, sagte er, als er die Getränke abstellte.
Irene hätte heulen können.
„Natürlich, es geht schon“, stammelte Irene.
„Möchtest du dich vielleicht auf der Toilette frisch machen?“ stimmte nun auch Frau Wantia mit ein.
„Nein danke, es geht schon.“
Das wäre ihr Tod, wenn sie in dieser Situation aufstehen müsste, ihr Slip halb aus dem Rock lugend wieder ein billiges Flittchen.
„Kann ich Ihnen etwas bringen?“
„Nein danke, wie gesagt, es geht schon.“
„Ach wissen Sie, machen sie sich keine Gedanken, sie ist manchmal etwas seltsam, aber das gibt sich immer wieder. Machen Sie sich keine Gedanken.“
Die Art in der die Lehrerin mit einem Kellner über die am Tisch sitzende ältere Frau sprach, brachte Irene zur Weißglut. Es war unglaublich, dass sie so über sie redete und es war unglaublich, dass Irene da mitspielte.
Schließlich verschwand der Kellner wieder und Irene machte sich wieder an die Arbeit, den Slip nun endgültig aus dem Rock zu ziehen. Als sie ihn endlich in den Händen hielt, war sie erleichtert und sehr stolz auf sich.
Mit einer raschen Handbewegung reichte sie das zerschnittene Kleidungsstück über den Tisch und drückte es der jungen Frau schnell in die Hand.
Ohne große Sorgfalt walten zu lassen, sah diese sich das im gedimmten Licht schimmernde Stück edlen Stoffs in ihrer Faust an.
„Das war doch gar nicht so schwer“, säuselte sie herablassend und drehte das Stück zwischen ihren Fingern.
„Was ist denn das?“ rief sie plötzlich unbekümmert und fuhr mit ihren Fingern über den Stoff, um dann prüfend an ihren Fingern zu riechen.
„Komm her, beug dich vor!“
Sie hielt Irene das Stück Stoff hin. Irene beugte sich verständnislos vor.
„Komm näher.“
…
„Noch näher.“
…
„Riech mal.“
Irene hatte sich nun halb über den Tisch gebeugt und bewegte ihre Nase an ihren Slip. Als sie in vor ihrer Nase hatte, drückte die Lehrerin ihn ihr ins Gesicht. Irene spürte die Feuchtigkeit, die er aufgesogen hatte und ihren eigenen Geruch.
„Was ist das?“
Plötzlich war wieder der kalte zischende Tonfall zu vernehmen, der Irene schon zuvor einen Schauder über den Rücken hatte laufen lassen. Wie konnte ein Mensch sich nur so schnell ändern?
„Was riechst du, was ist das?“
Irene wurde ihr eigener Slip nun härter so ins Gesicht gedrückt, dass sie keine Luft mehr bekam. Sie hielt den Atem an.
„Ich frage nicht noch einmal. Was ist das?“
Irene wusste nicht, wie sie es nennen sollte? Es war doch klar. Wie konnte ihr Gegenüber sie so demütigen. Warum bestand sie darauf, dass es ausgesprochen wurde?
Sie musste es aussprechen und murmelte die Antwort in ihr Kleidungsstück.
„Ich versteh dich nicht. Sprich deutlicher!“
Der Slip wurde etwas aus ihrem Gesicht genommen.
„Noch mal!“
Es war Irene so peinlich, dass ihre Stimme brach und sie spürte, wie die Tränen in ihren Augen schossen.
„Es ist mein Saft.“
„Es ist dein Saft! Man hätte es auch anders nennen können, aber ich lasse es dir dieses Mal durchgehen.“
Irene konnte nicht fassen, wie ein Mensch so grausam sein konnte. Sie spürte, wie der Slip erneut auf ihr Gesicht gepresst wurde, so, dass sie keine Luft bekam.
„Du wirst mir jetzt zuhören. Atme durch die Nase, saug deinen Saft ein und hör mir gut zu, verstanden? Konzentrier dich auf meine Stimme und auf deinen Geruch.“
Irene nickte.
Sie atmete durch die Nase und spürte den schweren, salzigen und unglaublich warmen Geruch, der ihrer Vagina entströmt war. Zunächst musste sie ein Ekelgefühl hinunterschlucken, denn in dieser Form und so intensiv war sie noch nie mit ihm in Berührung gekommen. Die Schwüle ihres Geruchs erregte sie und der Kontrast durch die klirrende Stimme ihrer Peinigerin verstärkte ihre Erregung nur noch, während gleichzeitig die Tränen aus ihren Augen schossen und von dem zarten Stoff aufgenommen wurden.
„Es bereitet dir Freude. Ich behandele dich so, wie ich will, wie es dir angemessen ist, und du empfindest Freude daran. Wenn du mir vertraust, und meinen Befehlen befolgst, werde ich dir noch viele dieser triefnassen Höschen bescheren. Ich werde dich an Orte führen, von denen du nicht einmal zu träumen gewagt hättest. Aber sieh das immer als eine Ehre an, die ich dir zuteil werden lasse, die du dir verdienen musst. Tu, was ich dir sage und dir wird der Himmel zuteil. Weigere dich und ich werde dich zurück in die Gosse deiner kleinbürgerlichen Spießigkeit treten, aus der ich dich herausgefischt habe. Hast du verstanden?“
Irene nickte schluchzend.
Der Slip wurde aus ihrem Gesicht genommen und der schärfste Teil der Kälte verschwand aus der Stimme der jungen Lehrerin.
„Wisch dir deinen Schleim nicht ab, ich will, dass du ihn noch lange riechst.“
Achtlos warf sie den Slip auf den Tisch.
„Hier, nimm einen Schluck von meinem Cognac, damit du dich wieder beruhigst.“
Dankbar nahm sie das Angebot an.
Die beiden blieben noch eine zeitlang an dem Tisch sitzen. Es gab Irene die Gelegenheit, sich zu beruhigen und die Flüssigkeit in ihrem Gesicht trocknete ebenso ins Unsichtbare.
Schließlich bezahlte Irene die Rechnung.
Als die junge Lehrerin schon aufstehen wollte, hielt Irene sie zögerlich zurück, nahm sich ein Herz ein sprach dann leise:
„Darf ich sie höflichst bitten mein Höschen mitnehmen zu dürfen, damit es der Kellner nicht findet?“
„Mir gefällt dein Tonfall.“
Die Lehrerin lächelte auf eine Weise, die Irene nicht deuten konnte. Es war nicht Spott, der den Ausdruck dominierte. Fast hätte sie gedacht, es sei Zuneigung.
„Nein, den nimmst du nicht mit.“
Irenes Herz sank.
„Ich nehme ihn mit als Andenken.“
Mit diesen Worten griff sie sich das seidene Stück Stoff, roch kurz daran und steckte es mit einem Lächeln ein.
Dann stand sie auf und verließ das Restaurant.
Irene folgte ihr mit einem Gefühl der Geborgenheit, das sie in dieser Form noch nie empfunden hatte.
Die Frau verabschiedete sich von der Lehrerin mit den Worten:
„Ich war heute sehr zufrieden mit dir. Du machst dich gut. Zur Belohnung erfülle ich dir in Kürze einen Wunsch.“
Mit diesen Worten wurde Irene vor dem Lokal stehen gelassen. Ergriffen blieb sie dort noch eine Weile stehen und fragte, was dieser Wunsch wohl sein möge.
8
Spiele
Irene sah sich der physisch überlegenen Frau hilflos ausgeliefert. Sie lag nur in ihrer Unterwäsche bekleidet auf den steinharten Küchenfliesen. Die Fugen rieben sich an ihren Schulterblättern, mit unglaublicher Leichtigkeit hielt die junge Frau, die mit ihrem ganzen Gewicht auf Irene lag, mit ihrer linken Hand beide Handgelenke Irenes umschlossen und über deren Kopf auf den Boden gepinnt. Der Druck zerrte auch an ihren Haaren, die sich offen wie eine schwarze Flüssigkeiten über den Boden ergoss. Irene wand sich unter dem Gewicht der jungen Blonden, die auf ihrer Hüfte saß.
Es war zwecklos.
Weder konnte sie sich durch Tritte befreien, noch konnte sie ihre Arme freibekommen. Wie eine Schlange glich die junge Frau alle Bewegungen und Befreiungsversuche Irenes aus. Mit jeder Bewegung wurde scherzhaft an ihren Haaren gerissen, die unter ihren Händen gefangen waren. Der Schmerz durchzuckte jedes Mal ihren Kopf.
Mit ihrer freien Hand versetzte die Lehrerin ihr eine leichte Backpfeife.
Es war nicht der Schmerz, der Irene bis ins Mark erschauderte, es war die Demütigung der Geste, der Leichtigkeit, mit der sie ausgeführt worden war und der Natürlichkeit. So als wäre die Lehrerin dafür geschaffen, Backpfeifen zu verteilen und Irene dazu, diese zu erdulden.
„Hör damit auf und lieg still!“
Die Augen blitzten wie die Klinge eines Rasiermessers im Neonlicht.
„Du wirst dich mir jetzt unterwerfen. Gegenwehr ist sinnlos. Du hast ohnehin keine Chance.“
Irene ergab sich ihrem Schicksal. Sie lag still.
„So ist es brav.“
Der Hohn ihrer der Stimme trieb Irene zur Verzweiflung. Wie sollte sie sich jemals den Klauen entziehen, die sie erbarmungslos umschlungen hatten?
Irene blickte in das Gesicht, das vielleicht 30 Zentimeter über ihr thronte und sich über sie beugte.
Wie eine Wildkatze, eine Löwin, nein besser eine Gepardin – schlank und grazil, dennoch unglaublich stark und agil, die kurz davor stand, ihre Fänge in die Kehle ihres hilflosen Opfers zu stoßen. Als würde jeden Augenblick ihre Halsschlagader durchtrennt, ihr Blut durch die Küche schießen, erst im hohen Bogen, später im langsam werdenden Rhythmus ihres schwächer werdenden Herzschlags herausgeschwemmt., mit jeder Welle ein Stück ihrer Lebensenergie verschwindend. Einer Antilope gleich würde sie ihr Blut sehen, das sich in einer großen, warmen Pfütze ergoss und ihr unwiderruflich verloren war. So würden beide auf das Ermatten des Wildes warten, bis sich das Raubtier an ihr gütlich tun konnte.
Irene spürte den süßlichen Atem der Lehrerin über ihr.
„So ist es brav.“
Die Stimme hatte etwas beruhigendes, etwas vom Tanz der Python, die ihr Opfer hypnotisiert um dann zuzuschlagen.
Irene gab unter den Worten allen Widerstand auf.
Langsam beugte sich die junge Blonde zu ihr hinab.
Plötzlich wurden die Wangen Irenes von Tausenden feiner Nadelstiche traktiert, als die Spitzen der Haare auf ihr Gesicht fielen.
Der Atem der Überlegenen füllte nun alle Sinne Irenes aus. Sie atmete den süßen Duft ein, sie atmete die Luft ein, die vorher von der Lehrerin ausgeschieden worden war. Irene wurde praktisch von ihr beatmet. Gierig nahm sie diesen auf.
„So ist es brav.“
Die Stimme war nun so nah und nichts weiteres mehr als ein Hauch. Vermutlich von ihren Ohren gar nicht mehr wahrnehmbar, aber ihren ganzen Verstand ausfüllend.
Irene spürte ihr Herz rasen. Rasen von der Anstrengung ihres Kampfes, rasen vom Adrenalin, das sich wie ein Strom über sie ergoss, rasen von der Erregung, in der sie sich empfand.
Dagegen spürte sie den Herzschlag ihrer Kontrahentin regelmäßig und ruhig. Präzise wie ein Metronom und ebenso hypnotisierend.
All das trug dazu bei, dass sie sich noch mehr entspannte, sich ihrem Schicksal ergab.
Nun spürte sie die freie Hand der Jüngeren. Spielerisch lag der in der kleinen Mulde zwischen Schlüsselbein und Adamsapfel und drückte sich leicht, wie zur Probe in Irenes Haut. Beiläufig aber tiefer und tiefer, bis er ganz leicht auf ihre Luftröhre drückte und deutlich machte, welche Macht in diesem Zeigefinger lag.
Irene gab sich dieser hin.
Langsam fuhr der Finger hinauf über ihren Hals, rastete kurz an ihrem Kinn, um dann ganz langsam weiter hinauf zu rutschen, in der Mulde zwischen Kinn und Unterlippe verharrend um Kraft zu sammeln für die Besteigung der Unterlippe.
Endlich verharrte er dort und die Nervenenden in Irenes Lippen schrieen vor Erschütterung.
Leicht öffnete sie ihre Lippen in der Hoffnung, dass sie den Finger mit ihrer Zunge umspielen konnte, aber bevor der auch nur befeuchtet wurde, bewegte er sich schon wieder zurück über das Kinn, den Hals und schließlich das Brustbein, das sich schnell und rhythmisch mit der Bewegung der Lungen hob und senkte, die wie in einem geschlossenen Kreislauf die Luft aus ihrer Lunge in die ihrer Bezwingerin und zurück pumpte. Schließlich erreichte er die Brücke ihres BHs, verharrte dort und folgte dann der Linie des Stoffes, die Knochen des Brustkorbes verlassend über die weichen fleischigen Berge erst ihrer linken, dann ihrer rechten Brust. Als sich dann der Finger unter den Stoff grub und sanft die harte Warze ihrer rechten Brust umspielte, senkte sich der Kopf auf Irenes zu einem Kuss, der die Welt in Flammen aufgehen ließ.
Ein solches Gefühl hatte Irene noch nie zuvor erfasst. Es überspülte sie wie ein Taifun und wusch über sie hinweg.
Dann ging die Küchentür auf.
Es war nichts als eine Phantasie.
Nichts davon war real.
Nichts davon war passiert.
Aber genauso stellte sich Irene vor, was an diesem Abend noch passieren könnte, passieren würde.
Irene hockte halbnackt auf den harten Steinfließen einer kleinen aber geschmackvoll eingerichteten Küche und putzte diese.
Der Gedanke war schwer zu ertragen. Die erfahrene und geschätzte Anwältin putzte auf ihren Knien die Wohnung ihrer Lehrerin.
Am Morgen hatte sie einen Anruf erhalten.
„Komm heute Abend zu mir. Bring eine Flasche Champagner mit. Wir werden den Abend bei mir verbringen. Es versteht sich von selbst, dass du dich fein kleidest. Ach und bring noch ein paar Kerzen mit, einfache weiße Tafelkerzen. Hast du alles verstanden?“
„Ja“ antwortete sie knapp.
„Gut, acht Uhr. Sei pünktlich.“
„Das werde ich.“
Die Lehrerin hatte bereits aufgelegt.
Irene hatte alles verstanden. Gott und wie sie alles verstanden hatte!
Ein romantischer Abend zu zweit. Champagner, Kerzen, festliche Kleidung.
Endlich würde es soweit kommen.
Endlich hatte das Hinhalten ein Ende.
Endlich bestand Hoffnung darauf, dass die sexuelle Spannung, die sich aufgebaut hatte, entladen wurde.
Heute würde Irene sich zum ersten Mal seit ihrer Teenagerzeit einer Frau hingeben, einer jüngeren, dominanten Frau.
Der perfekten Frau.
Der einzigen Frau.
Freudig erregt lief Irene in ihr Zimmer und durchwühlte den Kleiderschrank nach einer angemessenen Garderobe.
Bald schon lag der gesamte Kleiderschrank auf dem Bett verstreut, so unschlüssig war Irene.
Ihre vorbeigehende Stieftochter meinte nur:
„Ziehst du um?“
Irene ersparte sich die Antwort.
„Hast du nichts besseres zu tun, als deine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken?“
„Ist ja schon gut!“
Damit war das Gespräch beendet.
Irenes Arbeitstag verlief positiv und produktiv wie lange nicht mehr. Die Arbeit ging leicht von der Hand und am Ende des Tages hatte sie so viel erledigt, dass zufrieden nachhause eilen konnte. Sie besorgte den Champagner und die Kerzen und ging auf der Fahrt nachhause ihre Optionen in der Kleiderfrage durch und kam sogar zu einem Entschluss, mit dem sie rundum zufrieden war.
In ihrem Haus angekommen nahm sie ein langes und entspannendes Bad und bereitete sich dann sorgfältig auf den Abend vor. Sie zog sich an, schminkte sich und als sie fertig war, war es auch schon Zeit, sich auf den Weg zu machen.
Mit dem Gefühl der Geborgenheit, das der krönende Abschluss der Restaurant-Begegnung gewesen war, fuhr sie zu der Wohnung der Lehrerin.
Mittlerweile war ihr klar, dass die Lehrerin unberechenbar war und die Gerissenheit, mit der sie ihr Auftreten plante, war beeindruckend. Frau Wantia hätte ein gute Prozessanwältin gemacht. Wenn sie in ihrem Unterricht ebenso weitsichtig vorging, wäre sie vermutlich eine gute Lehrerin. Irene sollte Julia danach mal fragen, oder besser nicht, Julia würde nur wieder misstrauisch und darauf konnte sie verzichten.
Bei aller Gerissenheit, bei Champagner und Kerzenschein konnte es doch hoffentlich keine Missverständnisse geben.
Irene parkte den Wagen und klingelte.
An der Wohnungstür empfing sie die junge Frau, gewohnt elegant gekleidet in der gewohnten Kühle.
„Komm rein.“
Irene trat ein.
„Geh schon mal in die Küche. Ich komme sofort“
Irene betrat die Küche. Sie hatte damit gerechnet, dass die junge Frau vielleicht etwas gekocht hatte, aber in der Küche war nichts dergleichen zu sehen. Ein wenig schmutziges Geschirr stapelte sich in der Spüle.
Die Lehrerin kam in die Küche, nahm Irene die Flasche Champagner aus der Hand und stellte diese in den Kühlschrank.
„Ich habe noch einiges zu tun und bin nicht dazu gekommen, mich um meinen Haushalt zu kümmern. Während ich meine Arbeit erledige, putzt du die Küche.“
Irene verschlug es den Atem. Hatte sie richtig gehört? Das konnte doch nicht wahr sein!
„Spül das Geschirr, wasch die Schränke aus und schrubb den Boden. Putzzeug findest du unter der Spüle. Mach dabei bitte keinen Lärm. Ich muss mich konzentrieren. Wenn ich fertig werde, werde ich mich um dich kümmern.“
Irene nickte entmutigt, wollte sich ihre Enttäuschung aber nicht anmerken lassen.
Frau Wantia wollte eine weitere Geste der Unterwerfung. Der Gedanke war ungeheuerlich, dass die erfolgreiche Geschäftsfrau auf dem Boden herumrutschen sollte um dieser viel jüngeren Frau zu gefallen. Doch dieser Gedanke befeuerte sie nur. Sie würde ihrer Freundin zeigen, wie gehorsam sie war, sie würde ihr bestes geben und die Küche so sauber putzen, wie sie noch nie zuvor gewesen war. Sie würde ihr zeigen, dass sie willig und in der Lage war, widerstandslos zu folgen. Dann würde sie ihre Belohnung erhalten.
Wenn ich fertig werde, werde ich mich um dich kümmern.
Der Champagner war ja schließlich nicht umsonst verlangt worden. Irene hatte mittlerweile gelernt, dass sie nichts zu fordern hatte, dass sie in Vorleistung gehen musste und sich Belohungen verdienen musste.
„Ach, eine Sache noch.“
„Ja?“
„Du wirst deine Kleidung schmutzig machen. Zieh alles aus bis auf Höschen und BH.“
Irenes Herz schlug schneller. Natürlich war sie schon in Unterwäsche gesehen worden, aber hier im kalten Licht der Küche? Doch an diesem Abend war sie gewillt, zu gehorchen und alles richtig zu machen.
Sie dachte sich, wenn sie ihre Entkleidung ein wenig lasziver gestaltete, daraus einen dezenten Strip machte, würde sie die Gunst der Frau an diesem Abend gewinnen.
Langsam hob sie den rechten Arm an, lies einen Finger sanft die Bluse hinauffahren, hielt am obersten Knopf inne und öffnete diesen langsam.
Doch die junge Frau zeigte sich wenig beeindruckt.
„Gut, dann wäre ja alles klar.“
Mit diesen Worten lies sie Irene allein, die einige Minuten sprachlos in der Küche stand, bevor sie sich schließlich wie ihr geheißen war, auszog um ihre Arbeit zu verrichten.
Zunächst spülte sie das Geschirr, dann räumte sie die Schränke aus und wusch diese aus, sie balancierte sogar auf einem Stuhl, um auf den Schränken den Schmutz abzuwischen. Schließlich begab sie sich an den Boden. Nachdem sie sich die Knie wund gescheuert hatte auf dem harten Boden und ihr Rücken bereits schmerzte. Schließlich begab sie sich ihrer Phantasie hin auf dem Küchenboden und wurde erst aus dieser herausgerissen, als die Küchentür geöffnet wurde.
Die blonde Frau dort, in Irenes Augen unnahbar schön und begehrenswert wie eh und je. Irene sah erwartungsvoll zu ihr auf.
„Das sieht ja ganz gut aus.“
Sie machte prüfend einige Schritte in die Küche, öffnete einen Schrank und sah hinein.
„Ich bin zufrieden.“
Obwohl Irene keine Zweifel hegte, bei der Mühe, die sie sich gegeben hatte, war sie erleichtert, dass sie den Anforderungen gerecht geworden war. Dankbar blickte sie auf der vor ihr stehenden Frau.
„Es ist halb elf. Du kannst jetzt gehen. Gute Nacht.“
Die Küchentür wurde geschlossen.
Stille.
Irene hockte allein in der Küche.
Erst war sie sprachlos.
Dann brach sie in Tränen aus.
Irene weinte bitterlich, wie sie seit Jahren schon nicht mehr geweint hatte. Laut schluchzte sie, hielt sich die Hände vors Gesicht und kauerte sich in der fremden Küche in eine Ecke.
Es dauerte einige Zeit, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Schließlich zog sie sich wieder an und verließ die Wohnung der Lehrerin, sie sich nicht mehr hatte blicken lassen, obwohl sie ganz sicher das Weinen Irenes gehört haben musste.
9
Härtefälle
Der nächste Arbeitstag gestaltete sich nüchtern und produktiv. Irene verschanzte sich in Arbeit du verdrängte so das Desaster des letzten Abends. Sie wollte nicht mehr daran zurückdenken. Nicht mehr an die Demütigung und nicht mehr an die Tränen.
Hätte sie nachgedacht, vor allem die Tatsache hätte sie schockiert, dass ihre Gebieterin sie in der Küche hatte liegen lassen, obwohl sie ihr Weinen gehört haben musste. Und das war nicht der erste Vorfall gewesen. Die Demütigung in der Boutique hatte ihr auch hart zugesetzt, auch wenn sie das zuerst nicht wahrhaben wollte. Als sie am nächsten Tag auf der Arbeit erschienen war, hatte sie daran gedacht, dass sie ja immerhin noch einmal in Kontakt kommen konnte mit der Verkäuferin und dass solche öffentlichen Demütigungen keinesfalls akzeptabel waren. Das Spiel im Restaurant konnte sie ja noch tolerieren. Dort hatte nur die Möglichkeit bestanden, dass sie entdeckt werden könnte. In der Boutique war sie ganz vorsätzlich erniedrigt worden.
Irene hatte erwartet, dass die Stärke der Jüngeren nicht nur darin bestand, Macht auszuüben, sie herumzukommandieren und zu erniedrigen, sondern auch, Halt zu geben, Trost zu spenden.
Irene erkannte, dass sie diejenige war, die der Lehrerin ein unglaubliches Geschenk machte, wenn sie sich ihr hingab, und alles, was sie erwartete war, dass die Lehrerin einigermaßen sorgsam mit diesem Geschenk umging und es nicht vorsätzlich zertrümmerte. Sicherlich war sie es, die die junge Frau begehrte, aber sie nahm an, dass auch diese Spaß an dem Spiel fand, das sie spielten. Da war es nur fair, dass sie auch einige Regeln einhielt. Gestern Nacht hatte sie die Regeln Irenes Meinung nach gebrochen.
Ihr Vertrauen jedenfalls hatte einen tiefen Riss erlitten und Irene war sich nicht sicher, ob ein solcher Riss in einer Beziehung wie dieser gekittet werden konnte, denn immerhin hatte sie kaum eine Möglichkeit, sich zu wehren. Sie konnte allenfalls das Spiel beenden.
Schließlich blitzte dann und wann eine tiefe Angst in ihr auf. Es war furchterregend, wie weit die Lehrerin im voraus plante, wie sie manipulierte und berechnete. Diese ständigen Wendungen, diese Überraschungen, diese sadistische Energie. Jemand, der scheinbar eine solche Planung an den Tag legte, war ihr ungeheuer, und wenn es nicht Planung war, dann musste es eine unglaubliche Intelligenz sein, mit der die Lehrerin sie durchschaute. Mit einem solchen Menschen legte man sich besser nicht an. Was, wenn die Lehrerin noch viel weiter dachte. Wenn sie wie ein Schachgroßmeister schon Züge voraussah, die Irene erst dann offenbar werden würde, wenn es schon zu spät wäre? Was konnte die Frau alles im Sc***de führen? Sie hatte allerlei Macht. Je mehr Irene darüber nachdachte, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie alle Macht der Welt hatte.
Die Lehrerin verlangte ungeheuerliche Dinge von Irene und diese kam diesen Wünschen mit nur wenig Widerstand nach. Es waren teuflische Wünsche. Wünsche, die ihr bereits jetzt viel abverlangten, die aber noch viel drastischer werden könnten und vermutlich würden. Wo war das Ende? Wie konnte man einem Menschen, der bereits jetzt zeigte, dass er eine sadistische Ader hatte, vertrauen? Irene konnte nicht abschätzen, wie weit das alles gehen konnte, welche Aufgaben sie zu erledigen hatte. Und irgendwann würde einmal etwas auffliegen. Die Verkäuferin, der Kellner, die Drohung sie als Flittchen bekleidet durch die Stadt zu jagen. Beim nächsten Mal sah sie ein Mandant, ein Arbeitskollege, ein Richter, ein Staatsanwalt oder die Kassiererin in der Kantine, die immer den neuesten Tratsch bereit hatte.
Sie konnte alles tun, was sie wollte. Sie konnte sie zerstören. Mit dem Wissen, das sie bereits jetzt besaß, könnte sie ihre Reputation zerstören. Eine versteckte Kamera oder ein verstecktes Mikrophon könnten alles vernichten, was Irene sich mühsam aufgebaut hatte.
Es war riskant, zu riskant.
Ein Drachenritt.
Ein Pakt mit dem Teufel, bei dem man nur verlieren konnte.
Es war ein Spiel mit dem Feuer.
Reizvoll.
Das Telefon klingelte, im Display sah Irene, dass ihre Assistentin am Apparat war.
„Hier ist eine Frau Wantia, die sagt, sie hätte einen Termin bei Ihnen, aber ich habe nichts eingetragen in Ihrem Kalender.“
„Ist schon in Ordnung. Schicken Sie sie herein.“
„Ist gut.“
Irene war verunsichert und nicht sehr erfreut. Bestätigten sich so schnell die Befürchtungen, die sie gerade gehegt hatte? Wurde das Spiel jetzt schon in ihrer Kanzlei gespielt. Das ging zu weit. Ihre Arbeit war Tabu, das musste die Lehrerin verstehen.
Einen Augenblick später öffnete sich die Tür und die Lehrerin trat in Begleitung der Assistentin ein.
„Vielen Dank. Wir möchten nicht gestört werden.“
„Sehr wohl.“
Die Assistentin schloss die Tür von außen.
Irene stand unsicher in ihrem eigenen Büro.
„Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schau mal vorbei.“
Irene war etwas erstaunt, eine solch platte Ausrede zu hören. Sie fragte sich, was die Frau vor hatte. Die Lehrerin machte einen entspannten Eindruck und fast hätte Irene die Vermutung gehabt, dass sie selbst ein wenig nervös war.
„Ich habe mit dem Fitnessstudio gesprochen und du wirst dreimal die Woche dort trainieren. Ich möchte, dass du ein wenig fitter wirst. Nicht, dass ich viel auszusetzen hätte, aber ich möchte so haben, wie es mir gefällt.“
Irene wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sicherlich könnte sie etwas Sport vertragen, sie würde das auch irgendwie in ihren Terminkalender bekommen, sie würde das bald vermutlich auch zu schätzen wissen, aber ob sie diesen Eingriff in ihr Leben gutheißen sollte, das wusste sie nicht zu sagen. Eigentlich erwartete sie etwas anderes von der Lehrerin zu hören. Ein Statement zu dem vergangenen Abend.
Auch die Lehrerin hatte die Zurückhaltung gespürt, die Irene ihr entgegenbrachte.
„Keine Sorge, ich werde dich hier nicht belästigen. Ich bin auch schnell wieder weg. Du bist wegen gestern ungehalten, ich weiß. Aber eins musst du verstehen. Ich bestimme, wie es läuft. Ich gewähre dir Vergnügen und ich enthalte es dir vor, wie es mir gefällt. Wenn dir das ungerecht erscheint, dann ist das dein Pech und meine Willkür. Ich habe das Sagen und du arrangierst dich damit.“
Irene nickte.
„Ich habe gehört, dass du gestern in der Küche geweint hast. Ich lasse mich nicht emotional erpressen. Aber ich habe dir etwas mitgebracht, damit du nicht den Eindruck bedeutest, dass du mir nichts bedeutest.“
Sie zog aus ihrer Tasche ein langes, sehr dünnes Gebilde aus Metall, das aus drei dünnen silbernen Ketten bestand.
Irene war überrascht und ein kleiner Schauder überkam sie, als sie sah, dass die beiden Steine vom Einkaufsbummel daran hingen.
„Das hier soll dich an mich erinnern, wenn du deine Übungen machst. Diese Kette hier wird um die Hüfte gelegt, die beiden Ketten mit den Steinen hängen im Schritt. Du kannst es unter der Kleidung tragen, man wird es nicht sehen, so lange du deinen Schoß nicht anderen Leuten hinhältst. Wenn du dich irgendwohin setzt, wirst du auf den Steinen sitzen und sie spüren. Aber sie werden nicht so schmerzen, wie in den Schuhen.“
Irene war gerührt. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet. Sie nahm das Schmuckstück entgegen und sah es sich an.
„Darf ich es gleich hier anprobieren?“ fragte sie zaghaft.
„Dazu müsstest du deinen Rock und das Höschen ausziehen. Ich wollte das in deinem Büro nicht von dir verlangen.“
Bei diesen Worten schmolz Irene dahin. Wie kam es, dass die junge Frau heute alles richtig machte?
Schüchtern flüsterte Irene:
„Ich möchte es anprobieren. Niemand wird hereinkommen.“
„Es ist deine Entscheidung.“
Irene drehte der Lehrerin den Rücken zu und öffnete den Reißverschluss des Rocks und ließ ihn zu Boden gleiten.
Die atmete einmal tief durch und dann streifte sie auch den Slip ab. Allerdings verdeckte ihre Bluse einen großen Teil ihrer runden Pobacken.
Nun stand sie entblößt da. Mit ein wenig Furcht aber auch sehr erregt dachte sie daran, was geschähe, wenn die Lehrerin sie jetzt aufforderte, auch die Bluse auszuziehen und sich umzuziehen. Natürlich würde sie gehorchen, aber Frau Wantia würde auch die Erregung sehen, die sich bereits zwischen ihren Schenkeln zu bilden begann. Aber ein solcher Befehl stand nicht an.
Irene legte die Kette so an, dass die beiden Steinen sich genau an ihrer Vagina befanden.
„Lass mich den Verschluss zumachen“, sagte die junge Lehrerin und griff die beiden Enden der Kette.
Sie zog die Bluse der Anwältin leicht nach oben und eröffnete so den Blick auf Irenes Po.
Als die Lehrerin kurz den Rücken der entblößten Frau berührte, zuckte diese kurz zusammen. Die Finger der Lehrerin waren recht kalt. Belustigt nahm diese dies zur Kenntnis und streichelte ein paar Mal mit ihren Fingern über die zarte Haut. Dann jedoch schloss sie zur Enttäuschung Irenes die Kette und trat einen Schritt zurück.
„Fertig.“
Für einen Moment spielte Irene mit dem Gedanken, sich mit gestreckten Beinen hinunterzubeugen, um ihren Slip zu greifen. Dadurch hätte sie Frau Wantia ihren blanken Po vollends und lüstern präsentiert. Sie konnte nicht leugnen, dass sie diese Geste der Zuneigung, die ihr zuteil geworden war, und die Szenerie in ihrem Büro sehr geschmeichelt hatte.
Aber dann ging sie doch in die Hocke und zog ihren Slip schnell hoch. Sogleich merkte sie, wie die beiden Steine von ihrem Slip gegen ihre Schamlippen gepresst wurden und ihre Feuchtigkeit die Steine umfingen. Sie spürte nun ganz deutlich die reizenden Fremdkörper an sich, die jedoch keinen Schmerz produzierten, sondern pure Stimulanz.
„Wie fühlt es sich an?“
„Es ist ungewohnt, aber sehr schön.“
„Das ist gut zu hören. Du wirst diese Kette von nun an immer zum Sport anziehen, aber nur da. Heute lasse ich dich die Kette tragen, aber wenn du von der Arbeit kommst, legst du sie ab. Wenn du dich betätigst, sollst du immer an mich denken.“
„Verstanden.“
„Gut. Dann darfst du dich bedanken.“
Irene dachte kurz nach, am liebsten hätte sie ihre Gebieterin geküsst. Doch das wäre nicht richtig gewesen und so fiel sie spontan auf die Knie und küsste die Schuhe der jungen Frau.
„Vielen Dank für das schöne Geschenk, das Sie mir gemacht haben.“
„Keine Ursache. Du solltest jetzt aufstehen, damit dich deine Angestellten nicht so sehen.“
Irene gehorchte glücklich.
Als sie wieder allein in ihrem Büro war, dachte sie für einen winzigen Augenblick daran, ob sie ihren Groll nicht etwas zu vorschnell abgelegt hatte, doch dann rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her und schon waren diese Gedanken vergessen.
10
Trimm dich
Nur Julia schickte ihr von Zeit zu Zeit eine SMS. Irene antwortete aber nie darauf, denn die Verrenkungen der Finger, die dazu vonnöten waren, waren ihr zu mühsam.
An diesem Vormittag jedoch hatte sie eine SMS erhalten. Da sie einen Mandanten in ihrem Büro sitzen hatte, ignorierte sie ihr Handy. Julia hatte nie wichtige Nachrichten für sie. Erst einige Stunden später erinnerte sie sich wieder an die SMS und kramte ihr Handy hervor. Die Nummer war nicht die ihrer Stieftochter. Sie fragte sich, wer ihr Wohl eine SMS schicken sollte. Es gab nur eine Person, von der sie im Moment gerne Nachricht erhielt und genau diese stellte sich auch als Absender heraus.
„sei um 17h im einkaufszentrum“
Irene wurde neugierig. Sie hatte einige Tage schon nichts mehr gehört von ihrer Freundin und die Nachricht ließ ihr Herz höher schlagen. Sie vermisste sie.
Um 17 Uhr war sie pünktlich im Einkaufszentrum und schlenderte an den Schaufenstern vorbei in freudiger und etwas ängstlicher Erwartung. Was würde sie heute erwarten?
Noch bevor das Piepsen des Handys verklungen war, hatte Irene bereits das Handy in der Hand.
„du kaufst rasierschaum, kleine schere, polaroidkamera. 10 minuten zeit.“
Sie sah auf die Uhr und blickte sich um. Ein Fotogeschäft und eine Drogerie waren in der Nähe. Es sollte kein Problem sein, die Zeitvorgabe einzuhalten.
Der Inhaber des Fotogeschäfts schien sich zu langweilen und war froh, einen Kunden zu bekommen.
9 Minuten
Irene musste den Mann, der ihr liebend gerne die Vor- und Nachteile der verschiedenen Kameras erklären wollte, abwürgen.
8 Minuten
Um die Sache abzukürzen, kaufte sie schließlich die teuerste Kamera. So konnte der Mann sie zumindest nicht von einer besseren überzeugen wollen.
7 Minuten
Ärgerlich sah sie ihm zu, wie er mühsam die Kamera auspackte um den Film einzulegen. Irene hatte fälschlicherweise angenommen, dass der Mann das sicherlich schneller konnte als sie, aber als sie sah, wie bedächtig er vorging, da wäre sie am liebsten über die Theke gesprungen um ihm am Kragen zu packen und ihm ins Gesicht zu schreien, dass sie einen Befehl von der jungen Lehrerin ihrer Stieftochter erhalten hatte, der sie hörig war und dass die Hölle los wäre, wenn sie nicht in
5 Minuten
ihren Kram beisammen hätte! Aber irgendwie glaubte sie nicht, dass er in der Lage war, die Situation zu verstehen und so ließ sie es, kramte schon mal die 150€ für Kamera und Film hervor, was sie als unverschämt teuer empfand, aber bei
4 Minuten
nicht weiter auswalzen wollte, und entriss dem Mann die Kamera, als er den Film endlich eingelegt hatte. Sie hatte den Laden schon längst verlassen, als der Mann mit dem Wechselgeld und der Schachtel hinter ihr herrief.
Zu antworten fand sie keine Zeit. In
3 Minuten
hatte sie fertig zu sein.
Die Drogerie war relativ leer. Mit geübten Griffen, nahm sie die Sachen, deren Standort sie intuitiv fand und musste an der Kasse nur ein kleines Mädchen wegschupsen, was sie bei
2 Minuten
als absolut gerechtfertig empfand. Das Kind hatte sein Leben noch vor sich und war sicherlich noch keine Lustsklavin einer unerbittlichen Blondine. Und wenn doch, dann hatte sie halt Pech gehabt.
Nur eine Rentnerin war vor ihr. Irene beäugte sie misstrauisch und nervös. Doch die Rentnerin verhielt sich entgegen aller Klischees effizient und musste weder nach Kleingeld suchen, noch der Kassiererin ein Gespräch über ihre Krankheiten oder ihren verstorbenen Mann aufzwingen. Schnell war sie aus dem Weg.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie den Rasierschaum für Männer erwischt hatte und hoffte, dass die Kassiererin sie nicht auf den Fehler hinweisen würde. Aber die Kassiererin zählte vermutlich schon die Minuten bis zum Feierabend (Irene hatte noch
1 Minute
Zeit) und hielt den Preis schnell ab, sodass Irene
30 Sekunden
vor Ablauf der Zeit vor der Drogerie stand.
Dort erwartete sie der Mann aus dem Fotogeschäft schon geduldig, um ihr das Wechselgeld, den Karton mit der Garantiebescheinigung, die ganz wichtig war und unbedingt aufgehoben werden sollte, und der Gebrauchsanweisung in die Hand zu drücken. Irene bedankte sich knapp und nahm auch noch den Prospekt des Fachgeschäftes an und den Rat, bloß keime billige Digitalkamera zu kaufen, sondern auf jeden Fall auf Qualität zu achten. Schließlich entschuldigte sie sich mit der Erklärung, dass sie es eilig hatte und stürmte relativ sinnlos in eine beliebige Richtung davon. Ein Blick zurück verriet ihr, dass sie den Mann abgeschüttelt hatte, dem sie nebenbei wünschte, dass man ihm in der Zeit seiner Abwesenheit doch hoffentlich den Laden ausrauben möge, und ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie zwei Minuten über der Zeit war und immer noch keine weitere SMS erhalten hatte.
„geh in damentoilette kaufland. trimm schamhaare auf 2cm und rasiere ränder weg zu 4cm breiten streifen. mach ein foto.“
Irene hatte sich so etwas bereits gedacht. Ihren Gedanken waren zwiespältig. Auf der einen Seite brachte es Vorteile in der Hygiene und bestimmt auch ein interessantes Gefühl, auf der anderen Seite würde sie sich schämen, so in der Dusche des Fitnesszentrums gesehen zu werden. Bisher hatte sie noch keine Vorgabe erhalten, was das Duschen im Fitnesszentrum betraf und so hatte sie sich nach dem Training bisher verschwitzt ins Auto gesetzt und zuhause geduscht, aber sie konnte sich vorstellen, dass Frau Wantia auch über diesen Bereich ihres Lebens Kontrolle ausüben wollte. Dann aber wieder waren die Vorgaben noch erträglich. 2cm Höhe und 4cm Breite, das würde kaum auffallen.
So begab sie sich in die zweite Etage des Kaufhauses und dort auf die Damentoilette, auf der eine Toilettenfrau ihren Dienst tat. Irene war sich sicher, dass Frau Wantia aus genau diesem Grund diese Toilette ausgesucht hatte.
Die Toilettenfrau löste gelangweilt ein Kreuzworträtsel und sah kaum auf, als Irene hereinkam. In der Damentoilette war sie die allein. Irene ging in die letzte Kabine. Es war eng aber sauber. Sie zog ihre Jacke aus und legte die Utensilien auf den Klodeckel. Dann drehte sie sich in der engen Kabine um und zog ihren Rock und ihren Slip hinunter. Sie hockte sich auf den Deckel und trimmte mit der Schere vorsichtig die dunklen Haare, die langsam auf den gerade gewischten Boden fielen. Es war ein wenig mühsam, so an sich herumzuschneiden, doch sie kam gut voran. Schließlich hatte sie ihre Haare auf das gewünschte Maß getrimmt und an die Ränder so kurz geschnitten, wie ihr das mit der Schere möglich war.
Der Boden lag nun voller Haare. Es erschien ihr fast wie ein Symbol. Der jungfräulich weiße und saubere Boden war nun beschmutzt von ihren Haaren wie die Region ihrer Scham ihrer Reinheit beraubt war. Seit sie in die Pubertät gekommen war, hatte sie dort immer Haare gehabt, nun ging diese Zeit zuende auf einer engen Damentoilette. Es hatte etwas metaphorisches, wie sie sich aus freien Stücken veränderte in einer Art und Weise, die viele als zumindest schmutzig, vielleicht sogar als pervers bezeichneten.
„Mein Gott, wie kriege ich die nur alle weg?“ dachte Irene.
Sie drehte sich in der engen Kabine um, leerte den Klodeckel und öffnete ihn. Sie überlegte kurz und zog dann ihre Bluse aus, um diese nicht mit dem Rasierschaum zu beschmieren. Dann sprühte sie sich ein wenig des weißen, weichen Schaums in die Hand und verteilte diesen auf die ganz knapp gestutzten Stellen. Der Schaum erweichte ihre Haut und wegen des angenehmen Gefühls rieb sie ein wenig länger als nötig.
Ihre Finger fühlten ebenso einen interessanten Unterschied, als sie über den Venushügel strichen und nun von weniger Haaren an der Berührung der haut gehindert wurden. Natürlich hatte sie sich schon tausendmal dort berührt und natürlich auch sinnlich gestreichelt, aber so hatte es sich noch nicht angefühlt.
Obwohl sie für einen Moment die Versuchung verspürte, sich genau hier in dieser Toilette zu befriedigen, besann sie sich eines besseren. Die Toilettenfrau würde sich vermutlich schon fragen, was sie dort so lange machte.
So packte sie den Einwegrasierer aus und rasierte über der offenen Kloschüssel vorsichtig die übriggebliebenen Stoppel weg.
Schließlich war sie fertig und wischte sich mit Klopapier die Reste des Schaums weg.
Sie kam sich dabei sehr billig vor. Sie hätte sich gerne vorgestellt, wie die Lehrerin sie bei Kerzenschein selbst rasiert hätte. Vielleicht wäre es sogar noch schöner gewesen, wenn sie sich vor den Augen der Lehrerin hätte selbst rasieren müssen.
Der Gedanke irritierte sie ein wenig, denn der erschien ihr auf den ersten Blick sehr exhibitionistisch. Aber sie hätte es mit Stolz und Freude getan. Wenn ihre Haut nur weich im warmen Braun der Kerzen geschimmert hätte und nicht bläulich steril wie in der Pathologie. Bei aller wohlklingenden Dissonanz dieser Beziehung sah sie sie dennoch als von Wärme und Leben geprägt. Hier im kalten Neonlicht kam sie sich vor wie bei der Sezierung ihrer eigenen Leiche.
Es war kein würdiger Ort, der dem gerecht wurde, was sie fühlte. Sie tat etwas edles und würdiges, wenn sie ihre Macht und ihre Verantwortung der Lehrerin schenkte. Es war eine Geste, die höchsten Respekt verdiente.
Ein würdiger Ort wäre ein – sie musste nachdenken – ein alter römischer oder griechischer Tempel gewesen.
Eine heidnische Opferstätte.
Keine öffentliche Toilette in einem Kaufhaus.
Fast kam sie sich ein wenig ausgenutzt, fast schon zum Objekt degradiert vor. Der Abend in der Küche rückte in ihr Blickfeld. Dabei hatte beides ja nun wirklich nichts miteinander zu tun.
Irene war überrascht über die Tiefe ihrer Gedanken, immerhin vollführte sie eine recht simple Aufgabe.
Aber eben eine Aufgabe in einer Bedürfnisanstalt. Julia würde sagen in einem Scheißhaus. Immerhin war sie dankbar, dass sie nicht in eine Bahnhofstoilette musste und mit diesem Gedanken tröstete sie sich, dass ihre Gebieterin sie offensichtlich nicht für ein Objekt hielt, das man in ein Scheißhaus schickte.
Aber es gehörte nicht zu Irenes Rolle, sich Gedanken zu machen oder Befehle infrage zu stellen.
Als sie fertig war, befühlte sie ihr Werk. Glatt fuhren ihre Finger über die Stelle, die vor wenigen Minuten noch mit Haaren bewachsen gewesen waren.
Verärgert nahm sie das Piepsen des Handys zur Kenntnis.
„macht es spass? wirf das foto bis 8 uhr in meinen briefkasten“
Ihr vorletzter Akt bestand darin, auf die Knie zu gehen und ihre Haare vom Boden zu wischen. Es war eine erniedrigende Beschäftigung, so vor der öffentlichen Kloschüssel zu knien, und eine mühsame Arbeit war es darüber hinaus. Selbst mit bestem Willen konnte sie nicht alle Haare aufklauben. Nach einigen Minuten kam sie zu dem Schluss, dass sie der Toilettenfrau einfach ein saftigeres Trinkgeld würde geben müssen. Zwar hatte sie fast alle Haare beseitigen können, einem uneingeweihten Betrachter wäre gar nicht aufgefallen, was hier vonstatten gegangen war, aber der Toilettenfrau würde es sofort ins Auge fallen.
Sie nahm die Polaroidkamera um das gewünschte Foto zu machen. Irene gehörte zu den Menschen, die ihre Probleme mit der Technik hatten, und so dauerte es eine ganze Weile, bis sie die Kamera endlich vor ihren Schritt halten konnte und den Auslöser drücken konnte.
Flash!
Irene erschrak, als plötzlich der Blitz die Toilette für den Bruchteil einer Sekunde erhellte.
Verdammt!
Das Licht würde bis zur Toilettenfrau reflektiert werden. Aber es kam noch schneller.
Das typische Geräusch einer Polaroidkamera erklang laut und hallte, von den harten Fliesen reflektiert durch die Toilette. Als würde die Maschine sich lautstark übergeben.
Auch das würde die Frau im Nebenraum vernommen haben.
Blut schoss Irene in den Kopf.
Was für eine hinterhältige Aufgabe hatte sich die Lehrerin da ausgedacht!
Irene wedelte das Bild hin und her, wie man das scheinbar machte.
Plötzlich hörte sie Schritte.
„Ist alles in Ordnung?“ ertönte die Stimme der Toilettenfrau in laut und ein wenig vorwurfsvoll.
„Ja, alles in Ordnung. Ich bin gleich fertig.“
Als sie den Satz ausgesprochen hatte, kam er Irene äußerst peinlich vor.
Ich bin gleich fertig.
Die Frau musste denken, Irene hätte sie gerade über den Zustand ihrer Darmentleerung informiert.
Wie peinlich.
Doch die Frau schien das nicht so interpretiert zu haben. Sie antwortete nur ein wenig missmutig:
„Na dann ist ja gut.“ und verließ den Toilettenraum.
Irene sah auf das Bild, das sich fast ganz manifestiert hatte.
Verdammt!
Es war verwackelt.
Irene setzte die Kamera erneut an, besann sich eines besseren und versuchte den Blitz abzustellen, dann drückte sie den Auslöser erneut zweimal in schneller Folge hintereinander, während sie mit der anderen Hand gleichzeitig die Toilettenspülung drückte, um den Lärm zu unterdrücken.
Sie wartete nicht ab, was aus den Bildern geworden war, sondern zog schnell Slip, Rock und Bluse an, verstaute alle Utensilien und verließ nach einem schnellen Blick auf die Fotos die Kabine.
Nervös verließ sie die Toilette, wusch sich die Hände, mehr als Alibi und trat dann an den Tisch der Frau. Unschlüssig, was sie sagen sollte, stammelte sie ein:
„Tut mir leid“, legte 2€ auf den Teller und verließ die Toilette schnellen Schrittes.
Im Gehen wurde sie gewahr, dass die Toilettenfrau aufstand, um in der Toilette nach dem Rechten zu sehen.
„Wie peinlich!“ dachte Irene und legte einen Schritt zu, obwohl sie ja nichts zu befürchten hatte. Schließlich hatte sie nichts verbotenes getan und auch keine – fast keine, korrigierte sie sich – Spuren hinterlassen. Dennoch ärgerte sie sich darüber, dass sie sich entschuldigt hatte, und das Trinkgeld war auch übertrieben gewesen. Das musste ja Misstrauen erregen.
Irene fuhr wie befohlen bei der Lehrerin vorbei. Vor ihrem Haus hielt sie an und kramte die drei Fotos heraus, die sie gemacht hatte. Zum ersten Mal sah sie sich diese genauer an.
Es war ein vollkommen neuer und sehr interessanter Anblick. So also hatten sie die Menschen gesehen, denen sie sich bisher nackt präsentiert hatte. Also ihr Mann, ihr Frauenarzt, mehr waren es in den letzten Jahren nicht gewesen.
Die Kälte der Neonröhren hatten ihre Haut bläulich eingefärbt. Ihre Schenkel und ihr Bauch schimmerten vielleicht nicht mehr ganz schlank aber dennoch fruchtbar, wie sie fand. Dazwischen etwas verdeckt ihr getrimmter Venushügel, der äußerst einladend schien. Der Anblick wirkte selbst auf sie einladend. Sie hielt das Foto ganz nah an die Augen, damit sie erkennen konnte, ob man durch die dunklen Haare ihre Schamlippen sehen konnte. Leider konnte sie es nicht genau sagen. Heute Abend würde sie sich mit einem Spiegel noch einmal genau betrachten. Das letzte Mal hatte sie das gemacht, als sie in die Pubertät gekommen war, dachte sie mit einem milden Lächeln.
Sie wählte das beste Foto aus und warf es schnell in den Briefkasten der Lehrerin. Dann fuhr sie nachhause, zufrieden eine weitere Aufgabe bestanden zu haben.
11
Driver
Ich bin hier im Bildungszentrum auf einer Fortbildung. Die Adresse lautet Kant Str. 8. Hol mich ab, die sagen, dass es bis 9 Uhr dauert, dann gehen wir was essen.
Irene wartete bereits eine Viertelstunde und fragte sich bereits, ob das wieder ein Test war und sie hier noch drei Stunden warten müsse, bis sie schließlich den Anruf bekäme, dass das alles wieder nur ein Spiel gewesen war.
Die Anwältin lehnte sich zurück und ließ erneut die extrem peinliche Szene Revue passieren, die sie heute mit Julia erlebt hatte.
„Ich brauche 10€, wir müssen in Deutsch eine Lektüre kaufen.“
„Alles klar. Nimm es dir aus meinem Portemonnaie.“
Nach einigem Rumkramen in ihrer Handtasche dann:
„Was ist das denn?“
Irene hatte sofort gewusst, was Julia meinte. Sie hatte das Gefühl, einen Moment lang hätte ihr Herz aufgehört zu schlagen.
Julia hielt die beiden Fotos in der Hand.
„Interessant! Wer ist das?“
Irene war froh, dass sie sie nicht erkannt hatte. Julia würde nicht erwarten, dass ihre Stiefmutter solche Fotos von sich machen würde. Sie konnte sich ein wenig entspannen.
„Gib die her, das sind Beweisstücke für einen Fall.“
„Was für ein Fall?“
„Das darf ich dir nicht sagen, das weißt du doch.“
„Natürlich darfst du das. Du darfst nur keine Namen nennen. Du hast doch auch früher schon von deinen Fällen erzählt.“
„Das ist was anderes.“
„Was hat denn diese Muschi mit Markenrecht zu tun?“
„Julia! Pass auf deine Worte auf!“
„Ist ja schon gut. Trotzdem, was ist das für ein Fall, für die man solche Fotos braucht?“
„Ich werde darüber kein Wort mehr verlieren.“
„Weißt du, wenn ihr öfter solche Fälle habt, dann sollte ich vielleicht auch Anwältin werden.“
„Es reicht jetzt.“
Aber Julia war nicht gewillt, das Thema ruhen zu lassen. Im gleichen Maß, wie ihr Misstrauen wuchs, stieg auch ihrer Neugier.
„Wer ist das?“
„Das kann ich dir nicht sagen.“
„Ach komm schon! Sieht nett aus, vielleicht ein wenig pummelig aber nett.“
Mit etwas Abstand kam ihr der Gedanke, dass dieses nett fast ein Kompliment war.
„Julia!“
Mit gespielter Entrüstung versuchte sie ihre Stieftochter in die Schranken zu weisen, aber deren Enthusiasmus wurde dadurch nur noch gesteigert.
„Die Frau ist rasiert. Ist dir das aufgefallen? Meinst du, das stünde mir auch?“
„Gib mir jetzt die Bilder!“
Zornig entriss sie ihr die Fotos.
„Ist ja schon gut!“
„Bleib in Zukunft bitte von meiner Handtasche weg, verstanden?“
„Ich konnte ja nicht wissen, dass du neuerdings deine Arbeit mit nachhause nimmst!“
Das Lächeln Julias war Irene eine Spur zu keck. Aber sie wollte dieses Thema auch nicht länger als nötig am Leben erhalten.
„Es reicht jetzt Julia!“
„Ist ja schon gut! Bleib mal locker.“
Manchmal konnte Irene zuviel bekommen, wenn sie hörte, wie ihre Stieftochter sich benahm. Wo war bloß die ganze Erziehung geblieben? Sie fragte sich, wie sie einem solchen Verhalten begegnen sollte, aber mit praktisch 18 Jahren war da vermutlich nicht mehr viel zu machen. Irene war etwas hilflos. Wie konnte die Lehrerin das nur jeden Tag ertragen? Da musste man ja zu einem Sadisten werden. Aber Irene war sich auch bewusst, dass Julia sich in der Schule anders benahm und dass sie ihre Stiefmutter nur ärgern wollte.
„Na dann gehe ich mal in mein Zimmer und rasier mir die Pussi.“
„Ich warne dich!“
Mit einem breiten Grinsen verließ sie die Küche.
Welch eine prekäre Situation, hatte Irene nur gedacht.
Aber sie wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Stattdessen blickte sie aus dem Fenster. Immer noch war niemand zu sehen.
Kurze Zeit später sah sie Menschen aus dem beleuchteten Gebäude kommen und einige Minuten später erschien auch die Lehrerin.
„Gott, was für eine langweilige Veranstaltung!“
Sie ließ sich in den teuren Wagen fallen und knallte die Tür zu.
„Diese Fortbildungen werden auch immer schwachsinniger. Mein Gott, was für ein dummes Gelaber!“
Irene wusste nicht, was sie sagen sollte, jede Äußerung, die sie machen konnte, erschien ihr unpassend. Eine humorvoll zustimmende Bemerkung, wie sie angebracht gewesen wäre, hätte vielleicht wieder zu Bestrafungen geführt. Mit Schaudern wurde sie an die offenherzigen Kleidungsstücke erinnert, die in ihrer Wohnung hingen wie ein Damoklesschwert und ihr drohten, wenn sie sich im Ton vergriff.
„Du könntest ruhig was sagen.“
Irene hatte es also falsch gemacht.
„Fahr einfach los.“
Heute würde sie vorsichtig sein müssen.
„Wohin?“
„Fahr einfach.“
Der Ton wurde eine winzige Stufe schärfer.
Sie startete und fuhr langsam die Straße entlang.
Die Lehrerin saß still neben ihr. Irene war etwas beunruhigt über die Stimmung der jungen Frau.
Ein schneller Blick offenbarte ein ausdrucksloses Gesicht, das im Schein der Straßenlaternen monoton für kurze Augenblicke aus der Dunkelheit gerissen und dann wieder hineingestoßen wurde. Einen Reim jedoch konnte Irene sich nicht machen.
„Lass mich fahren.“
Irene blickte auf ihre Beifahrerin.
„Halt an. Ich fahre. Ich brauche Ablenkung.“
„Ist gut.“
Irene war nun wirklich besorgt. Besorgt um die Lehrerin, besorgt um den Sportwagen.
Trotzdem hielt sie am Straßenrand an. Die beiden Frauen stiegen aus und gingen auf die jeweils andere Seite des Wagens. Als sie sich an der Motorhaube trafen, versuchte Irene den Blick der Jüngeren zu fangen, doch diese vermied den Augenkontakt.
„Netter Wagen.“
Die Lehrerin stellte den Sitz richtig ein und befühlte das Lenkrad prüfend.
„Dann wollen wir mal.“
Mit einem lauten Brüllen schrie der Motor auf als erst das Gaspedal durchgedrückt wurde und dann die Kupplungsscheiben gegeneinander geschlagen wurden. Die Reifen trennten sich in tiefschwarze Abdrücke auf dem Asphalt und schneeweißen Rauch.
Hastig griff Irene nach dem Gurt, als sie in ihren Sitz gepresst wurde.
Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h war bereits nach drei Sekunden gebrochen.
Mit einem lauten Röhren jagte der Sportwagen über die verlassenen nächtlichen Straßen.
Irene betrachtete die Fahrerin, deren Gesicht jetzt nicht mehr von den Laternen langsam mit Helligkeit gestreichelt wurde, sondern in hoher Frequenz mit kaltem Licht geschlagen wurde, um dann für winzige Momente in der Dunkelheit zu versinken.
Kalt und entschlossen wurde das Gesicht der Lehrerin reflektiert.
Der Tacho jagte Irenes Herzschlag.
Der Drehzahlmesser maß ihren Adrenalinausstoß.
Das Stopsc***d rauschte enttäuscht vorbei.
Ein grimmes Lächeln in den starren Augen der Fahrerin.
Irene hatte Angst.
Mittlerweile hatten sie es in die breiten geraden Straßen des Industriegebiets geschafft und schon wurden die 100 km/h geknackt.
Die Anwältin sah die Polizei auf Streife, die sich ihre Nummer notierte.
Sie sah den Mechaniker, der sorglos nach einigen Überstunden nachts mit dem Fahrrad über die Kreuzung radelte.
Sie sah den 40-Tonner, der aus einer Ausfahrt herausfuhr und plötzlich die Straße versperrte.
Berühmte Anwältin bei Raserei im Sportwagen erwischt.
Berühmte Anwältin in schweren Autounfall verwickelt.
Berühmte Anwältin nach Unfall in Lebensgefahr.
Was macht ein devoter Mensch, wenn sein Gebieter außer Kontrolle gerät?
Ihrer Rolle entsprechend konnte sie nicht eingreifen, sie musste ihr folgen, gehorchen, vertrauen.
Vertrauen war das schwerste Zum Gehorchen gehörte nicht viel. Vertrauen erforderte unendlich mehr Kraft.
Was konnte sie tun?
Sie wusste nicht einmal mehr, ob sie ihr nicht mehr vertraute.
War das alles vielleicht sogar ein Test? Wollte die Lehrerin sie zur Verweigerung des Gehorsams drängen? Wollte sie ihre Loyalität prüfen?
Irene sah sich erneut in einer Position des Nichtwissens. Sie wusste nicht, was die Lehrerin vor hatte, sie wusste nicht, ob diese noch alles unter Kontrolle hatte, sie wusste nicht, welche Pläne oder Hintergedanken die Lehrerin hegte.
Ein zaghafter Versuch:
„Sollen wir nicht besser auf die Autobahn fahren?“
Die vollbremsenden Reifen brannten tiefe Furchen in den Asphalt.
„Wer zum Teufel hat dich gefragt?“
Der Wagen war noch nicht ganz zum Stehen gekommen als die kalten Augen flüssigen Stickstoff spuckten, der in Irene gefror.
„Habe ich dich gefragt?“
Der Wagen war zwar zum Stehen gekommen, aber eine Gefahr war durch die nächste ersetzt worden.
„Ich kann mich nicht erinnern, dich um deine Meinung gefragt zu haben! habe ich dich gefragt?“
„Nein.“
„Nein! Nein, ich habe dich nicht gefragt. Nein, ich wollte von dir nichts hören. Nein! Verdammt, was maßt du dir dann an? Ich habe mich heute einen ganzen Tag lang nerven lassen in dieser albernen Fortbildung, und jetzt kommst du und machst weiter! Ist das hier ne Verschwörung?“
Irene war mit diesem Ausbruch zerbrochen. Sie konnte nur flüstern.
„Ich bitte um Entschuldigung.“
„Keine Chance! Steig aus.“
Irene musste schlucken.
Die Lehrerin schien wirklich außer sich zu sein. Als Irene ihren Gurt gelöst hatte, schlug bereits die Fahrertür hart zu.
Irene beeilte sich.
Weit und breit war niemand zu sehen und kein erleuchtetes Fenster zeugte von der Anwesenheit von Menschen. ein guter Ort mitten in der Nacht für zwei Frauen mit einem teuren Sportwagen, dachte Irene. Auf der anderen Seite verspürte sie keine Angst. Die Dominanz, die von der jüngeren Frau ausging, wirkte in diesem Augenblick sicher und bedrohend zugleich, denn trotz der Sicherheit, die die Frau ausstrahlte, hatte Irene nichts gutes zu befürchten.
Sie standen unmittelbar unter einer Laterne auf dem Bürgersteig vor einer umzäunten Werkstatt für LKW.
„Was bildest du dir ein?“
Die junge Frau trat so nah an Irene heran, dass die zurückwich. Die Lehrerin war ihr auch physisch überlegen. Aber der Gedanke, dass Irene sich auflehnen würde, war ohnehin vollkommen absurd. Schließlich verbaute der Maschendrahtzaun hinter ihr den weiteren Rückzug.
Die Lehrerin kam Irene so nah, dass ihre Nasen sich fast berührten. Sie lehnte sich mit beiden Armen so an den Zaun, dass Irene sich gefangen sah.
Ihre Augen konnten sich den eisblauen, wütenden Blicken nicht entziehen. Ihr gesamtes Blickfeld wurde von diesem Anblick bestimmt. Und obwohl Irene den warmen Atem der Jüngeren wenige Zentimeter von ihren Lippen spürte, fror sie.
Es herrschte nunmehr Stille zwischen den beiden Irene glaubte sogar zu spüren, wie der Herzschlag ihrs Gegenübers sich beruhigte. Doch Irene sah in den Augen, dass die Lehrerin nachdachte und dass mit zunehmender Beruhigung ihre Einfälle gefährlicher wurden..
„Du musst wohl lernen, wo dein Platz ist. Du enttäuschst mich. Mach den Reißverschluss deines Rocks auf und lass ihn auf den Boden fallen.“
Die kalten Augen verengten sich leicht.
Irene schluckte. Die Kaltblütigkeit mit der dieser Wunsch vorgetragen worden war, erschreckte sie. Es war ein leises Zischen gewesen. Mehr nicht.
Irene musst die Augen senken, dem Blick konnte sie nicht länger standhalten.
„Sieh mich an!“, wurde sie prompt zurecht gewiesen.
Irenes Lider wurden schwer, nur mit Mühe konnte sie sie wieder soweit heben, dass sie dem Befehl nachkam.
Die Angst stand Irene in den Augen und sie sah, dass gerade diese Angst der Lehrerin ein spöttisches und triumphales Lächeln in die Augen trieb. Ein kaltes Lächeln. Ein furchterregendes Lächeln.
Sie sah, wie die Lehrerin erneut die Lippen zu einer Äußerung formte und in diesem Moment erschauderte sie vor dem kommenden Befehl, vor der Dunkelheit dessen, was dem Kopf entspringen konnte.
„Mach schon!“
Irene kam dem Befehl nach. Während sie mit der rechten Hand den Reißverschluss öffnete, blickte sie ständig in die Bläue der Augen, die nichts anderes ausstrahlten als die Gewissheit der Macht.
Sie musste einige Male die Hüften bewegen, bevor der Rock von der Schwerkraft ergriffen und zu Boden gezogen wurde.
Während all dem hatte die Lehrerin sich keinen Zentimeter bewegt.
„Sehr schön. Und jetzt zieh dein Höschen etwas runter.“
„Hier?“
Irene bereute die Frage noch bevor das Wort ihren Kehlkopf verlassen hatte.
„Verdammt!“
Die Lehrerin schlug mit der flachen Hand hart gegen den Maschendrahtzaun, der wie eine Echse zu zischen begann und in Schwingungen versetzt wurde, die Irene von der Wut kündeten.
„Du sollst meine Befehle nicht infrage stellen!“
Die laute Stimme tat Irene in den Ohren weh. Sie blickte sich schell um, ob vielleicht ein Passant sie gehört hatte.
„Sieh mich gefälligst an!“
Erneut schlug die Hand in den Zaun und ein paar Tröpfchen Speichel landeten auf ihrer Wange. Irene spürte sie kühl auf der Haut. Doch sie erwartete, dass sich dieses Gefühl jeden Moment ändern würde, wie wenn man in zu heißes Badewasser stieg, für wenige Sekunden die trügerische Sicherheit einer angenehmen Temperatur bekommt, die dann in siedende Hitze umschlägt.
Irene versuchte sich wieder zu beruhigen. Obwohl die beiden Frauen ungefähr gleich groß waren, schien Irene zu schrumpfen, denn die stahlblauen Augen zwangen sie förmlich in die Knie.
Irene hakte beide Daumen in ihren Slip ein und schob diesen über ihrer Hüften. Sie ging leicht in die Knie, um ihn weiter auf ihre Oberschenkel zu ziehen.
Die Hauch der kühlen Luft an dieser intimen Stimme, war ungewohnt. Er kündete zum Einen davon, wie sie sich so entblößt hatte mitten in der Stadt, zum anderen aber hatte dieses Gefühl etwas stimulierendes. Der Gedanke trieb ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
Für eine endlos lange Zeit hielt die Lehrerin, die sich immer noch nicht bewegt hatte, Irene in dieser Position stehen und genoss offensichtlich den Anblick der eingeschüchterten Lehrerin. Irene konnte erkennen, wie die junge Frau sich an ihrer Angst und dem Gefühl des Ausgeliefertseins labte.
Sie hingegen verblieb in einem ausdruckslosen Gesicht. Einzig der Atem der Lehrerin schien tiefer zu werden und Irene vermeinte eine Schwere zu verspüren, die sie nur auf Lust zurückführen konnte. Der Gedanke, dass die junge Frau von der Situation erregt sein könnte, verwunderte Irene im ersten Moment. Sie hatte die junge Lehrerin als kühle, rationale Person kennen gelernt. Dass diese zu Erregung fähig war, kam Irene ganz unbekannt vor.
Einen Moment später dachte sie nur, was für einen dummen Gedanken sie da geäußert hatte.
Einen weiteren Moment später stellte sich Stolz ein. Sie war also in der Lage, die Lehrerin in Erregung zu versetzen. Sie war mehr als ein Objekt.
Der Gedanke beflügelte sie.
Für einen winzigen Augenblick kam ihr ein Bild in den Kopf. In diesem Bild lag die Lehrerin in ihrem Bett, die Augen geschlossen, die Laken zurückgeworfen und streichelte mit einer Hand ihre Brust, die andere war in ihrem Schoß vergraben. Und ihre Gedanken kreisten um die Anwältin.
Die Wärme schoss in ihren Unterleib bei dem Gedanken.
Schließlich formte die Lehrerin ihre Lippen und sprach:
„Wollen wir doch mal sehen, ob du deine letzte Aufgabe auch richtig erfüllt hast.“
Dann spürte Irene auch schon, wie Finger sich auf ihrem Bauch befanden und schnell ihren Weg vom Bauchnabel hinunter an den rasierten Schamhügel bahnten.
Irene riss bei der ersten Berührung die Augen auf. Sie spürte, wie die Feuchtigkeit sich in ihr bildete als die Finger langsam die Konturen ihrer verbliebenen Behaarung verfolgten.
Ihre Lippen wölbten sich und sie spürte, wie die Feuchtigkeit sich ihren Weg aus dem Körper bahnen wollte.
Bald schon würden die Finger die fleischigen Erhebungen der Schamlippen berühren und die Feuchtigkeit erspüren. Es war nur eine Frage von Augenblicken, dann würde die Lehrerin es spüren. Sie würde ihre Erregung spüren, sie würde erfahren, welchen Einfluss sie auf Irene hatte, welche Macht.
Irene spürte, wie die Kraft aus ihren Extremitäten in den Unterleib strömte. Ihre Knie wurden weich und sie musste erneut Halt suchen.
Immer noch waren die Blicke der beiden Frauen verschränkt, doch die Kälte war gewichen und Irene vermeinte, in den nunmehr leicht getrübten Augen einen winzigen funken Wärme zu verspüren. Der Gedanke ließ sie erschaudern.
Die Finger kamen näher, pflügten nun langsam durch die verbliebenen Haare und änderten die Richtung kurz bevor sie ihre Klitoris erreichten. Irene war nun so erregt und so aufmerksam in diesem Bereich ihres Körpers, dass sie auch die kleinste Bewegung genau wahrnahm. Doch die Finger vermieden den Kontakt und fuhren nun die äußeren Erhebungen der Schamlippen ab, zwischen ihre Beine.
Irenes Knie wackelten immer mehr, sodass sie, um nicht umzukippen, ihren Stand verändern musste. Dabei bewegte sich auch ihr Becken so, dass der Zeigefinger der Lehrerin für einen knappen Moment in den salzigen Teich zwischen den Schamlippen getaucht wurde.
Mit einem Stöhnen spürte sie den scharfen Fingernagel, der über die extrem erregte Haut strich und sie spürte, wie die Flüssigkeit auf dem Finger langsam auf ihrer Haut verteilt wurde.
Irene schloss die Augen, um sich dem Gefühl hinzugeben und betete, dass die Lehrerin weitermachen möge.
Hier und jetzt hätte sie alles verlangen können. Irene hätte ihr nichts ausgeschlagen, wenn sie dieses Gefühl nur weiter erleben könnte. In diesem Moment hätte sie sogar ihr Leben verpfändet.
Doch die Lehrerin ließ Irene nicht in ihre Welt abgleiten.
„Augen auf!“
Auch die Stimme der Lehrerin war nun ganz eindeutig vor Lust erstickt.
Dann fühlte die Anwältin, wie sich die flache Hand der Lehrerin wie eine Schale über ihren Unterleib legte.
Im nächsten Augenblick dann endlich legten sich die warmen Lippen der Lehrerin auf die Irenes und die beiden Frauen versanken in einem drängenden, tiefen Kuss. All ihre Sinne schienen zu explodieren und alles konzentrierte sich auf die reglose Hand zwischen ihren Beinen und dem schwülen Kuss, der drängenden Zunge in ihrem Mund.
Irenes Beine gaben nun endgültig nach, und sie musste sich von der Hand in ihrem Schritt stützen lassen.
Sie spürte den Körper der Lehrerin, ihre Brüste, die sich gegeneinander pressten.
Nur weit entfernt nahm sie wahr, dass sich ein Wagen näherte, dass das Gröhlen einiger Jugendlicher zu hören war und der Wagen sich schließlich entfernte.
Irene kam nicht in den Sinn, dass sie mit heruntergelassenem Slip auf offener Straße mit einer Frau küsste. In diesem Moment gab es nichts außer den beiden Frauen.
Bald schon spürte sie die vorauseilenden Wellen eines Höhepunktes heraneilen.
Sie ließ es geschehen.
Ihre Zunge umschlang nicht mehr die der Lehrerin, ihre Augen schlossen sich, ihr Atem gab sich dem Rhythmus ihres Körpers hin.
Dann war es vorbei.
Keine Zunge.
Kein Körper.
Keine Hand.
Die Lehrerin hatte sich von Irene gelost, die im selben Moment, unfähig sich auf den Beinen zu halten den Maschendrahtzaun hinuntergerutscht war und nun in einer obszönen Position mit gespreizten Beinen auf dem Boden hockte.
Die Augen geschlossen.
Der Geist von Sinnen.
Es dauerte einige Zeit, bis Irene sich wieder gefangen hatte. Frustriert, dass der Höhepunkt ihr versagt geblieben war.
Als sie schwer atmend die Augen öffnete, lehnte die Lehrerin auf der Motorhaube des Wagens und betrachtete die Anwältin amüsiert.
„Jetzt beruhig dich mal wieder.“
Nur langsam und äußerst widerwillig ließ sich Irene zurück in die Realität zerren.
„Das hat dir wohl gefallen, was?“
Die Lehrerin stand mühsam auf.
Als sie sich bückte, um Slip und Rock hochzuziehen jedoch kam der Befehl:
„Lass es so. Wir sind noch nicht fertig.“
Die Situation beschämte Irene. Nun, da die Lehrerin sich von ihr entfernt hatte, war sie für jeden vorbeikommenden sichtbar in ihrer Nacktheit.
Unschlüssig richtete sie sich wieder auf.
„Du hast meine Hand beschmutzt.“
Die Lehrerin rieb die Finger, die eben noch in Irenes Schritt geruht hatten, und roch daran.
„Interessant, aber du solltest das wegmachen.“
Irene war etwas überrascht, wie schnell sie wieder in ihre Rolle fallen sollte. Es war klar, was sie damit meinte. Der Gedanke, ihre eigene Flüssigkeit ablecken zu müssen, kam ihr einigermaßen unappetitlich vor, obwohl sie damit sicherlich schon zuvor in Kontakt gekommen war während des Geschlechtsverkehrs.
Irene trat einen Schritt näher, doch die Lehrerin machte keine Anstallten, ihr die Hand, die reglos an ihrer Seite ruhte, entgegenzustrecken. Irene war gezwungen, vor ihr auf die Knie zu gehen.
Erstaunt musste sie erkennen, dass die Hand feuchter war, als sie das gedacht hätte, schließlich war einiges der Flüssigkeit längst an der Luft verdunstet. Zuerst ließ sie vorsichtig und neugierig die mittlerweile erkaltete Flüssigkeit prüfend auf ihrer Zunge verlaufen. Noch nie hatte sie ihren eigenen Duft wahrgenommen. Ein leicht salziger, herber Geschmack war es, der sie da umfing. Nicht unangenehm, mit einer leichten, aber eher zu erahnenden Schwüle.
Ihre Zunge umspielte jeden einzelnen Finger der jungen Frau, die sich nicht regten.
Schließlich spürte Irene die andere Hand, die ihren Kopf streichelte wie den eines Hundes.
„Das hast du gut gemacht. Steh auf.“
Irene gehorchte.
„Du kannst den Rock wieder hochziehen, aber gib mir dein Höschen.“
Irene gehorchte.
„Na, der ist ja noch einigermaßen trocken.“
Die Lehrerin wischte sich die Hand trocken und steckte den Slip ein.
„Gehen wir was essen. Du fährst.“
Die beiden stiegen in den Wagen und fuhren zu einem angenehmen Abendessen.
Als Irene später am Abend im Bett lag, reflektierte sie den vergangenen Abend und jenseits der spannenden und schönen Erlebnisse machte ihr am meisten Sorge, wie schnell und einfach sie in dem Wagen zerbrochen worden war. Mit Schaudern erinnerte sie sich der Kälte in der Stimme, des Ausdrucks und der Haltung. In diesem Moment gab es nichts als Verachtung in ihr, das hatte Irene gespürt. Irene hatte sich nicht nur wie ein Mädchen gefühlt, das man zurecht gewiesen hatte wegen eines dummen Vergehens. Sie hatte sich nicht einmal wie ein Hund gefühlt, der wegen einer Nichtigkeit geprügelt wurde. Sie hatte sich gefühlt wie Ungeziefer. Wie ein Geschöpf das von Abfällen lebt und dem man keinerlei Respekt entgegeben bringt, ja sogar die Daseinsberechtigung abspricht.
Mit Schrecken dachte sie an ihre Reaktion zurück. Sie hatte sich gegen dieses Verhalten nicht gewehrt, wie es eigentlich geboten gewesen wäre. Sie hätte aufstehen müssen, sich erheben müssen. Sie hätte der Lehrerin Grenzen setzen müssen. Dies war zweifelsohne mehr als ein Spiel, in dem Regeln gebrochen werden konnten. Dies war real, gleichwohl gab es Grenzen. Irene konnte sich nicht alles gefallen lassen und sie musste darauf vertrauen, dass die Lehrerin die Grenzen kannte. Irene machte immerhin ein Geschenk. Sie schenkte ihre Gefolgschaft. Was sie im Gegenzug erwartete, war, dass sie mit einem Mindestmaß an Respekt behandelt wurde.
Erneut sträubte sie sich gegen ihre Rolle und ihre Position. Waren ihre Forderungen übertrieben, ungerechtfertigt? Wo lagen die Grenzen? Gab es gar keine? War sie unbegrenzt benutzbar? Wo würde das enden?
Auf der anderen Seite hatte die Lehrein wegen ihrer Machtposition auch jedes Recht, Irene zu behandeln, wie sie das für geboten hielt. Und Irene konnte nicht erwarten, dass sie alle Handlungen ihrer Gebieterin in ihrem Interesse erfolgten.
Sie hätte sich widersetzen müssen. Sie hatte sich nicht widersetzt.
Stattdessen hatte sie gehorcht. Sie hatte in diesem Moment bedingungslos gehorcht. Ihr ganzer Wille war in dem Augenblick, als sie aus dem Wagen ausstieg, darauf ausgerichtet, Wünsche zu erfüllen und die Gunst der Lehrerin wiederzuerlangen.
Mit neugierigem Grauen dachte sie daran, wie weit die Lehrerin hätte gehen können. Was konnte sie von Irene verlangen, wie weit würde die Anwältin ihr folgen? Wie könnte Irene sich widersetzen? War sie dazu überhaupt in der Lage?
12
Das Geschenk des Sehens
Es war schon nach zehn und Irene lag längst in ihrem Bett. Ein anstrengender Tag war vergangen. Nachdem sie in ihrer Kanzlei einen anstrengenden Tag verbracht hatte, war sie noch im Fitnessstudio gewesen.
Seit einigen Wochen ging sie dorthin. Zuerst war es eine Qual gewesen, den Anordnungen der Trainerinnen zu folgen und das Programm einzuhalten. Sie hatte jahrelang keinen Sport getrieben, keine Zeit und auch keine Lust gehabt. Somit waren die ersten Übungen auch eher eine Folter gewesen und das einzige, was ihr eine gewisse Freude bereitet hatte, war es gewesen, die Steine an der Kette im Schritt zu spüren. Diese anzulegen war jedes Mal eine Freude. Nach einigen mörderischen Muskelkatern jedoch hatte sie langsam eine gewisse Kondition aufgebaut, die es ihr ermöglichte, jenseits der Schinderei eine gewisse Genugtuung zu erleben. Sie verspürte noch nicht die Endorphin-Rauschzustände, von denen immer wieder berichtet wurde, aber sie spürte bereits, dass sie fitter wurde. Im Spiegel konnte man noch keine Resultate sehen, aber sie fühlte sich agiler.
An diesem Abend jedoch hatte sie sich etwas zu sehr verausgabt, und so war sie froh nach einem ausgiebigen Schaumbad nunmehr im Bett zu liegen.
Seit einer Woche hatte sie die Lehrerin nicht mehr gesehen und auch nichts von ihr gehört. Irene vermisste sie sehr, doch die Lehrerin hatte angekündigt, dass Klausurzeiten anstanden und sie da keine Zeit finden würde. Irene machte sich also keine Sorgen um ihre Beziehung zu der Lehrerin. Sie war sogar ganz froh, sich mehr auf die Arbeit in der Kanzlei konzentrieren zu können, die sie ein wenig vernachlässigt hatte.
Dann klingelte das Telefon.
„Du bist in 20 Minuten bei mir.“
Schon war wieder aufgelegt worden.
Widerwillig schälte Irene sich aus dem Bett.
Vor der Wohnungstür der Lehrerin lag ein brauner Umschlag, in dem sich ein Schlüssel und eine Augenbinde befand.
Zieh dich aus, leg die Augenbinde an, öffne die Tür, komm rein, schließ die Tür, lass deine Kleider fallen, begib dich auf alle viere, taste dich bis ins Wohnzimmer vor.
Irene beeilte sich, hier im Treppenhaus dem Befehl nachzukommen.
Schnell hatte sie die Türe hinter sich geschlossen und begab sich auf die Knie. Sie kannte die Wohnung der Lehrerin recht gut, so dass sie sich auch kriechend zurecht fand.
Die Frage, was sie zu erwarten hatte, beschäftigte sie sehr und wieder verspürte sie das mittlerweile bekannte Herzklopfen, den Ausstoß von Adrenalin und die Lust.
Warum eine Augenbinde?
Sie kannte die Wohnung schließlich und sie kannte auch die Lehrerin. War vielleicht noch jemand anwesend? Der Gedanke ließ sie kurz in der Bewegung verharren.
Jemand anders, der sie hier sah?
Nackt auf dem Boden kriechend?
Das konnte die Lehrerin doch nicht machen!
Diese Geste zeugte von äußerster Demut. Hier auf dem Boden kriechend wie ein Tier, vollkommen unbekleidet.
Immer noch erstaunte sie, wie weit sie ging und was sie mit sich machen ließ, um der Lehrerin zu gefallen, wie sie auch die erniedrigendsten Gesten hinnahm.
Sie verspürte ein wenig Stolz in diesem Augenblick.
Förmlich sah sie die Augen ihrer Gebieterin vor Zufriedenheit leuchten.
Der Verlust des Sehens war eine vollkommen neue Erfahrung und in dieser Situation zweifach beunruhigend. Zwar gehorchte sie einer anderen Frau ohnehin recht bedingungslos, aber so hilflos war sie ihr noch nicht ausgeliefert gewesen. Die Lehrerin hatte vielleicht gerade eine Kamera auf sie gerichtet, vielleicht saß jemand anders noch in diesem Raum, vielleicht musste sie im nächsten Augenblick mit Schlägen rechnen. Es war alles möglich.
Sie schärfte ihre Sinne und versuchte, das verlorene Augenlicht durch die anderen Sinne zu kompensieren.
Es war still in dem Raum. Wenn jemand da war, dann bewegte er sich nicht. Von Zeit zu Zeit hörte sie ein leises Knistern, das sie als Kerzen identifizierte. Auch in der Luft lag ein deutlich zu vernehmender Duft, der auf Kerzen schließen ließ.
Irene spürte auch, dass es recht warm war in der Wohnung. Die Heizung musste an sein.
„Komm hierher!“
Die leise und sanfte Stimme der Lehrerin erkannte Irene sofort und besonders der gedämpfte Tonfall überraschte sie. Die Stimmung schien nicht schlecht zu sein. Zumindest war keine Aggression zu spüren.
Von der Herkunft der Stimme her musste die Lehrerin in ihrem Sessel sitzen.
Irene kroch zu ihr.
„Dein Anblick gefällt mir. So natürlich.“
Irene hatte dergleichen noch nie aus dem Mund der Lehrerin gehört.
„Ich habe heute ein besonderes Geschenk für dich. Ich möchte, dass du mich verwöhnst, dass du mich streichelst.“
Sofort war Irene erregt.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Dieser Abend verhieß Genüsse, die sie nicht erwartet hatte. Sie wischte mit einem Handstreich den Gedanken weg, dass die Lehrerin sie vielleicht in einem hinterhältigen Spiel wieder austricksen wollte.
Stattdessen gestalteten sich ihre nächsten Bewegungen geschmeidiger, wie die einer Raubkatze.
„Komm noch ein wenig näher.“
Irene folgte der Stimme.
„Etwas weiter nach links.“
Die Lehrerin musste von der Stimme zu urteilen nun unmittelbar vor ihr in dem Sessel sitzen.
„Vor dir liegt eine Feder.“
Irene ertastete sie.
„Etwas weiter rechts. Du hast sie gefunden. Nimm sie in die Hand und mach dich mit ihr vertaut.“
Irene spürte sie, die weichen Härchen, den biegsamen Schaft. Sie musste ungefähr 20 Zentimeter lang sein.
„Hier sind die Regeln. Du wirst mich heute weder sehen, noch wirst du mich berühren. Das Privileg hast du noch nicht. Dennoch wirst du mich verwöhnen. Du wirst meinen Körper mit der Feder liebkosen und allein der Widerstand der Feder wird dir den Weg weisen und dich abhalten, mich zu berühren. Solltest du mich irgendwie berühren, wirst du das hier zu spüren bekommen.“
Im gleichen Moment zischte ein hoher Laut durch die Luft und klatschte schmerzhaft auf Irenes Rücken. Sie zuckte vor Schmerz, mehr aber noch vor Überraschung zusammen. Damit hatte sie nicht gerechnet und geschlagen zu werden von der Lehrerin war vollkommen neu. Zwar hatte sie bereits mit Gewalt gedroht, aber dieses Mal hatte sie das erste Mal etwas angewandt, das in die Richtung von Gewalt ging.
„Das war ein sanfter Hieb. Wenn du es an Disziplin oder Konzentration missen lässt, werden die Hiebe weitaus schmerzhafter. Du siehst also, ich werde heute meinen Spaß haben. In welcher Form du dazu beiträgst, liegt ganz an dir. Hast du verstanden?“
Irene nickte.
Langsam ertastete sie sich unter leichter Direktion der Lehrerin die Füße. Mit einigen leichten Bewegungen machte sie sich vertraut mit der Lage. Schnell hatte sie sich ein inneres Bild gemacht.
Sanft strich sie über die über die Innenseite des Fußes und gewann einen Eindruck über den Widerstand der Feder und damit der vermutlichen Entfernung. Als sie sich sicherer fühlte, folgte sie langsam der Linie der Zehen. Sie strich über die Innenseiten der Zehen, die bei ihr besonders empfindlich waren. Sie folgte der Linie des Außenfußes und an der Ferse des Spanns, vermied allerdings, zu tief unter den Fuß zu gelangen, da sie die Lehrerin nicht kitzeln wollte.
Obwohl sie nur unmittelbar einen Eindruck vom Aussehen des Fußes hatte, stellte sie sich dessen aussehen ausführlich vor, Wie gerne würde sie die Zehen mit ihrer Zunge ablutschen, den sanften Kurven des Spanns folgen, schließlich zu den Knöcheln gelangen.
Sie stellte sich vor, welche hauchzarten Gefühle die weiche Feder auslösen würden, wie die Nervenenden der Lehrerin stimuliert würden.
Langsam umspielte sie den Knöchel, um dann den Weg die Waden hinauf zu finden. Glatt, weich und mit einer perfekten, weichen Rundung. Sie ließ sich Zeit und liebkoste jeden Zentimeter.
Sie versuchte den Druck der Feder zu variieren. Manchmal so fest aufzudrücken, dass ihre Finger sich nur Zentimeter von der Haut der Lehrerin entfernt hielt, dann wieder sie so weit wegzunehmen, dass nur die winzigsten Enden die haut der Lehrerin stimulierten.
Sie stellte sich ihre eigene Lust vor, wenn sie nur daran dachte, welche Reaktionen eine solche Behandlung bei ihr auslösen würden. Sie würde zerfließen vor Lust, vor Freude aber auch vor Frust. Vor Frust, sich nur mit solch zarten Berührungen zufrieden geben zu müssen.
All ihre Sinne würden sich auf die Feder konzentrieren, jeder Nerv sich auf die nächste Berührung vorbereiten. Sie hätte schon längst die Kontrolle über sich verloren.
Schließlich erreichte sie die Kniekehle, hier nahm sie die Feder so weit zurück, dass sie diese nur mit den dünnsten Fasern berührte.
Scheinbar hatte Irene den richtigen Punkt gefunden, der Atem der Lehrerin war nun schwer zu vernehmen. Tief. Irene glaubte fast, dass sie in den Lauten bereits ein leises Stöhnen hörte.
Sie spielte eine ganze Weile in dieser äußerst zarten Region, dann ließ sie die Feder langsam kreisend über die Innenseite des Schenkels gleiten.
Wie sehr wünschte sie sich, über die weiche Haut streicheln zu dürfen.
Sie konzentrierte sich auf ihre Nase und vermeinte fast, den warmen Duft vernehmen zu können, der der erregten Lehrerin entstieg.
Bisher hatte sie kein Zeichen dafür gefunden, dass die Lehrerin irgendwelche Kleider trug. Sollte sie etwa genauso nackt sein, wie sie selbst? Der Gedanke beschleunigte Irenes Fantasie.
Sie näherte sich dem Lustzentrum nun und wechselte auf die Außenseite der Schenkel. Wie gerne würde sie diese bei Kerzenschein sanft und warm scheinen sehen.
Bis auf eine kleine und nur scheinbar zufällige Bewegung über die Vagina der jungen Frau vermied sie die Berührung dieser Region. Diese zarte Berührung jedoch ließ die Lehrerin leicht erzittern.
Nun war es nicht zu leugnen, dass die Lehrerin erregt war. Ihr schwerer Atem war deutlich zu vernehmen und die Streicheleinheiten der Feder geschahen synchron mit der Bewegung der Lungen.
Mittlerweile saß sie genau zwischen den Beinen der jungen Frau. Der Duft der Lehrerin war nicht zu ignorieren und Irene musste gegen den immer stärker werdenden Wunsch kämpfen, ihren Kopf dem Duft entgegenzustrecken und ihn aufzusaugen.
Vorsichtig richtete sie sich auf, um sich nunmehr dem Oberkörper widmen zu können.
Spielerisch fand sie die Vertiefung des Bauchnabels und tunkte die Feder einige Male in die Vertiefung, dann umkreiste sie ihn in immer weiter werdenden Kreisen. bis sich schließlich die Unterseite der Brüste fand, der sie ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte.
Die Feder spürte, wie die Brüste sich unter dem schwerer werdenden Atem der jungen Frau hob und senkte. Sie folgte der natürlichen Wölbung der weichen Brüste und fand schließlich die Knospen der Brustwarzen, die hart aufgerichtet waren.
Wie gerne hätte Irene diese mit ihrer Zunge liebkost, sich in den zarten Wogen der Brüste ertränkt.
Stattdessen labte sie sich in ihren Vorstellungen an den Reizen, die dieser Anblick demjenigen bot, der in der Lage war, ihn zu genießen.
Die ganze Zeit über war sie so konzentriert, dass sie, obwohl sie nur über die Feder Kontakt mit der jungen Frau hatte, jeden Quadratzentimeter studierte und kennen lernte. Sie war sich sicher, dass sie den Körper dieser Frau besser kannte, als jeder andere, der je mit ihr intim gewesen war.
Sie folgte der Außenseite der Brust bis in die Ansätze der Achselhöhle du strich schnell über die Schulter und Oberarme.
Mittlerweile wurde die Feder von dem zitternden Atem der Lehrerin leicht bewegt und auch Irene nahm den schwülen, süßlichen Atem wahr.
Schließlich setzte sie ihren Weg fort und strich die Linie des schlanken Halses hinauf, den sie immer schon so bewundert hatte.
Sie musste sich dazu ziemlich strecken.
Besondere Aufmerksamkeit ließ sie der empfindlichen Region am Haaransatz zuteil werden.
Schließlich führte sie die Feder über die Ohrläppchen bis an die Nasenspitze, umschlängelte die Lippen, um dann in einer schnellen Bewegung das Kinn, den Hals, das Dekollete hinunter, bis zum Schamhügel.
Sie spürte, die Schamhaare und versuchte ihre Konturen zu ergründen.
Dies erregte die Lehrerin nun noch mehr. Ihr Stöhnen war zu einem üppigen Laut angeschwollen, der nur zum Atemholen aussetzte.
Diese Laute der jungen Frau, die von einer derartigen Lust zeugten, machten Irene unglaublich glücklich. Sie war endlich in der Lage, etwas von der Befriedigung zurückzuzahlen, die sie in dieser Liaison erlebte. Sie konnte endlich ihren Nutzen beweisen und ihre Entschlossenheit,
Der schwere Duft der Lehrerin erfüllte die Anwältin. Sie stellte sich die Feuchtigkeit vor, die sich zwischen ihren Beinen gebildet haben musste. Als die Feder zwischen den beiden Schamlippen hindurchglitt, erhöhte die Flüssigkeit den Widerstand, und Irenes Finger, die die Feder hielten, konnten dies genau erfühlen.
Das Stöhnen der Lehrerin wurde immer lauter und ihre Laute ermunterten die Anwältin nur noch mehr. Immer mehr konzentrierte sie sich auf die Vagina, die sie liebend gerne betrachtet hätte. Sie ließ die Feder mal ganz zart, dann wieder härter über sie gleiten, der ganzen Länge, bis zwischen die Backen ihres Pos.
Und dann spürte sie plötzlich die Hand der Lehrerin auf ihrem Hinterkopf, die sie zu sich, zwischen die Beine drückte.
Irene ließ die Feder sinken und sich führen.
Der Geruch der Lehrerin wurde stärker und stärker, füllte nunmehr jede Sinneswahrnehmung aus und ließ keinen Raum für etwas anderes.
Irene kam nicht der Gedanke, dass sie das, was sie im Begriff zu tun war, noch nie getan hatte, dass es ungewohnt, vielleicht sogar mehr war.
Es war einfach richtig.
In diesem Moment gab es nichts anderes auf der Welt und nichts, das wahrer war.
Sie stupste mit ihrer Nase an die Klitoris, die geschwollen aus der Scheide hervorlugen musste und von da leicht in die Öffnung der Scheide.
Nichts anderes existierte nunmehr neben diesem Duft.
Irene wurde etwas schwindelig.
Langsam streckte sie ihre Zunge vor und schon wurde diese von der Feuchtigkeit der Lehrerin umfangen, die laut aufstöhnte.
Irene fuhr die Scheide entlang, umspielte die Klitoris und tauchte dann kurz die Zunge in die Scheidenöffnung.
All dies geschah mal sanft und dann fordernder.
Es dauerte nur nicht lange, bis die Lehrerin sich schließlich aufbäumte und mit beiden Händen roh Irenes Haare packte und den Rhythmus vorgab, in dem Irenes Zunge zwischen die Schamlippen vorstieß und den langen, heftigen Orgasmus auslöste, der die Lehrerin überwältigte.
Selbst vollkommen erregt, spürte Irene, wie die Lehrerin nur langsam wieder zu sich fand. Schwer atmend sich von der Eruption erholte. Während dieser Zeit leckte Irene nunmehr sanft und fast tröstend zwischen den Beinen der Frau, nahm den Geschmack des Höhepunktes auf und geduldete sich.
Schließlich sprach die Lehrerin mit belegter Stimme.
„Das hast du sehr gut gemacht!“
Ihre Hände griffen erneut, nunmehr aber zärtlicher, in Irenes Haare und lotsten ihren Kopf zu einem langen, intensiven Kuss, der Irene den Atem raubte.
Als die Lehrerin sich von Irene gelöst hatte. Sprach sie:
„Ich bin sehr, sehr zufrieden mit dir. Du darfst dich jetzt umdrehen und zurück zur Tür kriechen, dich anziehen und nachhause gehen.“
Irene war so glücklich über das gerade geschehene, dass ihr nicht der Gedanke kam, frustriert zu sein, weil ihr eigener Höhepunkt ihr versagt geblieben war.
Stattdessen drehte sie sich um und kroch unter der Anweisung der Lehrerin aus dem Wohnzimmer.
Die Gewissheit, dass die Lehrerin die Feuchtigkeit zwischen Irenes Beinen sehen konnte, machte sie glücklich.
13
Zehenübungen
An den nächsten Abend erinnerte sich Irene noch lange zurück.
Die Lehrerin hatte sie angerufen und gefragt, wie gut Irene kochen könne, worauf sie in aller Bescheidenheit sagte, dass man sie für ihre Kochkünste schon gelobt hatte. Sie war daraufhin in Frau Wantias Wohnung eingeladen worden und stand nun in deren Küche und kochte ein Festmahl. Es bereitete ihr Genugtuung, die junge Frau zu bekochen und sie hoffte, dass es dieser schmeckte.
Frau Wantia erschien etwas müde beim Essen, doch sie lobte Irene für deren gelungenes Mahl. Insgesamt machte die jüngere Lehrerin einen leicht betrübten Eindruck. Auch demonstrierte sie keine Macht und suchte ein ganz normales Gespräch. Sie interessierte sich für Irenes Arbeit und privates.
Die Anwältin erwog, zu fragen, ob Frau Wantia etwas bedrückte. Sie entschied sich dagegen, das wäre vollkommen unangemessen gewesen.
„Das Essen war köstlich. Lass uns ins Wohnzimmer gehen.“
Sie stand auf, nahm eine der Kerzen vom Esstisch und blies die andere aus.
„Bring den Champagner mit, er steht im Kühlschrank. Holen wir den Abend nach, der letzte Woche nicht stattgefunden hatte.“
Irene hörte deutlich die Melancholie in Frau Wantias Stimme und gehorchte.
Als sie ins Wohnzimmer kam, das nur durch die Kerze beleuchtet war, saß die Lehrerin schon auf der Couch. Irene kam herein, stellte den Champagner und die Gläser ab und blieb unschlüssig stehen, da sie eine Anordnung erwartete.
Frau Wantia sah sie lange an.
„Tu mir den Gefallen und zieh dich bis auf Höschen und BH aus. Ich möchte deinen Körper sehen.“
Die Sanftheit, mit der dieser Wunsch vorgetragen wurden, erstaunte Irene, doch sehr gerne gehorchte sie. Ohne eine große Show abzulegen aber mit bewussten Bewegungen entledigte sie sich ihrer Schuhe, der Strümpfe, der Bluse und des Rocks. An diesem Abend hätte sie liebend gerne auch Büstenhalter und Slip abgelegt, aber der Wunsch wurde nicht geäußert, und so war Irene zufrieden damit, ein Lächeln in den Augen der Lehrerin zu sehen.
„Du bist schön. Du gefällst mir. Massier mir die Füße.“
Irene begab sich auf ihre Knie und massierte zärtlich die Füße ihrer Gebieterin, die sich zurücklehnte und die Aufmerksamkeit genoss. Dies zog sich über einige Minuten hin, die Irene sehr genoss und sie gab sich große Mühe, jeden einzelnen Zeh angemessen zu verwöhnen.
Schließlich sprach die Lehrerin:
„Setz dich zu meinen Füßen, wo dein Platz ist.“
Der Finger wies auf den Boden.
Irene gehorchte.
„Unterhalte mich. Erzähl mir etwas.“
„Was soll ich erzählen?“
„Sag mir, was du fühlst.“
„Was ich fühle? Was fühlst du, wenn du hier vor mir auf dem Boden sitzt? Nein, warte. Leg dich flach auf den Boden und dann erzähl es mir.“
Irene legte sich wie befohlen auf das kalte Parkett, fast unbekleidet. Sie dachte nach.
„Es ist schwer, darüber zu sprechen. Es ist schwer in Worte zu kleiden, was ich fühle. Es ist alles so neu. Auf der einen Seite ist es nicht zu glauben, dass ich Ihnen so hörig sind, dass ich Ihren Befehlen folge, dass ich mich Ihnen ausliefere. Ich bin immerhin eine erfolgreiche Frau. Ich habe meine eigene Existenz und habe hart dafür gearbeitet, dass mir niemand mehr etwas sagt und mich rumschubst. Und nun empfinde ich Lust dabei, mich zu unterwerfen und meine mühsam erkämpfte Unabhängigkeit abzugeben.“
Plötzlich fühlte Irene den nackten Fuß Frau Wantias. Ihre Zehen kreisten spielerisch um den Bauchnabel. Die Bewegung elektrisierte sie und sie musste in ihrer Erzählung stocken.
„Ich zittere förmlich, wenn Sie mir einen Befehl erteilen und mein Herz schlägt schneller, wenn Sie anrufen, wenn Sie mich ansehen, wenn Sie lächeln.“
Der Fuß bewegte sich höher, ihre Seite entlang die Rippen hinauf, hielt kurz inne bei jeder Rippe, die er ertastete und lief weiter.
„Ich habe manchmal ein solches Verlangen, Sie zu sehen, bei Ihnen zu sein, dass die Zeit stehen zu bleiben scheint. Manchmal sitze ich da voller Ungläubigkeit und sehe, wie quälend langsam der Sekundenzeiger der Uhr sich fortbewegt, bis ich Sie treffen darf.“
Der Fuß hatte nun seinen Weg bis an die Achsel Irenes gefunden und drang kurz und spielerisch in die warme Höhle ein, drehte sich dort kurz und bewegte sich einige Male hinein und hinaus.
Irene war überwältigt von den Berührungen und spürte, wie der kühle Parkettboden von ihrer ausströmenden Wärme erhitzt wurde.
„Ich werde mit Glück überschüttet, wenn ich Ihre Befehle erfolgreich bewältige und Sie zufrieden sind.“
Der Fuß bewegte sich nun in Richtung der linken Brust, folgte der Linie des BH und spielte so lange mit der Brustwarze, bis diese hart den Stoff aufrichtete, dann bewegte sich der Fuß weiter zur anderen Brust und wiederholte das Spiel.
Irene hatte Schwierigkeiten zu sprechen vor Erregung, ein leises Stöhnen entfuhr ihr und sie wünschte sich sehnlichst, dass die Lehrerin sie zu sich berufen würde, dass sie sie in die Arme nahm.
„Ich ertrage das Warten manchmal nicht und wünsche, dass Sie mir endlich das gewähren, was ich schon so lange begehre. Aber ich weiß, dass die Entscheidung diesbezüglich bei Ihnen liegt und ich mit genügsam geben muss.“
Schließlich wanderte der Fuß wieder zurück ihren Bauch hinunter, umspielte erneut ihren Bauchnabel.
Irene hoffte, dass ihre Worte bei der Lehrerin eine ähnliche Wirkung hatten wie der Fuß bei ihr, und sie wollte die junge Frau mit ihren Worten verführen, zu mehr animieren. Ihr Verlangen stieg und wurde unerträglich. Noch nie war sie alleine von der Berührung eines Fußes so erschüttert worden und der Wunsch nach Erfüllung wurde übermächtig.
Nun bewegte sich der Fuß langsam hinunter, erreichte das Bündchen ihres Slips, hielt dort kurz an, fuhr ihn entlang. Schließlich schlängelte sich der große Zeh unter den Bund.
Irene konnte nicht mehr sprechen. Sie hatte sich ihren Gefühlen hingegeben und spürte die Brandung in ihrem Schoß, die immer drängender in ihrem Unterleib wogte und die Dämme ihrer Zurückhaltung zu brechen schien.
Sie hätte schreien mögen, dass der Zeh, der ein eigenes Leben entwickelt zu haben schien, sich weiter bewegen möge, dass der Zeh sich ihrer bemächtigen möge.
Doch er war grausam und verharrte in seiner Stellung, ja er glitt aus dem Slip hinaus, fuhr gleich aber über den Stoff und bewegte sich weiter zu seinem Ziel.
Irene spürte, wie ihre getrimmten Schamhaare unter dem Stoff ein luftiges Bett bildeten, auf dem der Fuß sich bewegte. Und auf diesem Bett verharrte der Fuß.
Die Qual wurde härter. Reglos versagte der Fuß Irenes Wünsche. Sie stöhnte frustriert und wand sich auf dem glatten Boden.
Auf einmal hörte Irene die flüsternde Stimme der jungen Lehrerin.
„Sprich über deine Ängste. Wovor hast du Angst?“
Irene brauchte einige Zeit, sich zu besinnen, wieder ein wenig Kontrolle über ihren Verstand zu erlangen. Solche Gedanken zu formulieren bereitete ihr teilweise Probleme. Sie atmete tief durch. Sie wollte nicht sprechen. Sie wollte nichts sagen, nicht denken. Sie wollte einzig den Fuß. Doch dieser verharrte in seiner reglosen Stellung, wie ein Raubtier auf der Lauer.
„Sprich“, kam erneut das Flüstern. „Sprich.“
Irene besann sich. Vielleicht könnten ihre Worte den Fuß zu weiteren Taten animieren.
„Manchmal bereiten Sie mir Angst. Furchtbare Angst. Ich kann nicht verstehen, wie ein Mensch Spaß daran finden kann, einen anderen so zu peinigen. Ich weiß nicht, was Sie bewegt.“
Der Fuß hatte sich nun in Bewegung gesetzt und fuhr den Venushügel hinauf.
„Sprich weiter.“
„Sie sind für mich unergründlich und unberechenbar. Sie gehen manchmal zu weit und mir graut es dann davor, was vielleicht noch alles passieren wird, was Sie mir antun können, den ich kann Ihnen nicht widerstehen. Ich bin Ihnen hörig. Ausgeliefert.“
Es wurde wieder zunehmend schwer, für Irene zu sprechen. Der Fuß hatte nun ihre Schamlippen erreicht und presste den durchtränkten Slip mit seiner schwülen Feuchtigkeit sanft auf und nieder.
„Sprich weiter“, erklang erneut die hypnotische Stimme.
Irenes Stimme war reduziert zu einem Keuchen. Die Brandung drängte und Irene sah, wie sie überwältigt wurde. Lange würde sie dem Fuß nicht widerstehen können.
„Sie machen mir Angst. Angst, wenn Ihre Pläne plötzlich andere Wendungen nehmen. … Sie machen mir Angst.“
Irene spürte den hitzigen und salzigen Duft, der ihrer Vagina entströmte und sich in den Slip ergoss und den Fuß benetzte. Dieser bewegte sich rhythmisch vor und zurück.
Die Wärme Ihres Schoßes hatte nun alles erfasst. Sie war bis in die letzte Windung ihres Hirns gekrochen und hatte jeden rationalen Gedanken verdrängt. Längst war sie jenseits aller Kontrolle und nahm nichts mehr um sie herum wahr.
„Am meisten Angst aber habe ich, dass Sie mich verlassen.“
Mit diesen Worten wurden die Bewegungen des Fußes drängender.
Irene war nun am Rand des heftigsten Höhepunktes, den sie jemals erlebt hatte. Es gab kein zurück mehr. Ihr stöhnen hatte sich bereits zu einem leisen Schreien gewandelt.
Als sie die Stimme der Lehrerin vernahm, geschahen gleich mehrere Dinge gleichzeitig:
„Es ist in Ordnung. Gib dich hin!“
In diesem Moment brach es aus ihr heraus. Ihr Unterleib zuckte und wurde von heftigsten Eruptionen erschüttert. Die letzten rationalen Überlegungen, zu denen sie noch fähig war, waren die von Furcht. Was geschah mit ihr?
Doch mit dem Höhepunkt geschah noch etwas anderes.
Mit einem Mal spürte sie einen heißen Stich, der auf ihren Bauch einschlug. Überlagert von den Brechern ihres Höhepunktes nahm sie diesen jedoch nur als weitere Wärmequelle wahr. Mehr Stiche folgten, während sie von ihren Glücksgefühlen umspielt wurde.
Als sie für einen Moment die Augen öffnete, stand weit über ihr thronend die junge Frau und lies aus der Höhe Kerzenwachs auf ihren Bauch und vor allem ihren Bauchnabel tropfen. Sie ließ es geschehen und erst nach und nach nahm sie die Wärme als Schmerz wahr, der jedoch direkt gelöscht wurde von den Endorphinen ihres sich windenden Körpers.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Irene wieder bei sich war und die Erlebnisse einigermaßen bewältigt hatte.
Auf Geheiß der jüngeren Frau pulte sie vorsichtig in einem Stück den Wachs von ihrem Bauch, der ihren ganzen Nabel gefüllt hatte und gab diesen der Lehrerin.
Schließlich begab sie sich auf die Knie, kroch zu der Lehrerin, die wieder auf der Couch saß, senkte ihren Kopf und küsste den Fuß, der sie gerade zum Höhepunkt gebracht hatte.
„Danke.“
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